Samstag, 17. Juni 2017


Das Gleichnis vom verlorenen Groschen
(Lukas 15,8-10)

In seinen Gleichnissen vom Reich Gottes wollte Jesus in erster Linie darauf hinweisen, dass es für die Menschen von entscheidender Bedeutung ist, nach dem Paradies zu streben. Denn die Hoffnung auf das Eingehen in das Himmelreich nach dem Tod bedeutet die Aussicht auf das ewige Leben in Glückseligkeit ohne Leid und Schmerz.
Jesus war es aber auch wichtig, seinen Zuhörern die Freude Gottes über jeden neuen Gläubigen zu vermitteln: „Ich sage euch: So wird Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über 99 Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“ (Lukas 15,7) Damit will Jesus nicht sagen, dass Gott die Frommen, die sich seit langer Zeit für ein Leben im Glauben entschieden haben, gleichgültig sind oder er sich über sie weniger freut. Jesus will im Gegenteil damit zum Ausdruck bringen, dass es für alle - Gott im Himmel und die christliche Gemeinschaft auf Erden - ein Grund zum Jubeln ist, wenn ein Mensch zum Glauben an Gott zurückfindet.

Von dieser Freude erzählt Jesus im Gleichnis vom verlorenen Groschen. Eine Frau besitzt zehn Silbergroschen und verliert einen davon. Sie zündet ein Licht an und kehrt das Haus mit Fleiß solange, bis sie ihn gefunden hat. Und als sie ihn gefunden hat „ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte.“ (Lukas 15,9) So begeistert sollen die Frommen reagieren, wenn ein Sünder wieder in ihre Gemeinschaft zurückkommt.

Das Fehlen dieser Freude verurteilt Jesus als neidvolles und selbstgerechtes Verhalten, das mit einem aufrichtigen christlichen Glauben unvereinbar ist. Für Menschen, die sich selbst für Fromme ohne Fehl und Tadel halten, hat Jesus kein Verständnis. Denn es ist für den Messias ein unerlässliches Zeichen von Nächstenliebe, seine Mitmenschen mit ihren Schwächen zu akzeptieren. Das gilt auch dann, wenn sie in ihrem Glauben wankend geworden sind oder gegen die Gebote Gottes aus eigennützigen Gründen verstoßen haben.

Jesus predigte Demut und Vergebung, weil es den perfekten und unfehlbaren Gläubigen nicht gibt. Ein tiefer Glaube verhindert nicht, dass man sündigt. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht. 
Ob man schuldbewusst betet: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13) oder voller Hochmut: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder Zöllner.“ (Lukas 18,11)

Das Evangelium, das Jesus predigte, verlangt damals wie heute eine Gesellschaft, in der es keine Hierarchie gibt, in der die „Frommen“ nicht auf die „Sünder“ herabblicken. Die, die bereits in gefestigter Überzeugung der christlichen Gemeinschaft angehören, dürfen sich nicht als die Besseren fühlen jenen gegenüber, die noch auf der Suche sind. Ihnen den rechten Weg zu weisen ist die Mission Jesu: „Denn der Messias ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lukas 19,10) Damit die von ihm gegründete Kirche in seinem Sinne funktionieren kann, verlangt Jesus von gläubigen Christen einen unterstützenden Beitrag: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ (Lukas 6,36)

Wenn wir nach dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus in der Kirche zusammenleben, „wird jedermann erkennen, dass wir Jesu Jünger sind, weil wir Liebe untereinander haben.“ (Johannes 13/35

Und dann werden sich die Worte des Psalmisten über den Weg des Frommen erfüllen: „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, gerät wohl.“ (Psalm 1,3)

1 Kommentar:

  1. dein beitrag hat mir seeeehr gut gefallen! ich finde, er spricht aus einem heraus, was man immer denkt oder berfürchtet, denn man ist nicht perfekt. Und genau deswegen sucht man Jesus, weil man ihn rbaucht, ohne perfekt zu sein.

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