Wenn
die Messiasprophezeiung Wirklichkeit wird
Jesus
von Nazareth wanderte nun schon seit geraumer Zeit mit seinen Jüngern
in Galiläa von Ort zu Ort. Er war inzwischen sehr berühmt geworden
und hatte viele Anhänger gewonnen. Seine Predigten vom Reich Gottes
hatten die Menschen aufgerüttelt und seine Heilungen sie
beeindruckt. Die Jünger waren davon überzeugt, sich einem frommen
Wanderprediger angeschlossen zu haben wie es auch noch zahlreiche
andere in Palästina gab - jedenfalls bis zu jenem Tag „als
Jesus anfing, seinen Jüngern zu sagen, wie er nach Jerusalem gehen
und viel leiden müsse von den Ältesten und Hohepriestern und
Schriftgelehrten und getötet wird und am dritten Tage auferstehen
wird.“
(Matthäus
16,21)
Die überraschten Jünger reagierten mit Unverständnis und Ablehnung
auf diese erste Leidensankündigung ihres Meisters. Dass ihr
verehrter Rabbi mehr sein könnte als ein einfacher Prediger, der zur
Erneuerung der jüdischen Religion aufrief, hatten sie nicht
erwartet. Und schon gar nicht, dass Jesus von Nazareth der verheißene
Messias, der Erlöser ist.
So
wie alle Juden kannten natürlich auch die Jünger die
Messiasprophezeiung des alttestamentlichen Propheten Jesaja, der das
stellvertretende Leiden und die Herrlichkeit des ‚Knechtes Gottes‘
angekündigt hatte. Die Männer um Jesus hatten oft genug in der
Synagoge davon gehört: „Fürwahr,
er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber
hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und
gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und
um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf
dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
(Jesaja
53,4.5)
Wie
alle Juden warteten auch die Jünger sehnsüchtig auf das Kommen des
Messias auf Erden – ohne mit seinem tatsächlichen Erscheinen in
ihrem Umfeld zu rechnen. Und dann passierte ausgerechnet den Jüngern
das Unerwartete doch: Jesus eröffnete ihnen, er selbst sei dieser
Messias und ihm stünde dieser Leidensweg bevor. Die Männer
reagierten mit großem Entsetzen, Simon Petrus wollte Jesus sofort
beschützen: „Gott
bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!“
(Matthäus
16,22)
Aber Jesus wehrte ihn ab und bekräftigte seine Ankündigung,
schließlich war er nur aus diesem einen Grund auf die Erde gekommen, wie Johannes der Täufer prophezeit hatte:
„Seht, das ist das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt!“
(Johannes
1,29) Am
Karfreitag und am Ostersonntag hat sich das Schicksal von Jesus
erfüllt, so wie er es angekündigt hatte. Wie schon in Galiläa
reagierten die Jünger auch in Jerusalem auf die Verhaftung und
Hinrichtung ihres Meisters mit Angst und Panik, auf das leere Grab
mit Ungläubigkeit. Erst als ihnen der auferstandene Herr persönlich
erschienen war, glaubten sie an ihn als den Messias, und aus den
Jüngern wurden Aposteln, die die Botschaft vom Evangelium in die
Welt hinaus trugen: „Und
es soll geschehen: wer den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen
wird, der soll gerettet werden.“
(Apostelgeschichte
2,21)
Diese
Rettung wird kommen, wenn die sichtbare Welt untergeht und das Reich
Gottes anbricht. Denn mit seiner Auferstehung von den Toten am
Ostermorgen war die Mission des Messias nicht beendet. Es war
lediglich die erste Etappe seines Erlösungswerkes, die zweite
betrifft die Auferstehung der Menschen aus ihren Gräbern: „Nun
aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter
denen, die entschlafen sind.“
(1
Korinther 15,20)
Für
alle Menschen gibt es die Auferstehung erst, wenn die Apokalypse
anbricht. Den Beginn des Weltuntergangs setzt die sichtbare
Wiederkehr des Messias auf die Erde: „Es
wird sich die Sonne verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren
und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel
werden ins Wanken kommen. Und dann wird erscheinen das Zeichen des
Messias am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf
Erden und werden sehen den Messias kommen auf den Wolken des Himmels
mit großer Kraft und Herrlichkeit.“
(Matthäus
24,29.30)
Seit
der Himmelfahrt Jesu warten nun die Christen auf die zweite Ankunft
des Messias auf Erden. Die urchristliche Gemeinde war in ihrer
Auferstehungseuphorie davon überzeugt, dass Jesus bald wiederkommen
wird, und damit für sie als Getaufte ein neues Leben im Himmelreich
beginnt: „Und
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird
nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird sein.“
(Offenbarung
21,4)
Aber
die Rückkehr Jesu ließ auf sich warten und ist bis heute nicht
eingetreten. Die ersten Christen waren zu voreilig in ihrer
Begeisterung. Wie schon die Jünger bei den Leidensankündigungen in
Galiläa haben die Urchristen nicht richtig hingehört, denn Jesus
hatte stets gepredigt: „Darum
wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Darum
seid bereit! Denn der Messias kommt zu einer Stunde, da ihr‘s nicht
erwartet.“
(Matthäus
24,42.44)
Das gilt unverändert auch für uns heute. Es kann morgen soweit sein
oder in 100 Jahren oder 5000 Jahren. Nur Gott allein kennt den
Zeitpunkt, und kein Mensch kann ihn vorhersagen. Es kann uns auch
durchaus so gehen wie den Jüngern, dass wir zu Zeugen einer
Prophezeiung werden. Denn nach den Worten des Apostels Paulus, die er
den Christen in Thessalonich über den ‚Letzten Tag‘ schrieb, müssen dann nicht zwangsläufig alle Menschen gestorben sein: „Denn
er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme
des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herab kommen vom
Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind,
auferstehen. Danach werden die, die leben und übrigbleiben, zugleich
mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn
entgegen; und so werden alle bei dem Herrn sein allezeit.“
(1
Thessalonicher 4,16.17)
Heute
beginnt im Kirchenjahr mit dem Sonntag ‚Invokavit‘ die
Passionszeit, und die Christen bereiten sich auf das Leiden des
Messias in der Karwoche vor. Sein Opfertod und seine Auferstehung
rücken in den Vordergrund und rufen uns das Ziel jeden christlichen
Lebens in Erinnerung: das Eingehen in das Reich Gottes am Ende der
Zeit. Ermöglicht wird uns diese Hoffnung durch die Liebe Gottes, die
er uns durch die Entsendung des Messias erwiesen hat: „Denn
der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben
in Christus Jesus, unserem Herrn.“
(Römer
6,23)
sehr wachrüttelnd! so muss es auch sein, denn es ist wahr. es kann immer geschehen, und wir müssen vorbereitet sein!
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