Judas
Ischariot – der Verräter Jesu Christi
1.Teil:
Der Jünger Judas Ischariot
Der
Name „Judas“ wird im Neuen Testament mehrfach genannt, weil er
zur Zeit Jesu ein beliebter männlicher Vorname war: ein Jünger
Jesu, eben Ischariot, heißt so und ebenfalls ein Bruder Jesu, dann
ist der letzte neutestamentliche Brief von Judas „einem Knecht Jesu
Christi und Bruder des Jakobus“ geschrieben worden, und ein Judas
Barsabbas wird in der Apostelgeschichte 15,22 zusammen mit Silas als
Reisebegleitung den Aposteln Paulus und Barnabas mitgeschickt.
Die
Bedeutung des Beinamens „Ischariot“ für den Jünger Jesu ist
unklar. Theologen vermuten einen Hinweis auf eine Heimatstadt Kerijot
in Judäa, weil es dort ein
Dorf dieses Namens gab.
Jesus
wirkte als Wanderprediger in Galiläa, die südliche Provinz Judäa
berührte er nur am Rande. Seine Taufe durch Johannes den Täufer am
Jordan dürfte in Judäa stattgefunden haben, weil Matthäus darauf
hinwies, dass jener in der Wüste von Judäa predigte. Allerdings
kehrte Jesus alleine nach Galiläa zurück und berief seine ersten
Jünger Simon Petrus und seinen Bruder Andreas sowie die
Zebedäus-Söhne Jakobus und Johannes erst in Kapernaum am See
Genezareth, wie Matthäus, Markus und Lukas berichten. Judas wird
nicht genannt. Nach dem Johannes Evangelium schlossen sich Jesus
einige Jünger von Johannes dem Täufer am Jordan an: Andreas, sein
Bruder Simon Petrus, Philippus und Nathanael. Wann also Judas
Ischariot zum Jüngerkreis stieß, liegt völlig im Dunklen.
Seine
Herkunft aus Judäa ist auch nur eine Annahme, weil sich sein Beiname
nicht eindeutig erklären lässt. Deshalb
kann auch die Frage, ob er aus Judäa stammte, nicht durch
Schriftbelege beantwortet werden.
Falls
Judas wirklich in Judäa geboren worden ist, war er in einer anderen
politischen Situation aufgewachsen als die Jünger aus Galiläa. Nach
dem Tod von König Herodes dem Großen im Jahre 4 v.Chr. konnte sich
der römische Kaiser Augustus als oberste Instanz nicht dazu
durchringen, einem der herodianischen Söhne das ganze Erbe inklusive
Königstitel zuzusprechen. Er teilte das Reich des Herodes unter drei
seiner überlebenden Söhne auf und ernannte sie zu Fürsten. Den
Hauptteil, Judäa mit der Hauptstadt Jerusalem erhielt der älteste
Sohn, Archelaos. Herodes Antipas wurde Fürst von Galiläa und der
dritte Bruder, Philippus, musste sich mit nichtjüdischen Gebieten
östlich des Jordans zufrieden geben.
Archelaos
zeigte sich aber seiner Aufgabe nicht gewachsen und wurde 6 n.Chr.
von Augustus wieder abgesetzt. Sein Herrschaftsgebiet wurde zur
römischen Provinz erklärt mit einem Statthalter an der Spitze. Zur
Zeit des öffentlichen Wirkens Jesu war dies Pontius Pilatus, der
nicht sehr geschickt darin war, auf die religiösen Empfindlichkeiten
der Juden Rücksicht zu nehmen. Deshalb war der Wunsch nach einem
Erlöser von der heidnischen Besatzungsmacht in Judäa wesentlich
stärker als in Galiläa, wo mit Herodes Antipas weiterhin ein
Abkömmling der heimischen Herrscherfamilie regierte.
