Samstag, 9. Februar 2019


Vom Wachsen der Saat
(Markus 4,26-29)


Ein Bauer weiß, dass es eine Zeitspanne dauert, bis er seine Felder abernten und sich über den Ertrag freuen kann. Seine Arbeit beginnt im Frühjahr mit der Aussaat. In den darauf folgenden Monaten wachsen die Halme heran, bis der Landwirt die schweren Ähren im Hochsommer abschneiden und in die Scheune transportieren kann. Nun ist er fast am Ziel. Es fehlt nur noch das Dreschen, um die Körner von der Spreu zu trennen. Jetzt erst kann der Bauer Bilanz ziehen darüber, ob sich seine schwere Arbeit gelohnt hat.

Das Wachsen der Saat nimmt Jesus als Vorbild für eines seiner vielen Gleichnisse vom Reich Gottes. Er stellt einen Vergleich an zwischen dem Gedeihen des Getreides auf dem Feld und dem religiösen Leben der Christen. „Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht - und weiß nicht wie.(Markus 4,26.27) Der Mensch, der den Samen aufs Land wirft, ist derjenige, der sich Jesus Christus zugewandt hat, sich taufen ließ und sein Leben nach dem Evangelium ausrichtet. Im Neuen Testament liest er davon, dass es das Himmelreich gibt und er die Chance hat, im Jenseits das ewige Leben bei Gott zu führen. Wie das gehen soll, versteht er nicht, es klingt zu phantastisch, zu unwirklich. Das ist wohl auch der Grund, warum es in unserer Zeit von so vielen Christen angezweifelt wird, und sie sich von Jesus wieder abwenden. Vorbilder für ein sozial engagiertes Leben gibt es schließlich in der Gegenwart genug, da braucht man nicht einen Religionsgründer aus der Antike.

Aber wer sich dem Trend der Zeit entgegenstellt und an die göttliche Mission des Jesus von Nazareth glaubt, wird zur ertragreichen Erde: „Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.“ (Markus 4,28) Der Same ist das Evangelium, das dazu führt, dass Menschen, die daran glauben, ihr Leben von Grund auf ändern und nach den ethischen Normen ausrichten, die Jesus gepredigt hat. Mit dem Glauben beginnt ein Entwicklungsprozess, der zunehmend den ganzen Alltag bestimmt und auch den Mitmenschen nicht verborgen bleibt. Denn wer Jesus Christus nachfolgt, wird nicht müde, für die Werte des Evangeliums einzustehen und mit seiner Lebensführung dafür gleichsam zu werben. So wird das Vorbild der Christen dazu führen, dass andere sich ebenfalls Jesus und seiner Botschaft zuwenden. Damit wird eine Abfolge in Gang gesetzt, wie sie Jesus in seinem Gleichnis beschreibt

Zuerst stoßt die Spitze des Pflänzlings in zartem Grün aus der Erde: ein Christ beginnt seine Lebensführung umzustellen. Die Pflanze wird größer und größer und wächst zu einem hohen Halm heran: je mehr sich Christen auf das Leben mit Jesus einlassen, desto sichtbarer wird es vom Evangelium geprägt. Nachdem der Halm ausgewachsen ist, entfaltet sich die Spitze die Ähre, in der die Körner heranreifen: es genügt gläubigen Christen nicht, im stillen Stübchen fromm zu leben, sondern sie möchten, dass sie als Licht in die Welt hinaus leuchten. Denn je mehr eine Gemeinschaft nach christlichen Werten lebt, desto mehr Platz ist für alle, die in einer Leistungsgesellschaft nicht mithalten können. Füreinander da sein, Vergebungsbereitschaft und Nächstenliebe ohne Einschränkung sind die Normen, die Jesus für seine Gemeinde fordert.

Mit der Ausbildung der Körner neigt sich der Reifeprozess der Saat dem Ende zu: Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.“ (Markus 4,29) Ebenso ist auch die sichtbare Welt eines Tages an ihrem Ende angelangt. Wenn sich das Schicksal der Erde, wie wir sie kennen, letztendlich erfüllt und sie in der Apokalypse untergeht, erreichen die Christen ihr Lebensziel. Die Sichel ist der Richterspruch Gottes, der den Gläubigen – wie von Jesus zugesagt – die Tür zum ewigen Leben in seinem Reich öffnet.

Das ist die Ernte, die die Christen nach einem Leben mit Jesus Christus einbringen werden. Denn tatsächlich steht und fällt der Glaube an Jesus Christus mit dem Glauben an die Existenz des Reiches Gottes: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25) So lautet die Bilanz der Christen nach einem Leben im Glauben: das Evangelium bringt nicht nur Frucht hervor in dieser Welt, sondern auch in jener, die derzeit nur Gott sichtbar ist.

1 Kommentar:

  1. Ein sehr gelungener und spannender Beitrag :) Es ist wirklich so, dass es darum geht in der christlichen Religion und leider etwas verloren gegangen ist. Gut, dass du daran erinnerst!

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