Sonntag, 22. März 2020


Gott gibt uns nicht auf

Wer kennt nicht die Geschichte von der Sintflut? Es ist eine schreckliche, brutale Geschichte. Das Alte Testament schildert uns darin die dramatischen Folgen menschlichen Fehlverhaltens gegenüber Gott. Die Leute kümmerten sich nicht mehr um Gott und provozierten ihn mit sündhaftem Verhalten: „Der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar.“ (1 Mose 6,5)

Aber Gott, der allmächtige Schöpfer, ließ sich diese Respektlosigkeit nicht gefallen. In heftigem Zorn beschloss er, die Menschen, die er einst so hoffnungsvoll erschaffen hatte, wieder zu vernichten: Es reute ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen. Und er sprach: Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis hin zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln unter dem Himmel; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe.“ (1 Mose 6,6.7) Eine Flut sollte sie hinwegtragen. Und während sie unter Wasser gedrückt werden, sollten die Menschen begreifen, dass man Gott nicht verspottet und seine Allmacht nicht verhöhnt. Gott braucht die Menschen für seine Existenz nicht, aber die Menschen Gott für die ihre schon.

Aber dann begann Gott sich zu beruhigen und schwächte seinen Vernichtungsplan ab: es sollte nach der Sintflut doch noch mit einer bevölkerten Erde weitergehen. Und die neue, bessere Menschheit sollte aus einer frommen Familie hervorgehen. Deshalb ließ Gott den gerechten Noah und die Seinen in der Arche überleben. Und voll Zuversicht in den Neubeginn gab Gott ein Versprechen ab: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1 Mose 8,22) 

Und um den Menschen bei großem Unwetter die Angst vor dem Untergang zu nehmen, setzte Gott als sichtbares Zeichen einen Regenbogen an den Himmel: Alsdann will ich gedenken an mein Versprechen zwischen mir und den Menschen und allem lebendigen Getier, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Lebendige vernichte.“ (1 Mose 9,15)

Die Natur erholte sich von der Flutkatastrophe, die Menschen vermehrten sich und breiteten sich wieder über den Erdball aus. Aber Gottes Zuversicht sollte sich nicht erfüllen. Es gab etliche Menschen, die treu an Gott glaubten und ihr Leben in seinen Dienst stellten, aber eine immer größere Anzahl fand ein Leben ohne ihn verlockender. Gott sah es mit zunehmender Enttäuschung, aber er hatte sich durch sein Versprechen festgelegt: keine Vernichtung als Strafe.

Auch aus einem anderen Grund wollte Gott den Weg der Härte nicht gehen: er liebte seine Geschöpfe und wollte sie für sich zurückgewinnen - alle, nicht nur einige. Sein Motto hieß nun: Vergebung statt Bestrafung. Aber wie konnte er die Herzen der Menschen, die verstockt in ihrer Gottesferne verharrten, erreichen?

Immer wieder auf‘s Neue rief Gott Gläubige in die Nachfolge, um die Sünder zur Umkehr zu bewegen. Das Alte Testament berichtet von einer ganzen Reihe von engagierten Propheten, die zu den Leuten vom Willen Gottes predigten. Viele Menschen fanden den Weg zurück zu einem gottgefälligen Leben, aber noch mehr verweigerten ihn. Gott hätte es dabei belassen können, aber er hatte entschieden, dass er keines seiner Geschöpfe einfach so verloren gibt. Und so entschloss er sich zu einem letzten drastischen Schritt: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1,14) Jesus von Nazareth, der Gesalbte Gottes, betrat die Weltbühne, um die Menschen endgültig mit Gott zu versöhnen.

Im Gleichnis von den bösen Weingärtnern erklärte Jesus seinen Zuhörern die Vorgangsweise Gottes, mit der der Herr den Menschen das Tor zum Paradies weit öffnen will. Jesus setzte in seinem Bild den Schöpfer gleich mit einem „Hausherrn, der pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub einen Kelter darin und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes.“ (Matthäus 21,33) Gott hat die Welt erschaffen und übergab sie an Adam und seine Nachkommen, damit sie sich darum kümmerten. Er selbst zog sich in den Himmel zurück, behielt sich aber die Letztentscheidung vor. Die Menschen sollten nicht vergessen, dass die Erde an sie nur geliehen ist und sie für ihr Handeln Gott Rechenschaft ablegen müssen. Als sich abzeichnete, dass die „Weingärtner“ Gottes Vertrauen missbrauchten, schickte er immer wieder neue „Knechte“, um sie zu ermahnen. Als das nichts fruchtete, sandte er zuletzt seinen Sohn: „Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.“ (Matthäus 21,38.39) Es war am Karfreitag, als Jesus Christus, der Sohn Gottes, von einer aufgebrachten Menschenmenge nach Golgatha hinausgeschleift und gekreuzigt wurde. Nun war der unbequeme Messias beseitigt, und die Leute meinten, sie könnten jetzt ihr altes Leben ungestört weiterführen. Es war ein dunkler Tag, an dem Jesus am Kreuz starb. Würde Gott den undankbaren Menschen trotz der Bluttat an seinem Sohn weiterhin seine Hand reichen oder hatte er nun endgültig genug? 


Wie grenzenlos die Liebe Gottes ist, bewies er drei Tage später, als er Jesus von den Toten auferweckte und damit allen Menschen eine Zukunft im Paradies eröffnete: so wie der Messias den Tod überwunden hatte, werden auch die Menschen eines Tages aus ihren Gräbern auferstehen zu einem neuen Leben bei Gott. Es wird eines Tages den Weltuntergang geben, aber allein deshalb, weil Gott der Schöpfung ein Ablaufdatum gesetzt hat. Gott hält aber an seinem Versprechen fest, dass er die Erde nicht aus Strafe vernichten wird. Sein Angebot, einem Sünder zu vergeben, hält er unverändert aufrecht: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt geschickt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“ (Johannes 3,16.17)

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