Stephanus,
der erste christliche Märtyrer. Ein Nachruf
(Apostelgeschichte
6,1 – 8,3)
Am
26.12., dem zweiten Weihnachtsfeiertag, gedenkt die Kirche des ersten
christlichen Märtyrers Stephanus. Er verleugnete auch unter
Bedrohung seines Lebens seinen Glauben nicht und erfüllte damit die
Forderung Jesu nach der rechten Nachfolge: „Will
mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz
auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s
verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s
finden.“ (Matth
16,24.25)
Die
Urgemeinde in Jerusalem bestand aus einer kleinen Gruppe frommer
Menschen, die sich im Glauben an den auferstandenen Herrn
zusammengefunden hatte und ein frommes Leben führte. Sie verstand
sich als eine heilige Gemeinschaft der Endzeit, weil ihre Anhänger
die Wiederkunft Jesu noch zu ihren Lebzeiten erwarteten. Sie
begriffen sich als das auserwählte Volk Gottes vor dem Weltuntergang
und dem Anbruch des Reiches Gottes.
Die
zahlenmäßig überschaubare urchristliche Gemeinde kam ohne ein
hierarchisches Amt aus, brauchte aber doch Führungskräfte für die
alltäglichen Aufgaben. Diese Leitungsfunktion hatten die 12 Aposteln
inne. Sie begründeten ihre
Autorität mit ihrer Rolle als Jünger, die mit Jesus persönlich in
Galiläa herumgezogen sind.
Doch
schon bald kam es zu Spannungen in der Gruppe. Die
neu getauften Juden, die aus der hellenistischen,
griechischsprachigen Diaspora stammten, fühlten sich benachteiligt
gegenüber den einheimischen, aramäischsprachigen Judenchristen. Die
Schuld daran gaben sie den 12 Aposteln. Diese
sahen sich mit wachsender Kritik an ihrer Amtsführung konfrontiert.
Es
entstand ein Richtungsstreit um die Grundsatzfrage: wer hat welche
Aufgabe in der Gemeinde zu erfüllen? Die leitenden Aposteln mussten
sich den Vorwurf der Freunderlwirtschaft gefallen lassen. Empört
wiesen sie die Anschuldigungen zurück und entgegneten, sie könnten
schließlich nicht für alle Aufgaben zuständig sein: „Wir
aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.“
(Apg 6,4) Um sie zu
entlasten, wurden sieben Männer aus der griechischsprachigen
Diaspora für die diakonischen Verpflichtungen in der Gemeinde
gewählt.
Einer
von ihnen war Stephanus, ein Mann von besonderer Persönlichkeit:
„voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große
Zeichen unter dem Volk.“ (Apg
6,8) Er beschränkte sich also nicht auf seinen festgelegten
Aufgabenbereich, sondern trat ebenso wie die Aposteln vor dem Volk
als Missionar und Prediger auf. Und er ging über deren Verkündigung
weit hinaus, indem er an die radikale Kult- und Tempelkritik Jesu
anknüpfte und öffentlich die Bedeutung des Tempels und des
mosaischen Gesetzes für das Christentum bestritt. Damit provozierte
er den Sanhedrin, den Hohen Rat der jüdischen Geistlichkeit.
Stephanus wurde verhaftet und vor das geistliche Gericht gestellt.
Doch er gedachte der Worte Jesu: „Wer nun
mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem
himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den
will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater!“
(Matth 10,32.33)
Die
Ankläger brachten ihn vor die Tore der Stadt und steinigten ihn
wegen seinen christlichen Bekenntnisses zu Tode.
Gottes
Wege sind unergründlich, aber er hat immer Recht, auch wenn wir in
der augenblicklichen Situation, vor allem wenn es eine Notlage ist,
seinen guten Willen nicht begreifen können. Stephanus, sein treuer Anhänger, musste für seinen Glauben grausam sterben und die
hellenistischen, griechischsprachigen Mitglieder der urchristlichen
Gemeinde, die dessen radikale Kult- und Tempelkritik teilten, sahen
sich als Folge davon einer harten Verfolgung durch die jüdische Geistlichkeit
ausgesetzt. Sie flohen aus Jerusalem und suchten Zuflucht in den
angrenzenden nichtjüdischen Ländern des Römischen Reiches. Vor
allem in den Städten Damaskus und Antiochia fanden sie ein neues
Zuhause.
Aber
sie kamen nicht mit leeren Händen, sondern brachten ihren neuen
Glauben mit und verkündigten ihn den Menschen, die noch nie etwas
von Jesus von Nazareth gehört hatten. Begeistert ließen sich viele
Heiden taufen. Und was ausgesehen hatte wie das Ende der christlichen
Bewegung entpuppte sich als Beginn der christlichen Weltkirche.
Gottes Plan geht immer auf.
Und
es sollte ein Mann der christlichen Lehre den Durchbruch zur größten
Glaubensgemeinschaft der Welt verschaffen, von dem es niemand
erwartet hatte: Saulus aus Tarsus, der als Paulus in die
Weltgeschichte eingegangen ist. Er war zur Rabbinerausbildung nach
Jerusalem gekommen. Aus tiefster Überzeugung, die Christen würden
Gotteslästerung betreiben, nahm er an der Ermordung des Stephanus
teil: „und sie stießen Stephanus zur Stadt
hinaus und steinigten ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider ab zu
den Füßen eines jungen Mannes, der hieß Saulus.“ (Apg
7,58)
Aber
Gott hatte andere Pläne mit ihm, und Paulus wurde auf dem Weg nach
Damaskus von Jesus Christus selbst in die Nachfolge erwählt.
Überwältig von seinem Berufungserlebnis wurde Paulus vom
Christenverfolger zum überzeugenden Verkünder des Evangeliums.
Bis
zum Jahre 313 n.Chr. wurden die Christen von den römischen
Machthabern blutig verfolgt, gefoltert und qualvoll hingerichtet. Und
doch konnten die Kaiser den Glauben an Jesus Christus nicht brechen. Deren Bereitschaft für Jesus in den Tod zu gehen beeindruckte die
römische Bevölkerung letztendlich so stark, dass sich immer mehr
taufen ließen und der Todesgefahr trotzten.
Stephanus
war der erste Märtyrer der christlichen Kirche. Tausende folgten
seinem Beispiel - bis heute: die Christen sind in der Gegenwart
diejenige Glaubensgemeinschaft, die am grausamsten verfolgt wird.
Aber trösten wir uns mit der Hoffnung, die Jesus, unser Herr und
Gott, uns auf unseren Glaubensweg mitgegeben hat: „Ich
bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird
leben, auch wenn er stirbt“ (Joh
11,25)
sehr aufschlussreich, weil man nie wirklich erfährt woher der stefanitag kommt!
AntwortenLöschenEs ist auch sehr interessant, dass paulus, der doch sehr bekannt ist, auch noch für seinen tod gesorgt hat.
Es würde mich allerdings sehr interessieren, wieso der stephanitag entstanden ist und warum es gerade der tag ist?