Vom
Wachsen der Saat
(Markus
4,26-29)
Ein
Bauer weiß, dass es eine Zeitspanne dauert, bis er seine Felder
abernten und sich über den Ertrag freuen kann. Seine Arbeit beginnt
im Frühjahr mit der Aussaat. In den darauf folgenden Monaten wachsen
die Halme heran, bis der Landwirt die schweren Ähren im Hochsommer
abschneiden und in die Scheune transportieren kann. Nun ist er fast
am Ziel. Es fehlt nur noch das Dreschen, um die Körner von der Spreu
zu trennen. Jetzt erst kann der Bauer Bilanz ziehen darüber, ob sich
seine schwere Arbeit gelohnt hat.
Das
Wachsen der Saat nimmt Jesus als Vorbild für eines seiner vielen
Gleichnisse vom Reich Gottes. Er stellt einen Vergleich an zwischen
dem Gedeihen des Getreides auf dem Feld und dem religiösen Leben der
Christen. „Mit dem Reich Gottes ist es so,
wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht -
und weiß nicht wie.“ (Markus
4,26.27) Der Mensch, der den Samen aufs Land wirft, ist derjenige,
der sich Jesus Christus zugewandt hat, sich taufen ließ und sein
Leben nach dem Evangelium ausrichtet. Im Neuen Testament liest er
davon, dass es das Himmelreich gibt und er die Chance hat, im
Jenseits das ewige Leben bei Gott zu führen. Wie das gehen soll,
versteht er nicht, es klingt zu phantastisch, zu unwirklich. Das ist
wohl auch der Grund, warum es in unserer Zeit von so vielen Christen
angezweifelt wird, und sie sich von Jesus wieder abwenden. Vorbilder
für ein sozial engagiertes Leben gibt es schließlich in der
Gegenwart genug, da braucht man nicht einen Religionsgründer aus der
Antike.
Aber
wer sich dem Trend der Zeit entgegenstellt und an die göttliche
Mission des Jesus von Nazareth glaubt, wird zur ertragreichen Erde:
„Denn von selbst bringt die Erde Frucht,
zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der
Ähre.“ (Markus 4,28) Der
Same ist das Evangelium, das dazu führt, dass Menschen,
die daran glauben,
ihr Leben von Grund auf ändern und nach
den ethischen Normen ausrichten, die Jesus gepredigt hat. Mit dem
Glauben beginnt ein Entwicklungsprozess,
der zunehmend den ganzen Alltag bestimmt
und auch den Mitmenschen nicht verborgen bleibt. Denn wer
Jesus Christus nachfolgt, wird nicht
müde, für die Werte des Evangeliums einzustehen und mit seiner
Lebensführung dafür gleichsam zu werben.
So wird das
Vorbild der
Christen dazu führen, dass andere sich
ebenfalls Jesus und seiner Botschaft zuwenden. Damit
wird eine
Abfolge in
Gang gesetzt, wie sie
Jesus in seinem Gleichnis beschreibt.
Zuerst stoßt die Spitze des Pflänzlings in zartem Grün aus der
Erde: ein Christ beginnt seine
Lebensführung umzustellen. Die
Pflanze wird größer und größer und
wächst zu einem hohen Halm heran: je
mehr sich Christen auf das Leben mit Jesus einlassen, desto
sichtbarer wird es vom Evangelium geprägt.
Nachdem der Halm ausgewachsen ist,
entfaltet sich die Spitze
die Ähre, in der die Körner heranreifen: es
genügt gläubigen Christen nicht, im stillen Stübchen fromm zu
leben, sondern sie möchten, dass sie als Licht in die Welt hinaus
leuchten. Denn je mehr eine Gemeinschaft nach christlichen Werten
lebt, desto mehr Platz ist für alle, die in einer
Leistungsgesellschaft nicht mithalten können. Füreinander
da sein, Vergebungsbereitschaft und Nächstenliebe ohne Einschränkung
sind die Normen, die Jesus für seine Gemeinde fordert.
Mit
der Ausbildung der Körner neigt sich der Reifeprozess
der Saat dem Ende zu: „Wenn
sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel
hin; denn die Ernte ist da.“ (Markus 4,29) Ebenso ist auch
die sichtbare Welt eines Tages an ihrem Ende angelangt. Wenn sich das
Schicksal der Erde, wie wir sie kennen, letztendlich erfüllt und sie
in der Apokalypse untergeht, erreichen die Christen ihr Lebensziel.
Die Sichel ist der Richterspruch Gottes, der den Gläubigen – wie
von Jesus zugesagt – die Tür zum ewigen Leben in seinem Reich
öffnet.
Das ist die Ernte, die die Christen nach einem Leben mit
Jesus Christus einbringen werden. Denn tatsächlich steht und fällt
der Glaube an Jesus Christus mit dem Glauben an die Existenz des
Reiches Gottes: „Ich
bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird
leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25) So lautet die
Bilanz der Christen nach einem Leben im Glauben: das Evangelium
bringt nicht nur Frucht hervor in dieser Welt, sondern auch in jener,
die derzeit nur Gott sichtbar ist.
Ein sehr gelungener und spannender Beitrag :) Es ist wirklich so, dass es darum geht in der christlichen Religion und leider etwas verloren gegangen ist. Gut, dass du daran erinnerst!
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