Die
zehn Aussätzigen
und ihre Heilung
Jesus
war auf dem Weg nach Jerusalem, um in der heiligen Stadt sein
Lebenswerk zu vollenden. Um zu seinem Ziel zu gelangen, musste er
durch Galiläa und Samaria ziehen. So kam er in ein Dorf, dessen Name
nicht genannt wird. Dort begegnete er einer Gruppe von Männern, die
an einer schrecklichen Krankheit litten: dem Aussatz.
Damit ist in
der Bibel jede Hautkrankheit gemeint, meistens Lepra oder
Schuppenflechte. Die Medizin hatte damals einen weit geringeren
Wissensstand als heute und konnte nicht die einzelnen Krankheiten
unterscheiden. Es gab auch kaum ärztliche Hilfe.
Die
zehn aussätzigen Männer standen in der Ferne und riefen Jesus
flehentlich zu: „Jesus,
lieber Meister, erbarme dich unser!“ (Lukas
17,13) Ihre Verzweiflung über ihre Krankheit ist
verständlich, denn Aussatz bedeutete damals nicht nur körperliche
Schmerzen, sondern im Judentum auch Ausschluss aus der Gemeinschaft.
Menschen, die das Unglück hatten, von einer Hautkrankheit befallen
zu werden, hatten ein jämmerliches Leben vor sich: entweder
fristeten sie ihr Dasein als Bettler oder sie lebten in einem
abgesonderten Ort außerhalb des Dorfes von Lebensmittelspenden.
Jesus
berührte das Leid der Kranken, und er heilte sie. Und er forderte
sie auf: „Geht
hin und zeigt euch den Priestern!“ (Lukas
17,14) Die zehn Männer gehorchten und begaben sich auf den
Weg zum Tempel in Jerusalem.
Warum
schickte Jesus die Geheilten dorthin? Waren sie jetzt – frei vom
Aussatz - nicht sofort berechtigt, wieder ihren Platz in Familie und
Dorfgemeinschaft einzunehmen?
Doch
so einfach ging das nicht, sie brauchten die Genehmigung eines
Priesters.
Es gehörte zu den Pflichten eines Priesters, bei
Erkrankten Symptome von Aussatz festzustellen bzw. bei Genesung sie
wieder für kultisch rein zu erklären und in die Gemeinschaft
zurückzuschicken.
Wenn
der Priester Aussatz diagnostizierte, schloss er als Konsequenz den
Betroffenen aus der Gesellschaft aus. Der eine Grund für diese harte
Vorgehensweise war der Schutz der Gesunden vor Ansteckung. Und der
andere Grund war der Glaube, dass Aussatz kultisch unrein machte, und
der Erkrankte deshalb von den Gesunden, den kultisch Reinen, die an
allen religiösen Handlungen teilnehmen durften, abgesondert werden
musste.
Die
Unglücklichen durften nicht mehr an Gottesdiensten und religiösen
Feiern teilnehmen und mussten ihre Familien, deren Alltag ebenfalls
vom religiösen Gesetz bestimmt war, verlassen. Die Thora, das
jüdische Gesetz in den 5 Büchern Mose, gab strenge Anweisungen „Wer
nun aussätzig ist, soll zerrissene Kleider tragen und das Haar lose
und den Bart verhüllt und soll rufen: Unrein, unrein! Und solange
die Stelle an ihm ist, soll er unrein sein, allein wohnen, und seine
Wohnung soll außerhalb des Lagers sein.“ (3
Mose 13,45.46)
Dieser
Härte hielt Jesus mit seinem Heilungswunder entgegen und stellte die
Nächstenliebe über das Gesetz.
Für
Jesus ist die Barmherzigkeit mit den Notleidenden wichtiger als jedes
kultische Gebot. Der Messias aus Nazareth erachtet mitmenschliches
Verhalten für hochrangiger als kultische Reinheit auf Kosten der
Nächstenliebe: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“
(Lukas 6,36) predigt er
den Menschenmengen, die ihm begeistert zuhören. Jesus lehrt, dass
Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft Gott erfreuen, die
selbstgerechte buchstabengetreue Befolgung des Gesetzes nicht. Der
Heidenapostel Paulus wird diese Lehre Jesu in der christlichen Kirche
durchsetzen: „Nun aber sind wir vom Gesetz
frei geworden und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, so dass
wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des
Buchstabens.“ (Römer
7,6)
Jesus
stand auch persönlich für seine Worte ein: er hatte keine
Berührungsängste mit sogenannten „unreinen“ Menschen.
Beispielsweise ließ er sich von einer blutflüssigen Frau anfassen,
ging in die Nähe von Aussätzigen, berührte sogar Tote.
So
verletzte er laufend die Reinheitsgebote der Thora und betonte zudem,
dass er dies zur höheren Ehre Gottes tue. Damit provozierte Jesus
die jüdische Geistlichkeit, vor allem die Pharisäer, die
buchstabengetreu die Thora befolgten. Letztendlich machte sich Jesus
die jüdische Geistlichen zu Todfeinden und musste den Weg nach
Golgatha antreten und am Kreuz sterben.
Welches
Verhalten Jesus von uns erwartet, wird deutlich in seiner
Abschiedsrede beim letzten Abendmahl kurz vor seiner Verhaftung: „Ein
neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich
euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird
jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe
untereinander habt.“ (Johannes
13,34.35)
Zeigen
wir uns der Liebe Jesu Christi, der sich für uns hat kreuzigen
lassen, würdig, und bemühen wir uns, ein Leben nach seinen
Wertmaßstäben zu führen.
Ist heutzutage ja immer noch, wenn man hustet setzten sich Leute weg oder schauen oder sagen sogar was. Ok, ist jetzt nicht so dramatisch wie damals bei Jesus. Aber wer weiß, wie schnell das gehen kann..
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