Samstag, 10. Februar 2018


Tierliebe und christliches Gewissen

Gott, deine Gerechtigkeit steht wie die Berge
und dein Recht wie die große Tiefe.
Herr, du hilfst Menschen und Tieren.“
(Psalm 36,7)

Barmherzigkeit ist im Christentum das Maß aller Dinge. Mehrfach forderte Jesus seine Zuhörer auf: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ (Lukas 6,36) Und der Rabbi aus Nazareth stellte klar, dass es keine Jüngerschaft ohne Nächstenliebe geben kann: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Unter den „geringsten Brüdern“ versteht Jesus all jene, die Hilfe brauchen, die der Willkür der Mächtigen ausgeliefert sind, die der Gewinnsucht der unersättlichen Reichen zum Opfer fallen. Und er schließt diejenigen, die die Allerschwächsten unserer Gesellschaft sind, nicht aus: nämlich die Tiere. 

Jesus erinnerte die zuhörende Menge mehrmals daran, dass Gott alle seine Geschöpfe liebt: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“ (Matthäus 6,26) Ein anderes Mal verkündete er in einer Predigt: Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren himmlischen Vater.“ (Matthäus 10,29)

Grundlage für die Aufforderung Jesu, die Tiere nicht von der Nächstenliebe auszuschließen, liefern die Schöpfungsberichte in den beiden ersten Kapiteln des Buches Genesis, in denen die Erschaffung der Tiere einen großen Raum einnimmt. Im ersten Bericht hat Gott zwei Tage, um die Tierwelt zu erschaffen:
 
5. Tag: „Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie.“ (1 Mose 1, 20.21.22a)

6.Tag: „Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.“ (1 Mose 1,25)

Gott war also zufrieden mit seiner Schöpfung und fügte ihr am 6. Tag auch noch die Menschen hinzu – mit einem klaren Auftrag: „Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen.“ (1 Mose 2,19) Und Gott übertrug dem Menschen die Verantwortung für seine Schöpfung: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1 Mose 2,15)

Damit war Gottes Schöpfungswerk getan: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1 Mose 1,31) So weit, so ideal. Aber der Umgang der Menschen mit den ihnen anvertrauten Tieren wich zunehmend von dem ab, was Gott wollte - die Menschen begannen aus Gewinnsucht und Egoismus Natur und Tierwelt auszubeuten.

Besonders jetzt im 21. Jahrhundert leben wir Menschen nicht mehr mit den Tieren, sondern gegen sie. Durch rücksichtslosen Raubbau an der Natur zerstören wir den Lebensraum vieler Tierarten und verurteilen sie zum Tod, meist müssen sie verhungern. Schweine werden in enge Metallkäfige eingezwängt, damit sie möglichst schnell fett werden und geschlachtet werden können. Je eher, desto besser, denn mit jedem Tag, an dem man sie nicht füttern muss, erhöht sich der Gewinn. Schließlich wollen viele Leute jeden Tag billiges Fleisch auf dem Mittagstisch haben (früher genügte der Sonntagsbraten).  Jährlich werden Millionen männlicher Küken gleich nach dem Schlüpfen geschreddert, weil sie „unwirtschaftlich“ sind und kein Geld bringen. Gesunde Mäuse werden in Labors vorsätzlich querschnittgelähmt gemacht, damit man an ihnen neue Therapien testen kann. Die Liste der Tierquälereien zum „Wohle“ der Menschen lässt sich fast endlos fortsetzen bis hin zu den Affen, die Dieselabgase einatmen mussten. Die Tiere können sich nicht wehren, sie sind der „Krone der Schöpfung“ hilflos ausgeliefert.

Die Bibel macht so wie den Menschen auch allen Tieren die Zusage von einem Leben ohne Leid im Reich Gottes: „Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden zusammen weiden, dass ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh fressen wie die Rinder. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter.“ (Jesaja 11,6.7.8)

Es liegt an uns Christen, dass den Tieren, die uns Gott anvertraut hat, nicht allein die Hoffnung auf ein qual-freies Leben im Paradies bleibt. Schließlich kann uns niemand zwingen, den Konsumwahnsinn auf Kosten des Tierwohls mitzumachen. Wenn wir uns dem verweigern, zeigen wir, dass es uns mit der Nachfolge Jesu ernst ist. Und unser Vorbild wird den Mitmenschen vor Augen führen, dass die Nächstenliebe Jesu Christi bedingungslos „allen Geringsten“ in der Welt gilt, dass Barmherzigkeit nichts und niemanden ausschließt.

Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
(Römer 12,21)

1 Kommentar:

  1. Wunderschön!! Und gut, auch an die Tiere zu denken, denn sie sind genauso Gottes Schöpfung!

    Wundersüßes Häschen!

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