Das
Kreuz – christliches Symbol für die Liebe Gottes
Johannes
der Täufer stand am Jordan und rief die Juden zur Buße auf. Viele
Menschen kamen zu ihm und ließen sich durch seine aufrüttelnden
Reden zur Umkehr von ihrem sündigen Leben bewegen. Der asketische
Mann am Fluss erfüllte eine besondere Aufgabe Gottes: er war
auserwählt, „um von dem Licht zu zeugen,
damit sie alle durch ihn glaubten.“ (Johannes
1,7)
Und
plötzlich stand eines Tages diese Licht persönlich vor ihm: Jesus
von Nazareth war an den Jordan gekommen, und Johannes erkannte
sofort, dass der Messias vor ihm stand. Er behielt seine Erkenntnis
nicht für sich, sondern verkündete laut: „Siehe,
das ist Gottes Lamm, das der Sünde Welt trägt.“ (Johannes
1,29)
Einige
Jahre später wird die Ankündigung des Täufers Realität und das
Lamm, das keine Schuld auf sich geladen hat, zur Schlachtbank
geführt: „Und sie brachten ihn zu der Stätte
Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte. Und sie gaben ihm
Myrrhe in Wein zu trinken, aber er nahm's nicht. Und sie kreuzigten
ihn.“ (Markus 15,22-24)
Jesus erbrachte ein Blutopfer, um nach dem religiösen Denken jener
Zeit die erzürnte Gottheit mit dessen sündigen Geschöpfen zu
versöhnen. „Denn
der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben
in Christus Jesus, unserem Herrn.“
(Römer
6,23)
Aber
mit den Begriffen „Sünde“ und „Reich Gottes“ können in
Europa immer weniger Menschen etwas anfangen. Die Zielsetzung, nach
dem Jüngsten Gericht ins Paradies zu Gott einzugehen und nicht der
ewigen Verdammnis anheimzufallen, verliert dramatisch an Bedeutung.
Und damit auch der Opfertod Jesu. Denn wer nichts von Sünde hält,
braucht auch keine göttliche Vergebung.
Zwar
wissen noch alle Menschen, egal ob getauft oder nicht, dass das Kreuz
das Glaubenssymbol aller Christen ist, aber seine Bedeutung als
Zeichen für die absolute Liebe Gottes geht zunehmend verloren. „Ich
bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die
Schafe.“
(Johannes
10,11) ist die
Botschaft des Kreuzes, die in Europa zunehmend ungehört verhallt.
Das Kreuz wird zu einer leeren Hülse, weil es offenbar immer weniger
Menschen brauchen.
Beschleunigt
wird dieser Prozess durch eine falschverstandene Rücksicht auf die
religiösen Gefühle einer Minderheit, der Muslime und Atheisten. Man
nimmt in Schulen und öffentlichen Gebäuden die Kreuze von der Wand,
und niemand interessiert es, dass man damit die religiösen Gefühle
der Christen, die doch immer noch die Mehrheit sind, verletzt. In
letzter Zeit werden sogar Gipfelkreuze zerstört. Kommen dann als
nächstes die Kreuze auf den Kirchtürmen dran?
Derzeit
ist gängige rechtliche Meinung, dass, wenn man das muslimische Kopftuch in
öffentlichen Gebäuden und Firmen verbietet, man aufgrund der
Gleichbehandlung auch das christliche Kreuz verbieten muss. Das finde ich nicht
richtig. Das Kreuz verbindet als religiöses Symbol alle Christen
miteinander und ist durch das Neue Testament begründet. Das gilt
nicht für das Kopftuch der muslimischen Frauen. Denn es wird im
Koran nicht als religiöse Pflicht verlangt, und viele gläubige
Musliminnen tragen auch keinerlei Kopfverhüllung. Es zeugt lediglich
von einer konservativen Haltung Frauen gegenüber und ist Tradition
und nicht Lehre (wie ein führender Islam-Gelehrter der Kairoer
Azhar-Universität jetzt in einem Interview erklärte). Deshalb ist
für mich die Gleichsetzung von Kreuz und Kopftuch als religiöse
Symbole nicht einsichtig.
Besonders
frustrierend für mich als gläubige Christin ist der Anblick von
riesigen Kreuzen als Modeschmuck, wenn sie auf der Brust von
Showgrößen baumeln, die bekennende Nicht-Christen sind – wie die
Popsängerin Madonna, die Anhängerin der Kabbala ist.
Erschreckenderweise
fördern die großen christlichen Kirchen das Verschwinden des
Kreuzes aus dem öffentlichen Leben. In der römisch-katholischen
Kirche werden Heilige und ihre Körperteil-Reliquien an dessen Stelle
gesetzt. Die Orthodoxe Kirche erstarrt im byzantinischen Prunk mit
vergoldeten Prachtkirchen, und die evangelische Kirche besteht nur
noch aus Diakonie und belanglosen Predigten über was auch immer,
aber nicht über Jesus.
Mit
dem Verschwinden des Kreuzes aus dem öffentlichen Leben in Europa
verschwindet auch Jesus Christus aus dem Bewusstsein der Leute. Ein
Trend, der mich sehr betroffen macht und mit Angst erfüllt, weil für
mich ein Leben ohne den Messias aus Nazareth nicht denkbar ist.
Und
ich klammere mich an seine Zusage und finde Trost in seinen Worten:
„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine
Worte werden nicht vergehen!“ (Matthäus
24,35)
Ich
trage seit vielen Jahren ein kleines goldenes Kreuz als Anhänger an
meiner Halskette: nicht als Modeschmuck und nicht als Schutzbringer,
sondern als öffentliches Bekenntnis zu Jesus Christus, meinen Herrn
und Gott. Denn nur er allein gibt meinem Leben einen Sinn.
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