Das
Gleichnis vom Senfkorn
„Ein
anderes Gleichnis legte Jesus ihnen vor und sprach: Das Himmelreich
gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf seinen Acker
säte; das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber
gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein
Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen
Zweigen.“ (Matthäus
13,31.32)
Es war
eine kleine Schar von Anhängern, die sich nach der Himmelfahrt Jesu
in einem Obergemach in einem Jerusalemer Haus versammelte. Allen
voran natürlich seine Jünger „waren stets
beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter
Jesu, und seinen Brüdern.“ (Apostelgeschichte
1,14) Erst nach dem Pfingstwunder, durch das ihnen von Gott
der Heilige Geist verliehen worden war, traten sie an die
Öffentlichkeit und predigten vom Reich Gottes, wie es ihnen Jesus
aufgetragen hatte.
Und
dann rief Jesus Christus den Mann in die Nachfolge, der das
Evangelium über Palästina hinaus in das ganze Römische Reich trug:
Paulus aus Tarsos. Er rief unermüdlich den Menschen zu: „Denn
der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben
in Christus Jesus, unserem Herrn.“ (Römer
6,23). Durch die leidenschaftlichen Missionsreden des Paulus
begriffen die Menschen die Bedeutung eines Lebens bei Gott im
Jenseits und ließen sich begeistert taufen.
Obwohl
die Apostel auf friedliche Missionsarbeit setzten und durch das
Predigen die Menschen vom Evangelium zu überzeugen suchten,
forderten sie sogleich die Obrigkeiten heraus. Der Sanhedrin, die
geistliche Leitung der Juden, und bald auch die römischen Kaiser
antworteten mit brutaler Verfolgung und Tötung der Getauften.
In der Hauptstadt Rom
wurden die Hinrichtungen der Christen im Kolosseum bald zu einer
beliebten Volksbelustigung. Doch während die Massen auf den Rängen
lautstark grölten, gingen die Christen in der Arena mit Gebeten und
Gesängen tapfer in den Tod.
Aber nicht alle Römer lachten, viele
wurden auch nachdenklich und bewunderten den starken Glauben der
Christen, die lieber starben als ihrem Herrn Jesus Christus
abzuschwören. Keiner von den Römern würde sich für Jupiter oder
Mars abschlachten lassen.
Zudem
hielten die Christen auch im Alltagsleben zusammen und waren
füreinander da, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte: „Das
ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch
liebe.“ (Johannes
15,12) Das Beispiel der Nächstenliebe, das die gläubige
Kirche den Heiden gab, war zusätzlich zum tiefen Glauben die beste
Werbung für die neue Religion.
Im
Jahre 313 n.Chr. führte kein Weg mehr am Christentum vorbei, so
stark war die Jesus-Bewegung inzwischen geworden. Dem trug der neue
Alleinherrscher Kaiser Konstantin I. Rechnung und erließ das
Toleranzedikt von Mailand. Nun konnten sich die Christen offen zu
ihrem Glauben bekennen und taten dies auch.
Trotzdem
waren die Christen noch deutlich in der Minderheit im Römischen
Reich, aber Konstantin I. stellte durch eine grundlegende
Entscheidung die Weichen für ein von der christlichen Lehre
geprägtes Reich: er ließ seine Söhne und Nachfolger auf dem Thron
christlich erziehen. Die Untertanen aller Gesellschaftsschichten
folgten seinem Beispiel. Und bereits einige Jahrzehnte später, im
Jahre 381 n.Chr., erhob Kaiser Theodosius I. das Christentum zur
Staatsreligion.
Das
Senfkorn, das Jesus von Nazareth vor 2000 Jahren in Galiläa
gepflanzt hat, ist heute zu einem großen Baum herangewachsen. Trotz
aktueller schwerer Verfolgungen in kommunistischen und muslimischen
Ländern ist das Christentum die größte Glaubensgemeinschaft auf
Erden und hat durch die frohe Botschaft vom Reich Gottes die
Weltgeschichte geprägt.
Und mehr als zwei Milliarden Menschen beten Tag
für Tag im 3. Abschnitt des Apostolischen Glaubensbekenntnisses:
„Ich glaube an die Auferstehung der Toten und
das ewige Leben.“
Aber
traurigerweise wächst auch das Desinteresse an der Lehre Jesu
Christi und beginnt die Wurzeln des Baumes zum Verdorren zu bringen.
Ein Leben nach dem Tod sehen immer weniger Christen als wichtig an.
Damit geben sie aber das Fundament des christlichen Glaubens preis,
denn das wichtigste Anliegen von Jesus war es, den Menschen die
Hoffnung auf das ewige Leben im Reich Gott zurückzugeben. Es ist ein
Fehler, Jesus nur als historische Persönlichkeit zu sehen, denn er
kam als Gesandter Gottes, als Messias, um uns vor der ewigen
Verdammnis zu erretten. Deshalb ist nur derjenige wirklich ein
Christ, der Jesus als Herrn und Gott bekennt: „Meine
Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr
umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“
(Johannes 10,27.28)
Dass aus einer so kleinen Gemeinschaft so etwas Großes werden würde, hätte sicher keiner damals gedacht. Vielleicjt steckt in uns allen ein Senfkorn, dass irgednwann gedeihen wird.
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