Sonntag, 23. November 2014


Ewigkeitssonntag oder Totensonntag

Zum Ende des Kirchenjahres rückt in der Christenheit die Frage nach den letzten existentiellen Dingen in den Mittelpunkt: der Tod und das ewige Leben. Es soll den Gläubigen vor Augen geführt werden, dass menschliches Leben zwar endlich ist, aber bei Gott ewig aufgehoben bleibt.
Der letzte Sonntag im evangelischen Kirchenjahr erinnert an die Vergänglichkeit allen Seins und trägt deshalb die Bezeichnung Ewigkeits- oder Totensonntag. Die Verbindung beider Begriffe signalisiert den Christen, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, sondern sie im Jenseits das ewige Leben im Reich Gottes erwartet. Wir bekennen deshalb im Apostolischen Glaubensbekenntnis: „Wir glauben an die Auferstehung von den Toten und an das ewige Leben“.
Diese Hoffnung gründet auf Jesus Christus, der am 3. Tag nach seinem Opfertod am Kreuz von den Toten auferstanden ist und uns sterblichen Menschen zugesichert hat, dass auch wir eines Tages aus dem Grab ins Leben zurückkehren werden.
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen.“ So beschreibt der Apostel Paulus das Geschehen am Ende der Zeit im 1. Thessalonicherbrief 4,14. Die bereits Entschlafenen werden von Gott durch Jesus mit ihm zurück gebracht werden. Aber da wir den Zeitpunkt des Weltuntergangs nicht kennen, kann es zu einer Zeit geschehen, wo noch Menschen auf der Erde leben. Paulus und die anderen Apostel der Urgemeinde waren sogar davon überzeugt, dass es noch zu ihren Lebzeiten passieren wird, und deshalb fährt er im selben Brief fort und lehrt, dass die, die zum Zeitpunkt der Apokalypse noch am Leben sind, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden: zuerst werden die Toten, dann die Lebenden gemeinsam in Wolken dem Herrn entgegen entrücken.
Das Leben im Reich Gottes ist verheißungsvoll, wie in der Offenbarung des Johannes 21,4 zu lesen ist: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird sein.“

Der feste Termin für den Toten- oder Ewigkeitssonntag wurde erst vor rund 200 Jahren festgelegt. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen bestimmte 1816 für die evangelische Kirche in den preußischen Gebieten den Sonntag vor dem 1. Advent zum „allgemeinen Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“.
Für den Herrscher waren schwere Jahre zu Ende gegangen. Im Oktober 1806 hatte die preußische Armee bei Jena und Auerstedt eine vernichtende Niederlage durch das Heer Napoleons erlitten. Der französische Kaiser verkleinerte als Folge davon das preußische Staatsgebiet um die Hälfte, ließ Besatzungssoldaten einquartieren und forderte zusätzlich horrende Kriegsentschädigungszahlungen. 
Die königliche Familie musste jahrelang in Memel und Königsberg im Exil unter ärmlichen Verhältnissen leben. Am 19.7.1810, kurz nach der Rückkehr in die Hauptstadt Berlin, starb Königin Luise nach 17 Jahren glücklicher Ehe. Friedrich Wilhelm III. und seine Gattin führten eine Liebesehe, aus der zehn Kinder hervorgegangen waren. Luise war auch die engste Vertraute und Beraterin des Königs und war ihm in den Krisenjahren eine zuverlässige Stütze.
Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde Preußens Größe wiederhergestellt, aber Luise konnte diesen Triumpf nicht mehr miterleben. Und so mischte sich in die Freude des Königs Trauer, und er setzte einen Gedenktag fest für die Gefallenen der Befreiungskriege und die verstorbene Königin Luise. Es sollten jene nicht vergessen werden, die zum Sieg über Napoleon beigetragen hatten.

Andere evangelische Landeskirchen übernahmen diese Bestimmung. Und so wird am Ende des Kirchenjahres der Verstorbenen und der eigenen Sterblichkeit gedacht, bevor mit dem 1. Adventsonntag das Warten auf die Ankunft des Messias beginnt, der den Tod überwunden hat.

1 Kommentar:

  1. ich habe sehr viel neues gelesen, ich wusste zwar von dem ewikgeitssonntag aber ich habe ihn nie richtig wahrgenommen. Aber jetzt seh ich ihn mit etwas anderen augen :)
    erstaunt war ich, dass er erst vor 200 jahren eingeführt wurde!

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