Samstag, 9. Mai 2020


Jesus warnt vor Hochmut

Nachdem Jesus eine Weile mit seinen Jüngern in Galiläa herum gewandert war und gepredigt hatte, übertrug er ihnen auch eigenständige Aufgaben: Er rief aber die Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Macht über alle bösen Geister, und dass sie Krankheiten heilen konnten und sandte sie aus, zu predigen das Reich Gottes und die Kranken zu heilen,“ (Lukas 9,1.2)

Erfreut übernahmen sie die neue, vertrauensvolle Aufgabe: „Und sie gingen hinaus und zogen von Dorf zu Dorf, predigten das Evangelium und machten gesund an allen Orten.“ (Lukas 9,6)

Der Rabbi hatte seinen Jüngern Anweisungen zum richtigen Verhalten mit auf den Weg gegeben. Sie sollten bescheiden auftreten und nicht mit aufwändigem Gepränge angeben und sich wichtig machen: Ihr sollt nichts mit auf den Weg nehmen, weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld; es soll auch einer nicht zwei Hemden haben.“ (Lukas 9,3) Und die Jünger sollten jede Aufdringlichkeit vermeiden: wenn ihnen Leute nicht zuhören wollten, dann sollten sie das akzeptieren und sich dem Nächsten zuwenden: Und wenn sie euch nicht aufnehmen, dann geht fort aus dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen zu einem Zeugnis gegen sie.“ (Lukas 9,5)

Jesus war sehr zufrieden mit der Arbeit seiner Jünger, aber ihm war klar: „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“ (Lukas 10,2) Sogleich handelte Jesus und griff auf Anhänger zurück, die zu seinem erweiterten Jüngerkreis gehörten. Er wählte 72 aus und schickte sie immer zu zweit in die Dörfer: „Geht hin, siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.“ (Lukas 10,3) Sie bekamen die gleichen Anweisungen wie die 12: ohne Geldbeutel, ohne Taschen sollten sie los ziehen.

Voll Eifer gingen auch sie ans Werk. Sie wollten Jesus keinesfalls enttäuschen. Und tatsächlich gelang es ihnen, Erfolg zu haben. Stolz traten sie nach ihrer Rückkehr vor Jesus und verkündeten ihm jubelnd: „Herr, auch die bösen Geister sind uns untertan in deinem Namen!“ (Lukas 10,17b)

Aber Jesus reagierte anders, als die 72 erwartet hatten. Anstatt sie zu loben verurteilte er ihr Eigenlob mit einem drastischen Bild: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz!“ (Lukas 10,18) 

Denn was die 72 im Überschwang ihrer Begeisterung vergessen hatten, war, dass sie ihre Kraft allein Jesus verdankten: „Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.“ (Lukas 10,19)

Betroffen senkten die Zurechtgewiesenen ihren Blick. Hochmütig hatten sie mit Leistungen geprahlt, die sie nicht erbracht hatten. Sie hatten es gut gemeint, aber nicht gut genug auf die Worte Jesu gehört. Und nur darauf kam es an! Sie hatten dem Herrn dienen wollen und doch nur auf den eigenen Ruhm geachtet! Das begriffen sie nun und holten reumütig nach, was sie zuvor versäumt hatten: sie hörten genau Jesu Worten zu: „Freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ (Lukas 10,20)

Jesus Christus allein ist unser Herr und Meister, wir vermögen nichts zu bewirken im Dienste Gottes ohne seine Unterstützung: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater.“ (Lukas 10,22a)

Das scheint aber in unserer Zeit niemanden mehr zu interessieren. Wenn wir den Zustand des christlichen Glaubens weltweit betrachten, müssen wir uns eingestehen, dass Jesus mittlerweile auf dem Abstellgleis gelandet ist. 

Die Arbeiter der Ernte, die er nach wie vor aussendet, haben ihn abmontiert: sie verehren und beten an Heilige und Maria, die Mutter Jesu; sie stellen sich selbst als Heilsbringer dar und versprechen Wunder im eigenen Namen, sie beschränken ihr christliches Leben auf Bräuche und Festtagsgottesdienste; oder sie machen aus dem Messias einen menschlichen Sozialreformer und begnügen sich mit glaubensfreier Nächstenliebe. Nicht einmal an den hohen christlichen Festen Ostern und Weihnachten spielt Jesus noch eine entscheidende Rolle, er dient nur noch als Namensgeber für Familienfeste.

Aber wir sollten vorsichtig sein. Jedes Verhalten hat Konsequenzen. Was Jesus zu den 72 gesagt hat, sagt er auch zu uns: Seht, ich habe euch Macht gegeben...“ (Lukas 10,19a) Jesu Rolle als Messias ist einzigartig und ewig gültig. Nichts und niemand kann Jesus als Erlöser ersetzen. Er sendet die Arbeiter zur Ernte, und er verleiht ihnen die Kraft, um im Namen Gottes wirken zu können, und nur er allein. Jeder, der Jesus richtig dienen will, sollte seine Warnung ernst nehmen: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern nur die, die den Willen tun meines Vaters im Himmel!“ (Matthäus 7,21)

Den Willen Gottes hat Jesus als Wanderprediger den Menschen verkündet, und die Evangelisten und die neutestamentlichen Briefschreiber haben ihn zu Papier gebracht, damit sich die nachfolgenden Generationen durch das Lesen in der Bibel kundig machen können. Somit hat keiner mehr eine Ausrede, er habe nicht gewusst, was Jesus von ihm erwartet.

Der Apostel Paulus wandelte das Bild von den Arbeitern, die Jesus zur Ernte aussandte, ab und aktualisierte es nach seinen Erfahrungen in der Mission: Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: ich habe gepflanzt, Apollos hat gegossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“ (1. Korintherbrief 3,5-7) Damit will uns Paulus - wie er auch an anderen Textstellen in seinen Briefen hinweist – sagen, dass die Kirche Jesu Christi deshalb funktioniert, weil viele Mitarbeiter sich entsprechend ihrer Fähigkeiten in den Dienst des Evangeliums stellen und sich die Augaben teilen. 

Aber eine Aufgabe steht unverrrückbar und unteilbar fest und kann von keinem Menschen übernommen werden: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Korintherbrief 3,11) Es wird Zeit, Jesus Christus vom Abstellgleis zurückzuholen und ihn wieder in den Mittelpunkt des christlichen Glaubens zu stellen. Und zwar nur ihn allein, denn er ist unser Herr und sonst keiner.

1 Kommentar:

  1. Ein sehr schöner Blogbeitrag! Ich finde auch, dass der Fokus der christlichen Kirche wieder auf Jesus gelegt werden sollte.
    Ich finde deinen Beitrag sehr anregend und zum Nachdenken einladend :)

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