Das
Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen
Nach
seinem Einzug in Jerusalem nützte Jesus die ihm noch verbleibende
Zeit zum Predigen. Er ging jeden Tag in den Tempel und redete über
das Reich Gottes. Wie schon in Galiläa sprach er auch hier zu den
Menschen in Gleichnissen.
So
erzählte Jesus eines Tages die Geschichte von den klugen und den
törichten Mädchen: „Das Himmelreich wird
gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und hinaus gingen,
dem Bräutigam entgegen.“ (Matthäus
25,1) Sie wussten nicht, wann genau der Hochzeiter kommen und
wie lange das Warten dauern würde. Trotzdem waren fünf von ihnen
sorglos: „Die Törichten nahmen ihre Lampen,
aber sie nahmen kein Öl mit.“ (Matthäus
25,3) Die anderen fünf dagegen trafen Vorsorgemaßnahmen:
„Die Klugen aber nahmen Öl mit in ihren
Gefäßen, samt den Lampen.“ (Matthäus
25,4) Die Zeit verging, und der Bräutigam kam und kam nicht.
Schließlich schliefen die Mädchen übermüdet ein. Endlich um
Mitternacht erhob sich lautes Rufen: „Siehe,
der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“ (Matthäus
25,6) Schnell standen die Mädchen auf, aber nur fünf
Jungfrauen waren in der Lage, sogleich mit dem Bräutigam mitzugehen.
Denn
aufgrund des langen Wartens hatten die Lampen ihr Öl verbraucht und
mussten nachgefüllt werden. Die törichten Mädchen hatten aber
keines mehr und baten die klugen um Öl. Die jedoch mussten ablehnen:
„Nein, sonst würde es für uns und euch
nicht genug sein. Geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst.“
(Matthäus 25,9) Hastig
liefen die fünf weg, aber die Zeit reichte nicht aus. Inzwischen
erschien der Bräutigam und ließ sich von den verbliebenen fünf
Mädchen mit ihren Lampen den Weg leuchten: „Und
die, die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die
Tür wurde verschlossen.“ (Matthäus
25,10)
Verzweifelt liefen die törichten Jungfrauen hinterher,
hämmerten an das Tor und flehten um Einlass. Aber der Bräutigam
wies sie ab: „Wahrlich, ich sage euch: Ich
kenne euch nicht.“ (Matthäus
25,12) Es war zu spät. Sie hatten den richtigen Zeitpunkt
verpasst, weil sie unvorbereitet gewesen waren.
Die
Menschen, die sich um Jesus herum im Tempel versammelt hatten, waren
sich völlig im Klaren, wovon
der Rabbi aus Galiläa sprach: er wies auf den Weltuntergang am Ende
der Zeit und auf das Gericht Gottes hin. Wann das passieren würde,
bleibe zwar den Menschen verborgen, aber es ist unausweichlich,
predigte Jesus: „Himmel
und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Von
diesem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im
Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“
(Matthäus
24,35.36) Durch
sein Gleichnis will Jesus den Menschen deutlich machen, dass das Ende
der Welt jederzeit eintreten kann: „Darum
wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!.“
(Matthäus
24,42)
Warum
diese Bereitschaft so wichtig ist, hat Jesus durch sein Gleichnis
deutlich gemacht: nicht jeder wird die Tür ins Himmelreich offen
vorfinden. Wer das Anbrechen des Reiches Gottes nicht ernst genommen
hat, wird draußen bleiben. Wenn der Bräutigam erst einmal da ist,
ist es für eine Umkehr im Glauben zu spät. Der Bräutigam ist Jesus
Christus, der am Ende der Zeit wieder erscheint: „Und
dann werden sie sehen den Messias kommen in den Wolken mit großer
Kraft und Herrlichkeit.“ (Markus
13,26) Und die, die unbeirrt auf ihn gewartet haben, nimmt er
mit in das Himmelreich.