Judas
Ischariot fiel als Jünger in Galiläa nicht auf. Kein Wort der Kritik, kein
laut geäußerter Zweifel, kein Streitgespräch mit dem Rabbi: er
schien ein loyaler Jünger zu sein. Und dann plötzlich wandte er
sich von Jesus ab und beging einen folgenschweren Verrat. Seine
unerklärliche Kehrtwendung versuchen die Evangelisten zu erklären,
und sie kommen zu unterschiedlichen Antworten. Denn letztlich bleibt
man als gläubiger Christ – und das war jeder der vier Evangelisten
– fassungslos vor der Tatsache, dass sich jemand von Jesus
Christus, unseren Herrn und Gott, nicht nur abwenden, sondern ihn
seinen Feinden preisgeben kann.
Judas
Ischariot blieb treu an der Seite Jesu in Galiläa und zog auch noch mit ihm in
Jerusalem ein. Er erlebte mit, wie die Leute dem Prediger aus Galiläa
zujubelten, als dieser die Messiasprophezeiung des Sacharja erfüllte
und auf einer Eselin und ihrem Füllen in die Stadt Davids einzog.
Dann hörte er Jesus predigen, dass das Reich Gottes, von dem er spricht, nicht von dieser Welt ist. Das heißt, dass er nicht vorhatte, gegen
die römische Besatzungsmacht zu kämpfen und sie zu vertreiben.
War
Judas enttäuscht in seiner Messiaserwartung? Hatte auch er einen
Erlöser vom römischen Joch in Jesus gesehen, der das Reich Gottes
hier auf Erden errichtet? Als sich Jesus nach dem fulminanten Empfang
in Jerusalem von jeder politischen Aktion distanzierte und nichts
gegen die heidnischen Römer unternehmen wollte, kippte die Stimmung
der Menschen in Jerusalem. Auch die des Judas Ischariot?
Eine
radikale Gruppe von Männern hatte für sich bereits beschlossen,
nicht auf einen fernen Messias zu warten, sondern selbst zu handeln,
die Zeloten. Sie bewaffneten sich und versuchten durch Überfälle
auf römische Soldaten aus dem Hinterhalt die Besatzungsmacht zu
vertreiben. War Judas ein enttäuschter Zelot, der ursprünglich
glaubte, in Jesus den Befreier gefunden zu haben, und dann erkennen
musste, dass er sich geirrt hatte? Dafür gibt es keine
Anhaltspunkte, denn nirgends wird Judas Ischariot als Zelot
bezeichnet. Im Lukas Evangelium aber wird sehr wohl ein Jünger namens
Simon als Zelot näher beschrieben, nicht aber Judas Ischariot.
Einig
sind sich die Evangelisten darin, dass die Initiative für die
Preisgabe Jesu an seine Feinde von Judas Ischariot ausging und nicht
die Hohepriester sich an ihn wandten. Sie waren erfreut über sein
Angebot und nahmen es gerne an, aber auf ihn zugegangen sind sie
nicht. Doch sie sind bereit, ihn dafür mit Geld zu entlohnen,
welches Judas Ischariot auch laut allen vier Evangelisten annahm.
Nach
Matthäus (26,14-16) geht Judas zum Hohepriester und bietet seine
Hilfe von vornherein gegen Geld an. Offenbar weiß er, dass die
jüdische Geistlichkeit Jesus gefangen nehmen lassen will. „Was
wollt ihr mir geben?“ fragt er sie: „Ich will ihn euch verraten.“
Für 30 Silberlinge ist Judas bereit, Jesus zu verraten.
Auch
bei Markus (14,10.11) geht Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, zu
den Hohepriestern, dass er ihn verriete. Als sie das hörten, wurden
sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Laut dem zweiten
Evangelisten bringen die Priester das Geld ins Spiel, aber es wird
keine konkrete Summe genannt.
