Dienstag, 18. Oktober 2022

 

Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern


Irgendwann, so begann Jesus seine Erzählung, beschloss ein Grundbesitzer, auf seinem Land einen Weinberg anzulegen. Er pflügte die Erde um, setzte junge Triebe ein, zog einen Zaun um das Grundstück und baute zuletzt noch Kelter und Turm. Als er sein Werk sah, war er zufrieden, denn es war alles gut gelungen.

Aber als alles fertig war, zog sich der Hausherr aus seiner Schöpfung zurück, er ging außer Landes. Um sein Werk nicht verkommen zu lassen, verpachtete er es vertrauensvoll an Weingärtner, die über keinen eigenen Besitz verfügten.

Aber diese erwiesen sich dieses Vertrauens als unwürdig! Ungeachtet der tatsächlichen Besitzverhältnisse taten sie so, als ob sie selbst die Eigentümer und Alleinnutzer der Weinstöcke wären. Sie ernteten in die eigene Tasche hinein und schalteten und walteten nach ihren persönlichen Wünschen. Die Weingarten-Pächter verschwendeten keinen Gedanken an den eigentlichen Besitzer und seine Ansprüche.

Doch dann kam der Tag, an dem sie daran erinnert wurden: „Als nun die Zeit der Früchte herbei kam, sandte dieser seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie seine Früchte holten.“ (Matthäus 21,34)

Was nun? Jetzt war guter Rat teuer!

Die Pächter entschieden sich für eine radikale Lösung ihres Problems: Da nahmen die Weingärtner seine Knechte: den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie. Abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; und sie taten mit ihnen dasselbe.“ (Matthäus 21,35.36)

Der Besitzer des Weingartens zögerte zum Unterschied zu seinen Pächtern mit der Anwendung von Gewalt, um seine Ansprüche durchzusetzen. Er hoffte trotz allem auf einen gütlichen Ausgang des Konflikts: „Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.“ (Matthäus 21,37)

Da hatte sich er sich aber gründlich getäuscht, denn die Pächter sahen gerade darin ihre Chance, sich den Weingarten aneignen zu können: „Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbe an uns bringen! Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.“ (Matthäus 21,38.39)

Am Ende seiner Geschichte fragte Jesus die um ihn herum stehenden Leute: Wenn nun der Herr des Weingartens kommen wird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?“ (Matthäus 21,40) Die Menschen antworteten ihm übereinstimmend: „Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und seinen Weinberg anderen Weingärtnern verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.“ (Matthäus 21,41)

Jesus wusste, dass er dieser Sohn ist, der in nicht fernen Tagen aus Jerusalem hinausgestoßen und auf Golgatha am Kreuz getötet werden würde: Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“ (Hebräerbrief 13,12) Er, der Sohn Gottes, wurde getötet, weil er von den Menschen einforderte, in der Schöpfung nach Gottes Geboten zu leben: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ (Matthäus 7,16)

Doch was passiert mit denjenigen Menschen, die im Garten Eden Gottes nicht dafür leben, dem Schöpfer zu dienen, sondern sein Werk für ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche missbrauchen? 

Jesus lässt an den schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen keinen Zweifel: „Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und Menschen gegeben werden, die Gottes Früchte bringen.“ (Matthäus 21,43)

Jesus wurde von Gott als „letztes Aufgebot“ geschickt, um die Menschen, denen er seine Schöpfung anvertraut hatte, zur sorgsamen Verwaltung des ihnen anvertrauten Gutes zu bewegen. Aber das hatten schon Adam und Eva im Paradies nicht geschafft, und das bekamen auch die nachfolgenden Generationen nicht im Sinne Gottes hin. Nun hatte sich Gott zwar nach der Erschaffung der Welt ins Unsichtbare zurückgezogen, aber das heißt nicht, dass er sich nicht um sein Werk kümmert und sorgt. Und es wird der Tag kommen, an dem Gott - so wie der Weinbergbesitzer von den Pächtern - Rechenschaft dafür fordern wird, wie mit seinem Eigentum umgegangen worden ist.

Die Propheten und Prediger, die von Gott vor dem Sohn zu den Menschen geschickt worden waren, scheiterten. Dann erbrachte Jesus, der Sohn, sein Sühneopfer am Kreuz, um die Menschen, die sich gegen Gott versündigt haben, trotz ihrer Schuld vor der Strafe zu bewahren. Aber hatte es den Effekt, den Gott sich davon versprach?

Wie Jesus im Gleichnis erzählte, waren die Pächter vom Sohn des Weingartenbesitzers völlig unbeeindruckt. Und das gilt auch zunehmend für die Christen in der Gegenwart. Allerdings haben wir im christlichen Abendland heute subtilere Methoden, den Sohn des Weingartenbesitzers, also Jesus Christus, los zu werden: wir ignorieren ihn konsequent und verdrängen ihn dadurch zunehmend aus dem Bewusstsein der Menschen. Er gerät in Vergessenheit und spielt im Leben der Christen keine Rolle mehr. Und in weiterer Folge die Christen in der Gesellschaft auch nicht.

Was wird Gott tun?


Jesus verwies in seinem Gleichnis darauf, dass der Besitzer nicht aufgeben und den Weinberg nicht preisgeben wird, sondern nach neuen, vertrauenswürdigeren Pächtern sucht. Die kann er überall auf der Erde finden und in seinen Dienst rufen. Es kommt dann auf den Eifer jedes einzelnen Berufenen an: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.“ (2 Korintherbrief 9,6) Und wer sein Leben auf Jesus, unseren Herrn, baut, der wird reichlich Frucht für den Glauben bringen: Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen will, den wird mein Vater ehren.“ (Johannes 12,26)

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