Jesus
warnt vor Hochmut
Nachdem
Jesus eine Weile mit seinen Jüngern in Galiläa herum gewandert war
und gepredigt hatte, übertrug er ihnen auch eigenständige Aufgaben:
„Er rief aber
die Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Macht über alle bösen
Geister, und dass sie Krankheiten heilen konnten und sandte sie aus,
zu predigen das Reich Gottes und die Kranken zu heilen,“ (Lukas
9,1.2)
Erfreut
übernahmen sie die neue, vertrauensvolle Aufgabe: „Und
sie gingen hinaus und zogen von Dorf zu Dorf, predigten das
Evangelium und machten gesund an allen Orten.“ (Lukas
9,6)
Der
Rabbi hatte seinen Jüngern Anweisungen zum richtigen Verhalten mit
auf den Weg gegeben. Sie sollten bescheiden auftreten und nicht mit
aufwändigem Gepränge angeben und sich wichtig machen: „Ihr
sollt nichts mit auf den Weg nehmen, weder Stab noch Tasche noch Brot
noch Geld; es soll auch einer nicht zwei Hemden haben.“
(Lukas 9,3) Und die Jünger
sollten jede Aufdringlichkeit vermeiden: wenn ihnen Leute nicht
zuhören wollten, dann sollten sie das akzeptieren und sich dem
Nächsten zuwenden: „Und
wenn sie euch nicht aufnehmen, dann geht fort aus dieser Stadt und
schüttelt den Staub von euren Füßen zu einem Zeugnis gegen sie.“
(Lukas 9,5)
Jesus
war sehr zufrieden mit der Arbeit seiner Jünger, aber ihm war klar:
„Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind
wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende
in seine Ernte.“ (Lukas 10,2)
Sogleich handelte Jesus und griff auf Anhänger zurück, die zu
seinem erweiterten Jüngerkreis gehörten. Er wählte 72 aus und
schickte sie immer zu zweit in die Dörfer: „Geht
hin, siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.“
(Lukas 10,3)
Sie bekamen die gleichen Anweisungen wie die 12: ohne Geldbeutel,
ohne Taschen sollten sie los ziehen.
Voll
Eifer gingen auch sie ans Werk. Sie wollten Jesus keinesfalls
enttäuschen. Und tatsächlich gelang es ihnen, Erfolg zu haben.
Stolz traten sie nach ihrer Rückkehr vor Jesus und verkündeten ihm
jubelnd: „Herr, auch die bösen Geister sind
uns untertan in deinem Namen!“ (Lukas 10,17b)
Aber
Jesus reagierte anders, als die 72 erwartet hatten. Anstatt sie zu
loben verurteilte er ihr Eigenlob mit einem drastischen Bild: „Ich
sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz!“ (Lukas 10,18)
Denn
was die 72 im Überschwang ihrer Begeisterung vergessen hatten, war,
dass sie ihre Kraft allein Jesus verdankten: „Seht,
ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione,
und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch
schaden.“ (Lukas 10,19)
Betroffen
senkten die Zurechtgewiesenen ihren Blick. Hochmütig hatten sie mit
Leistungen geprahlt, die sie nicht erbracht hatten. Sie hatten es gut
gemeint, aber nicht gut genug auf die Worte Jesu gehört. Und nur
darauf kam es an! Sie hatten dem Herrn dienen wollen und doch nur auf
den eigenen Ruhm geachtet! Das begriffen sie nun und holten reumütig
nach, was sie zuvor versäumt hatten: sie hörten genau Jesu Worten
zu: „Freut euch nicht darüber, dass euch die
Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel
geschrieben sind.“ (Lukas 10,20)
Jesus
Christus allein ist unser Herr und Meister, wir vermögen nichts zu
bewirken im Dienste Gottes ohne seine Unterstützung: „Alles
ist mir übergeben von meinem Vater.“ (Lukas
10,22a)
Das
scheint aber in unserer Zeit niemanden mehr zu interessieren. Wenn
wir den Zustand des christlichen Glaubens weltweit betrachten, müssen
wir uns eingestehen, dass Jesus mittlerweile auf dem Abstellgleis
gelandet ist.
Die Arbeiter der Ernte, die er nach wie vor aussendet,
haben ihn abmontiert: sie verehren und beten an Heilige und Maria,
die Mutter Jesu; sie stellen sich selbst als Heilsbringer dar und
versprechen Wunder im eigenen Namen, sie beschränken ihr
christliches Leben auf Bräuche und Festtagsgottesdienste; oder sie
machen aus dem Messias einen menschlichen Sozialreformer und begnügen
sich mit glaubensfreier Nächstenliebe. Nicht einmal an den hohen
christlichen Festen Ostern und Weihnachten spielt Jesus noch eine
entscheidende Rolle, er dient nur noch als Namensgeber für
Familienfeste.
Aber
wir sollten vorsichtig sein. Jedes Verhalten hat Konsequenzen. Was
Jesus zu den 72 gesagt hat, sagt er auch zu uns: „Seht,
ich habe euch Macht gegeben...“ (Lukas 10,19a) Jesu Rolle
als Messias ist einzigartig und ewig gültig. Nichts und niemand kann
Jesus als Erlöser ersetzen. Er sendet die Arbeiter zur Ernte, und er
verleiht ihnen die Kraft, um im Namen Gottes wirken zu können, und
nur er allein. Jeder, der Jesus richtig dienen will, sollte seine
Warnung ernst nehmen: „Es werden nicht alle,
die zu mir sagen: Herr, Herr! in das
Himmelreich kommen, sondern nur die, die den Willen tun meines Vaters
im Himmel!“ (Matthäus 7,21)
Den
Willen Gottes hat Jesus als Wanderprediger den Menschen verkündet,
und die Evangelisten und die neutestamentlichen Briefschreiber haben
ihn zu Papier gebracht, damit sich die nachfolgenden Generationen
durch das Lesen in der Bibel kundig machen können. Somit hat keiner
mehr eine Ausrede, er habe nicht gewusst, was Jesus von ihm erwartet.
Der
Apostel Paulus wandelte das Bild von den Arbeitern, die Jesus zur
Ernte aussandte, ab und aktualisierte es nach seinen Erfahrungen in
der Mission: „Wer
ist nun Apollos? Wer ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr
gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben
hat: ich habe gepflanzt, Apollos hat gegossen; aber Gott hat das
Gedeihen gegeben. So ist nun weder der pflanzt noch der begießt
etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“ (1. Korintherbrief
3,5-7) Damit
will uns Paulus - wie er auch an anderen Textstellen in seinen
Briefen hinweist – sagen, dass die Kirche Jesu Christi deshalb
funktioniert, weil viele Mitarbeiter sich entsprechend ihrer
Fähigkeiten in den Dienst des Evangeliums stellen und sich die
Augaben teilen.
Aber eine Aufgabe steht unverrrückbar und unteilbar
fest und kann von keinem Menschen übernommen werden: „Einen
anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist
Jesus Christus.“ (1. Korintherbrief 3,11)
Es wird Zeit, Jesus Christus vom Abstellgleis zurückzuholen
und ihn wieder in den Mittelpunkt des christlichen Glaubens zu
stellen. Und zwar nur ihn allein, denn er ist unser Herr und sonst keiner.
Ein sehr schöner Blogbeitrag! Ich finde auch, dass der Fokus der christlichen Kirche wieder auf Jesus gelegt werden sollte.
AntwortenLöschenIch finde deinen Beitrag sehr anregend und zum Nachdenken einladend :)