Mattäus
und Markus berichten weiters, dass Judas Ischariot nach seinem Handel
entschlossen zu Jesus und den anderen Jüngern zurückgeht und tut, als ob
nichts gewesen wäre, und am ersten Tag der Ungesäuerten Brote am
Abendmahl teilnimmt.
Noch
deutlicher bei der Bedeutung der Belohnung wird der letzte
Evangelist. Bei Johannes geht die Salbung in Bethanien (12,1-11) dem
Einzug in Jerualem (12,12-19) unmittelbar voraus und findet statt im
Haus von Lazarus, Martha und Maria, die mit einem Pfund Salböl aus
Narde seine Füße salbt und mit ihrem Haar trocknet. Judas Ischariot
regt sich darüber auf: „Warum ist dieses Öl nicht für 300
Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben?“ Hier weicht
Johannes von den ersten drei Evangelien ab und bezeichnet Judas
direkt als Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was
gegeben war.
Judas
Ischariot hatte wie die anderen elf Jünger alles Materielle
zurückgelassen, als er sich Jesus angeschlossen hat. Die missglückte
Berufung des reichen Jünglings, der seinen Besitz nicht aufgeben
wollte und deshalb die Berufung Jesu zurückgewiesen hat, zeigt, dass
Besitz für einen Jünger Jesu keine Bedeutung hatte. Wenn Johannes
Judas als Dieb hinstellt, dürfte dies ein verzweifelter Versuch des
Evangelisten sein, etwas Unerklärliches erklären zu wollen. Aber
möglicherweise war Judas als Jünger so enttäuscht von seinem Rabbi,
dass er von ihm weggehen wollte und, weil er ja alles aufgegeben
hatte, Geld für einen materiellen Neuanfang brauchte.
Laut
Matthäus ging es um 30 Silberlinge, aber das war wenig, nur das
Monatseinkommen eines Tagelöhners. Und bei Markus und Lukas wurde
ihm ja erst Geld nach seinem Angebot versprochen, das konnte er
vorher gar nicht wissen.
Und
wenn es doch der Teufel war, den Lukas und Johannes ins Spiel
bringen, der aber nicht vorkommt bei Matthäus und Markus?
Für
Lukas (22,1-6) ist der Verrat mit menschlichen Beweggründen nicht zu
erklären „Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Ischariot, der
zur Zahl der Zwölf gehörte.“ Daraufhin ging Judas Ischariot zu
den Hohepriestern, um ihn zu verraten. Als sie das hörten, wurden
sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Für Lukas ist klar: der
Teufel ist der Grund für den Verrat, nicht die Belohnung.
Johannes
bringt die Einsetzung von Fleisch und Blut Christi bereits in
Kapitel 6
während einer Predigt in Kapernaum in Galiläa: „Denn
mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre
Trank.“(V.55) Die Rede verstörte die Zuhörer, die die Symbolik
nicht verstehen, sondern die Rede wörtlich aufnahmen. Unter den
Jüngern entstand Streit und Zweifel an der Rede über Blut und
Fleisch, viele gingen weg und wandten sich von Jesu ab. Nur Zwölf
blieben bei ihm, aber Jesus sagte zu ihnen: „Habe ich nicht euch
Zwölf erwählt? Aber einer von euch ist ein Teufel.“(V.70) Er
redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Ischariot. Der verriet ihn
hernach und war einer der Zwölf. (V.71)
Letztendlich
müssen wir begreifen, dass die Gründe für den Verrat das Geheimnis
des Judas Ischariot bleiben. Wir können nur ebenso wie die Evangelisten Mutmaßungen anstellen. Warum auch
immer er zu den Hohepriestern gegangen ist, er wankte in seinem
Entschluss nicht mehr und wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, um
sein Vorhaben auszuführen.
spannend das mit dem namen von judas! es wäre auc hinteressant wieso gerdae er immer wieder vorkommt, obwohl er jesus verraten hat- für andere wäre es daher logischer, wenn er "verstoßen" worden wäre, aber das ist er nicht
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