Gottes
Gebote und menschlicher Egoismus
Es
war ein warmer Abend. König David suchte Entspannung auf der
Dachterrasse seines Palastes. Dieser überragte die anderen Häuser
Jerusalems, sodass der Herrscher einen guten Blick über seine
Hauptstadt hatte. David konnte von seiner erhöhten Position aus aber
nicht nur Gebäude im Dämmerlicht sehen, sondern auch Bewohner, die
wie er die Abendkühle auf den Flachdächern genossen.
Als
der König so um sich sah, erblickte er eine junge, sehr attraktive
Frau, die sich wusch. Sie gefiel ihm sofort und „so
sandte er hin und ließ nach der Frau fragen, und man sagte: Das ist
doch Bathseba,
die Tochter Eliams, die Frau Urias, des
Hethiters.“ (2. Samuel 11,3) Das waren schlechte
Nachrichten! Von einer verheirateten Frau musste David seine Finger
lassen. Sie zu begehren und zu berühren war Ehebruch, und Gott hatte
es im 6. Gebot verboten. Eigentlich hatte David auch keinen Bedarf an
holder Weiblichkeit in seinem Palast, denn er war bereits mit sieben
Frauen verheiratet und konnte sich zudem mit etlichen Nebenfrauen
vergnügen. Einem Mann war damals die Polygamie erlaubt, aber er
durfte die Ehefrau eines anderen Mannes nicht anfassen. Das war eine
Sünde. Im Falle Bathsebas kam noch hinzu, dass ihr Ehemann Uria als
Soldat im Heer des Königs diente und zu dieser Zeit im Feld gegen
die Ammoniter stand. Weder Sünde noch Unmoral hielten David jedoch
davon ab, die begehrte Frau für eine Liebesnacht holen zu lassen.
Für ihn wäre damit die Sache auch erledigt gewesen, aber seine
rücksichtslose Begierde hatte Folgen: Bathseba war schwanger
geworden. Und damit ließ sich der Sündenfall nicht verheimlichen.
Auf Ehebruch stand für die Frau die Todesstrafe, und den König
würde der Skandal wohl Macht und Ansehen kosten.
Was
nun? Zuerst versuchte David, Uria das Kind unterzuschieben, indem er
ihm Heimaturlaub gewährte. Nachdem man in der Antike einen
Geburtstermin nicht so genau ausrechnen konnte wie heute, hätte Uria
nicht an seiner Vaterschaft gezweifelt, wenn er die Nacht mit
Bathseba verbracht hätte. Leider verweigerte dieser aufrechte Soldat
den Beischlaf mit seiner Ehefrau, solange seine Kameraden im Feld
darben mussten. Er wollte keine Bevorzugung. David sah nun im Tod des
Urias den einzigen Ausweg, um sich und Bathseba zu retten. Er befahl
seinem General Joab, den Hethiter beim nächsten Gefecht in die erste
Reihe zu stellen, wo er keine Überlebenschance hatte: „Stellt
Uria vornehin, wo der Kampf am härtesten ist, und zieht euch hinter
ihm zurück, dass er erschlagen werde und sterbe.“ (2.
Samuel 11,15)
Davids Plan ging auf, Uria starb in der Schlacht und der
„fürsorgliche“ König nahm die schwangere Witwe in seine
Frauengemächer auf. Ein Happyend also - zumindest für David.
So
ein Erfolgserlebnis konnte auch ein anderer israelitischer König
verbuchen: Ahab, der in Samaria residierte und mit der phönizischen
Prinzessin Isebel verheiratet war. Er lebte im Luxus, weil er über
riesigen Grundbesitz verfügte, der ihm ein sorgenfreies Leben
ermöglichte. Aber das reichte Ahab nicht, er warf einen begehrlichen
Blick auf den Weinberg des Jesreeliters Nabot, der direkt an den
Palast des Königs angrenzte: „Und Ahab
redete mit Nabot und sprach: Gib mir deinen Weinberg;
ich will mir einen Kohlgarten daraus machen, weil er so nahe an
meinem Haus liegt. Ich will dir einen besseren Weinberg dafür geben,
oder, wenn dir‘s gefällt, will ich dir Silber dafür geben, soviel
er wert ist.“ (1 Könige 21,2) Aber für Nabot war dieses
Stück Land nicht in Geld aufzuwiegen, denn es war in Familienbesitz
seit Generationen und hatte deshalb für den einfachen Mann einen
hohen ideellen Wert. Dafür hatte der gierige König kein
Verständnis. Seine Miene verdüsterte sich, und er wurde unleidlich.
Endlich fand seine Gattin Isebel eine Lösung, die Ahab seine gute
Laune zurückbrachte: sie inszinierte einen Verleumdungsprozess wegen
Gotteslästerung und Majestätsbeleidigung gegen Nabot. Auf diese
Delikte stand die Todesstrafe, und so wurde der unkooperative Bauer
auch aus dem Weg geschafft: „Da führten sie
ihn vor die Stadt hinaus und steinigten ihn, dass er starb.“ (1
Könige 21,13b) Und der König triumphierte: „Als
Ahab hörte, dass Nabot tot war, stand er auf, um hinabzugehen zum
Weinberg Nabots, des Jesreeliters, um ihn in Besitz zu nehmen.“ (1
Könige 21,16)
Dass seine Gier einem Menschen das Leben gekostet hatte, ließ
ihn völlig unbeeindruckt.
„Du
sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren
deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist“
(2 Mose 20,17) Sowohl David als auch Ahab kannten das 9. und
10. Gebot zur Genüge. Sie fanden sie im Prinzip auch durchaus
richtig, aber als es für sie persönlich darauf ankam, sie zu halten
und Gott wichtiger zu nehmen als ihre persönlichen Wünsche, schoben
sie sie skrupellos zur Seite. Denn sie hatten keine Lust Verzicht zu
üben. Und damit war es nicht getan. Denn um ihr verbotenes
Begehren befriedigen zu können, mussten sie noch weitere Gebote
brechen: sie betrogen und mordeten, um ans Ziel zu kommen.
Vorbildlich
handelten die beiden Könige wahrlich nicht, und wir verurteilen ihre
Verbrechen zu Recht! Bevor wir uns aber über die beiden sündigen
Monarchen empören, sollten wir uns ehrlich fragen: Wie wichtig sind
uns selbst weltliche Güter und Vergnügungen? Sind wir frei von
verbotener Begierde und Habsucht? Würden wir uns betroffen fühlen,
wenn uns der Prophet Nathan jene Frage stellen würde, die er an
David gerichtet hat: „Warum hast du denn das
Wort des Herrn verachtet, dass du getan hast, was ihm missfiel?“ (2
Samuel 12,9a)
Ein sehr gelungener Blog! Ich finde es großartig, wie das Erzählen der beiden Geschichten mich in den Bann geholt hat. Die Botschaft ist wirklich wichtig, und ich finde auch, jeder sollte sich selbst stets diese Frage stellen! Ich auch!
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