Die
Worte Jesu vom Reich Gottes gelten ohne Abstriche auch für uns in
der heutigen Zeit. Jesus will uns mit seinem Gleichnis sagen, dass
nicht jeder Christ automatisch im Reich Gottes aufgenommen wird. Wenn
der Messias am Ende der Zeit zurückkommt, wird es nicht genügen,
die Taufe empfangen und Gutes im Namen Jesu getan zu haben: „Es
werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht
in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse
Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder
getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt;
weicht von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus
7,22.23) Das ist eine harte Ansage, deshalb ist es von
entscheidender Wichtigkeit abzuklären, für welche Christen das Tor
zum Himmelreich offen sein wird. Das ist für Jesus eindeutig: in das
Paradies kommen nur diejenigen „die den
Willen tun meines Vaters im Himmel.“ (Matthäus
7,21) Aber was ist der Wille Gottes? Welchen Glauben erwartet
er von uns?
Der
Apostel Paulus fasst für uns die verbindliche Glaubensbotschaft des
Evangeliums, d.h. den Willen Gottes, zusammen: „Dass
Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass
er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage
nach der Schrift.“ (1
Korinther
15,3.4) Darauf
also legt Gott wert, dass wir bereit sind, vorbehaltlos und ohne zu
zweifeln sein Angebot zur Erlösung anzunehmen: das sind Jesu
Opfertod am Kreuz und die Überwindung des Todes durch seine
leibliche Auferstehung.
Daran
kann nicht gerüttelt werden, das sind die ewig gültigen
Glaubenswahrheiten des Christentums. Und mit dieser Botschaft vom
gekeuzigten und auferstandenen Messias gingen die urchristlichen
Missionare in die Welt hinaus und überzeugten ihre heidnischen
Zuhörer: „Und
in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem
Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“
(Apostelgeschichte
4,12)
In
einigen Wochen feiern die Christen Karfreitag und Ostern, und
in den Kirchen wird von der Kanzel herab daran erinnert, dass Jesus
am Kreuz sein Blut für uns vergossen hat und drei Tage später aus
dem Grab ins Leben zurückgekehrt ist. Aber immer mehr Christen
im 21. Jahrhundert können mit dieser Erlösungslehre nichts mehr
anfangen und wenden sich davon ab. Ein Irrweg, dessen Konsequenz uns der Apostel Paulus deutlich vor Augen führt: „Gibt
es keine Auferstehung von den Toten, so ist auch Christus nicht
auferstanden. Ist aber Christus nicht
auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer
Glaube vergeblich.“ (1
Korinther 15,13.14)
Ohne den Glauben an die leibliche
Auferstehung Jesu gibt es keine christliche Lehre, denn ihr fehlt das
Fundament: „Ist Christus nicht auferstanden,
so ist euer Glaube nichtig.“ (1
Korinther 15,17) Denn wenn Jesus den Tod nicht überwunden
hat, dann werden es auch die Menschen nicht tun können. Dann ist mit dem Sterben das
endgültige Ende allen Lebens gekommen. Die christliche Religion
steht und fällt mit der Auferstehung der Toten, denn nur sie
eröffnet uns im Jenseits eine Zukunft im Reich Gottes. Aber die
Entscheidung zum rechten Glauben muss jetzt in diesem Leben getroffen
werden.
Auf
das Gleichnis von den Jungfrauen übertragen heißt das, dass die
klugen Mädchen jene Christen sind, die unbeirrt an die leibliche
Auferstehung Jesu glauben. Sie werden mit dem Messias durch die
geöffnete Tür ins Reich Gottes eingehen. Die törichten Jungfrauen
sind jene Christen, die sich von den Naturwissenschaften und ihren
Beweisen verunsichern lassen und nicht mehr an die leibliche
Auferstehung Jesu glauben. Für sie ist das Tor zum ewigen Leben im
Himmelreich verschlossen. Nur der Glaube an den gekreuzigten und
auferstandenen Herrn Jesus Christus bietet uns eine Zukunft über den
Tod hinaus: „Ich
bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird
leben, auch wenn er stirbt.“
(Johannes
11,25) Wer an
Jesus Christus glaubt, wird eines Tages die Herrlichkeit Gottes
sehen. Die Entscheidung für oder gegen den auferstandenen Herrn
liegt bei jedem selbst – mit allen Konsequenzen.
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