Kein Blick zurück
„Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ (Lukas 9, 62)
In die Nachfolge Jesu einzutreten ist ein Neuanfang. Das Leben, das man vorher geführt hat, spielt keine Rolle und ist kein Hindernis.
Die Berufungsgeschichten, über die die Evangelisten schreiben, zeigen das deutlich: Jesus hat niemals jemanden nach seinem Vorleben gefragt, wenn er ihn aufgefordert hat, sich ihm anzuschließen. Umstritten war das besonders dann, wenn es sich um Zöllner gehandelt hat. Aber Jesus hat seinen Kritikern entgegengehalten: „Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“ (Matthäus 9,13b) Entscheidend ist das vorbehaltlose Bekenntnis zu Jesus Christus. Jeder kann in der Gewissheit leben, bei Jesus willkommen zu sein.
Aber die Berufungsgeschichten zeigen auch, dass es für Menschen, die die Nachfolge ernst nehmen. kein Zurück mehr gibt. Auch nicht, wenn es zu Schwierigkeiten kommt. Nachfolge bedeutet, dass man nach vorne blickt und sein bisheriges Leben ohne Bedauern zurücklässt. Der neue Lebensinhalt ist Jesus Christus - ohne Einschränkungen: „Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Jesu Christi willen, denn der Geist der Herrlichkeit Gottes, ruht auf euch.“ (1 Petrusbrief 4,14)
Es gibt nicht nur ein Modell der Nachfolge. Viele verschiedene Aufgaben müssen erfüllt werden, um eine christliche Gemeinschaft entstehen und funktionieren zu lassen: „Und dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes: wenn jemand predigt, dass er‘s rede als Gottes Wort; wenn jemand mildtätig wirkt, dass er‘s tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein sind Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (1 Petrusbrief 4,10.11)
Es ist Gott allein, der entscheidet, auf welchen Platz er wen hinstellt. Denn nurder Allmächtige weiß über die Nützlichkeit jedes einzelnen Gläubigen Bescheid. An uns ist es, ihm zu vertrauen und die Aufgabe, die Gott jedem von uns zuteilt, nach besten Kräften zu erfüllen. Martin Luther ging ins Kloster, um ein besonders frommes Leben im Dienste Jesu zu führen. Aber Gott holte ihn wieder heraus, weil er seine Fähigkeiten an anderer Stelle besser gebrauchen konnte. Das bedeutet aber nicht, dass Martin Luther wichtiger ist für die christliche Kirche als eine unbekannte Hausfrau, die ihre Kinder fromm im Glauben an Jesus Christus erzieht.
Der Apostel Paulus, der selbst eine radikale Kehrtwendung in seinem Leben vollzog, nachdem ihn Jesus auf dem Weg nach Damaskus in die Nachfolge berufen hatte, erteilt kirchlichen Wichtigtuern eine Absage: „Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.“ (1 Korintherbrief 12,22.27) Nur wenn alle zusammenhalten und ohne Überheblichkeit auf Augenhöhe füreinander da sind, kann die christliche Kirche blühen und gedeihen.
Der erste Monat im Jahr heißt Jänner und leitet sich vom römischen Gott Janus ab, der ein Gesicht hatte, das zurück schaute, und eines, das nach vorne blickte. Für Christen gibt es nur eines nach vorne, das auf das Reich Gottes gerichtet ist. Paulus war einst Christenverfolger – und trotzdem wollte Gott gerade ihn als Heidenmissionar und riss ihn aus seinem alten Leben. Paulus warf nie wieder einen Blick zurück. Er zweifelte nie an seiner Berufung und diente Jesus Christus in Liebe und Vertrauen, obwohl harte Zeiten auf ihn zukamen. Aber er blieb dem Messias treu, blickte nicht zurück, sondern verbreitete unbeirrt die Botschaft Jesu im Römischen Reich: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römerbrief 12,21)
Es liegt in der Natur der Menschen, dass sie in ihrem Tun einen Sinn erkennen wollen. Simon Petrus stellte Jesus die Frage nach dem Vorteil der Nachfolge ganz direkt: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben?“ (Matthäus 19,27) Jesus antwortete ihm, dass jeder, der die Nachfolge über alles stellt, „das ewige Leben ererben wird.“ (Matthäus 19,29b) Damit ist aber auch deutlich gesagt, dass es für gläubige Christen keine Belohnung im Diesseits gibt. Sie haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie Nicht-Christen. Sie sind nicht vor Krankheiten und Schicksalsschlägen gefeit. Alles, was Nicht-Christen zustoßen kann, kann auch Christen passieren. Und doch haben Christen einen großen Vorteil in dieser Welt: sie leben in der Gewissheit, von Jesus beschützt zu werden. Sie müssen nicht allein eine schwere Bürde tragen: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ (Matthäus 11,28)
Jesus unterstreicht seine Forderung, ihm voll und ganz nachzufolgen, mit einem radikalen Bild: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes.“ (Lukas 9,60) Damit will er uns sagen, dass wir uns nicht an das Vergangene hängen sollen, es ist aus und vorbei. Die Zukunft gehört Jesus und nichts Anderes zählt mehr!
Das war ein sehr schöner und aufschlussreicher Beitrag! Ich finde die Botschaft darin unglaublich wichtig- und auch tröstlich. Mich bei Jesus Willkommen zu fühlen, gibt mir in vielen Lebenslagen Trost.
AntwortenLöschenUnd wichtig finde ich auch, dass wir Christen auf das Leben danach hoffen, und nicht bereits hier darauf eingestellt sein sollen.