Samstag, 10. Dezember 2022

 

Licht  ohne  Wärme



Ein religiöser Brauch in der Vorweihnachtszeit ist das Anzünden von Kerzen am Adventkranz. Vier sind es insgesamt, jeden Sonntag brennt eine weitere - bis am Heiligen Abend das Wohnzimmer im Glanz des hell erleuchteten Christbaums erstrahlt.


Anlass für das beliebteste Fest im Jahr ist eigentlich die Geburt Jesu von Nazareth, des Messias. Aber wie viele Menschen wissen das noch, obwohl das weihnachtliche Lichtermeer auf ihn zurückzuführen ist. Denn Jesus hat mit einem Vergleich diese Tradition begründet: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben!“ (Johannes 8,12)

Jesus ließ diese Aussage nicht einfach so im Raum stehen, sondern erklärte mit einem weiteren Bild den Unterschied zwischen einem Leben mit ihm und jenem ohne ihn: „Wer bei Tag umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser Welt. Wer aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm!“ (Johannes 11,9.10)

An Lichterglanz fehlt es in der Adventzeit augenscheinlich nicht. Vielleicht fällt der glitzernde Lampenschmuck in Straßen, Gärten und auf Balkonen in diesem Jahr wegen der Energieverteuerung etwas bescheidener aus, aber dunkel wird es deswegen in den Christenländern nicht werden. Jedenfalls nicht nach außen hin.

Aber Jesus spricht von einem inneren Licht, das im Herzen der Menschen nicht vorhanden ist - und die deshalb durch die Dunkelheit des Daseins stolpern.

Christen, die ihren Glauben an Jesus Christus zum Fundament ihres Lebens gemacht haben, bleibt dieses Schicksal erspart. Sie gehen sehend durch die Welt, weil Jesus, das Licht, sie sicher durch alle dunklen Lebensphasen hindurch führt. 

Aber so einfach und klar scheint es doch nicht zu sein, denn Jesus warnt: So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei!“ (Lukas 11,35) Meint er damit Christen, deren Herz nicht mehr für Jesus, den Messias, schlägt, sondern die sich damit begnügen, christliche Bräuche ohne Bezug auf unseren Herrn zu feiern? Es wäre zwar nach wie vor ein Licht da, das hell leuchtet, aber keines, dass die Dunkelheit durchdringt - weil ihm die Wärme der Liebe Jesu fehlt. Und diese ist es, die uns durch alle Belastungen des Lebens hindurch trägt: Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit!“ (Epheserbrief 5,9) Ein Herz, das in seiner Liebe zu Jesus Christus erkaltet ist, bringt keine Wärme mehr hervor. Darüber kann auch das Lichtermeer aus Anlass des Geburtsfestes Jesu nicht hinwegtäuschen. Diese Christen haben zugelassen, dass das Licht in ihnen zur Finsternis geworden ist - denn sie haben sich von Jesus abgewandt.

Ist das denn für sie ein Nachteil? Ich würde sagen: ja, das ist es. Gläubige Christen sind besser dran! Denn ein Leben mit Jesus Christus bedeutet ein Leben in Geborgenheit. Natürlich heißt es nicht, dass Christen ein Anrecht auf einen sorglosen Alltag ohne Probleme haben – aber sie müssen diesen nicht allein bewältigen. Für Christen gilt, was der Psalmist betet: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du, Herr, bist bei mir!“ (Psalm 23,4) Auch in trostlosen Zeiten, durch die alle Menschen immer wieder hindurch gehen müssen, werden Christen sich nicht an Stolpersteinen stoßen, denn sie sind niemals von Dunkelheit umgeben. Jesus ist immer an der Seite derjenigen, die an ihn glauben, und führt sie durch alle Unbill des Lebens.

Gläubige Christen feiern Weihnachten als Fest der Freude über die Geburt des Messias: Wenn wir im Licht wandeln, wie er Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, Gottes Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“ (1. Johannesbrief 1,7) 

Damit nimmt der Verfasser des 1. Johannesbriefes die Erfüllung der Mission Jesu vorweg: seinen Sühnetod am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden. Aber am Weihnachtsabend sind Karfreitag und Ostern noch weit weg, obwohl der Evangelist Matthäus mit dem dritten Geschenk, das die Weisen aus dem Morgenland mitbringen, darauf hinweist: Myrrhe diente zum Einbalsamieren von Leichen und weist auf das Leiden und Sterben Jesu hin.

Aber erst kommt die Freude über die Geburt des Messias. Am Heiligen Abend können wir in den Jubel des Engels bei den Hirten einstimmen: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allen Menschen widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids!“ (Lukas 2,10.11) Dieser Christus ist Jesus von Nazareth, der Licht und Wärme in die Welt zu allen Menschen gebracht hat, weil er für die Liebe und Vergebungsbereitschaft Gottes, unseres Schöpfers, steht.



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