Sonntag, 11. September 2016



 

Das Kreuz – christliches Symbol für die Liebe Gottes





Johannes der Täufer stand am Jordan und rief die Juden zur Buße auf. Viele Menschen kamen zu ihm und ließen sich durch seine aufrüttelnden Reden zur Umkehr von ihrem sündigen Leben bewegen. Der asketische Mann am Fluss erfüllte eine besondere Aufgabe Gottes: er war auserwählt, „um von dem Licht zu zeugen, damit sie alle durch ihn glaubten.“ (Johannes 1,7

Und plötzlich stand eines Tages diese Licht persönlich vor ihm: Jesus von Nazareth war an den Jordan gekommen, und Johannes erkannte sofort, dass der Messias vor ihm stand. Er behielt seine Erkenntnis nicht für sich, sondern verkündete laut: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Sünde Welt trägt.“ (Johannes 1,29)


Einige Jahre später wird die Ankündigung des Täufers Realität und das Lamm, das keine Schuld auf sich geladen hat, zur Schlachtbank geführt: „Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte. Und sie gaben ihm Myrrhe in Wein zu trinken, aber er nahm's nicht. Und sie kreuzigten ihn.“ (Markus 15,22-24)
 Jesus erbrachte ein Blutopfer, um nach dem religiösen Denken jener Zeit die erzürnte Gottheit mit dessen sündigen Geschöpfen zu versöhnen. Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Römer 6,23)

Aber mit den Begriffen „Sünde“ und „Reich Gottes“ können in Europa immer weniger Menschen etwas anfangen. Die Zielsetzung, nach dem Jüngsten Gericht ins Paradies zu Gott einzugehen und nicht der ewigen Verdammnis anheimzufallen, verliert dramatisch an Bedeutung. Und damit auch der Opfertod Jesu. Denn wer nichts von Sünde hält, braucht auch keine göttliche Vergebung.

Zwar wissen noch alle Menschen, egal ob getauft oder nicht, dass das Kreuz das Glaubenssymbol aller Christen ist, aber seine Bedeutung als Zeichen für die absolute Liebe Gottes geht zunehmend verloren. „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Johannes 10,11) ist die Botschaft des Kreuzes, die in Europa zunehmend ungehört verhallt. Das Kreuz wird zu einer leeren Hülse, weil es offenbar immer weniger Menschen brauchen.
Beschleunigt wird dieser Prozess durch eine falschverstandene Rücksicht auf die religiösen Gefühle einer Minderheit, der Muslime und Atheisten. Man nimmt in Schulen und öffentlichen Gebäuden die Kreuze von der Wand, und niemand interessiert es, dass man damit die religiösen Gefühle der Christen, die doch immer noch die Mehrheit sind, verletzt. In letzter Zeit werden sogar Gipfelkreuze zerstört. Kommen dann als nächstes die Kreuze auf den Kirchtürmen dran?

Derzeit ist gängige rechtliche Meinung, dass, wenn man das muslimische Kopftuch in öffentlichen Gebäuden und Firmen verbietet, man aufgrund der Gleichbehandlung auch das christliche Kreuz verbieten muss. Das finde ich nicht richtig. Das Kreuz verbindet als religiöses Symbol alle Christen miteinander und ist durch das Neue Testament begründet. Das gilt nicht für das Kopftuch der muslimischen Frauen. Denn es wird im Koran nicht als religiöse Pflicht verlangt, und viele gläubige Musliminnen tragen auch keinerlei Kopfverhüllung. Es zeugt lediglich von einer konservativen Haltung Frauen gegenüber und ist Tradition und nicht Lehre (wie ein führender Islam-Gelehrter der Kairoer Azhar-Universität jetzt in einem Interview erklärte). Deshalb ist für mich die Gleichsetzung von Kreuz und Kopftuch als religiöse Symbole nicht einsichtig.

Besonders frustrierend für mich als gläubige Christin ist der Anblick von riesigen Kreuzen als Modeschmuck, wenn sie auf der Brust von Showgrößen baumeln, die bekennende Nicht-Christen sind – wie die Popsängerin Madonna, die Anhängerin der Kabbala ist.

Erschreckenderweise fördern die großen christlichen Kirchen das Verschwinden des Kreuzes aus dem öffentlichen Leben. In der römisch-katholischen Kirche werden Heilige und ihre Körperteil-Reliquien an dessen Stelle gesetzt. Die Orthodoxe Kirche erstarrt im byzantinischen Prunk mit vergoldeten Prachtkirchen, und die evangelische Kirche besteht nur noch aus Diakonie und belanglosen Predigten über was auch immer, aber nicht über Jesus.

Mit dem Verschwinden des Kreuzes aus dem öffentlichen Leben in Europa verschwindet auch Jesus Christus aus dem Bewusstsein der Leute. Ein Trend, der mich sehr betroffen macht und mit Angst erfüllt, weil für mich ein Leben ohne den Messias aus Nazareth nicht denkbar ist. 
Und ich klammere mich an seine Zusage und finde Trost in seinen Worten: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ (Matthäus 24,35)

Ich trage seit vielen Jahren ein kleines goldenes Kreuz als Anhänger an meiner Halskette: nicht als Modeschmuck und nicht als Schutzbringer, sondern als öffentliches Bekenntnis zu Jesus Christus, meinen Herrn und Gott. Denn nur er allein gibt meinem Leben einen Sinn.

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