Samstag, 22. September 2018


Sodom und Gomorra oder die Verlockung des Geldes


Abraham lebte mit seiner Frau Sara als Nomade in Kanaan und zog mit seiner Viehherde von Weide zu Weide. Bei ihm waren auch sein Neffe Lot und dessen Familie. Aber ihr Zusammenleben funktionierte nicht. Um weitere Streitigkeiten zu vermeiden, trennten sie sich. Abraham führte sein Wanderleben weiter, sein Neffe dagegen beschloss, sesshaft zu werden.

Es war ein fruchtbares Land, in dem sich Lot niederließ: „Da hob er seine Augen und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorra vernichtete, war es dort wasserreich, wie im Garten des Herrn gleich wie in Ägyptenland.“ (1 Mose 13,10) Die Bewohner der beiden Städte genossen ihren Wohlstand (oder jedenfalls die Nutznießer davon) und waren bemüht, ihn zu vermehren. Da sie Gott, ihren Schöpfer, dem sie eigentlich ihren Überfluss verdankten, offenbar nicht mehr brauchten, weil es ihnen gut ging, wandten sie sich von ihm ab. Sie gestalteten ihren Alltag nach eigenen Regeln und Normen, und Gott geriet in Vergessenheit.

Jesus warnt in seiner Bergpredigt: „Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24) Das trifft auch auf die Bewohner von Sodom und Gomorra zu, die viele Jahrhunderte vor Jesus gelebt haben. Sie entschieden sich für die Herrschaft des Geldes - nun mussten sie die Konsequenzen tragen. 

Denn Gott hatte beschlossen, den Bewohnern wieder das wegzunehmen, was für sie zum Wichtigsten geworden war: ihren bequemen Lebensstil: „Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und was auf dem Lande gewachsen war.“ (1 Mose 19,24.25) 

Was Gott gegeben hat, kann er auch wieder nehmen. Gott hat den Bewohnern von Sodom und Gomorra drastisch vor Augen geführt, wie vergänglich Reichtum ist. Die Anhäufung von Vermögen ist nicht das Fundament, auf dem sich ein gesichertes Leben mit Zukunft aufbauen lässt. Von einem Tag auf den anderen kann es verloren sein. 

Jesus zeigt uns in der Bergpredigt einen anderen Weg auf, einen, der Beständigkeit verheißt: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Matthäus 6,19-21)

Wieviel Herz kann eine Gesellschaft haben, deren Streben in erster Linie auf die Anhäufung von Vermögen ausgerichtet ist? In Sodom und Gomorra jedenfalls ging es nicht sehr liebenswert zu, weil die, die leistungsmäßig nicht mithalten konnten, auf der Strecke blieben. Es fehlte den Erfolgreichen an Verständnis für die Schwachen. 

Das ist ein Gesellschaftsmodell, das Jesus für seine Glaubensgemeinschaft nicht will. Er verlangt, dass wir andere Prioritäten setzen und nicht den Sinn des Lebens in materiellen Werten sehen: „Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet.“ (Matthäus 6,25) Stattdessen soll der Glaube an Gott unser Leben bestimmen: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,33) Wonach wollen wir uns richten: nach Sodom und Gomorra oder Jesus Christus? Egoismus und Rücksichtslosigkeit oder Liebe und Barmherzigkeit?

Für den Apostel Paulus ist die Antwort klar: „Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ (Römer 15,7) predigt er das Evangelium von der Gleichwertigkeit aller Menschen, deren Zusammenleben von Nächstenliebe und nicht von Konkurrenzkampf um die besten Pfründe geprägt ist. So wie Jesus es als Wanderprediger in Galiläa vorgezeigt hat. Paulus vergleicht im Korintherbrief die Kirche mit dem menschlichen Körper, für dessen Funktionieren jedes einzelne Glied notwendig ist und nur deren Zusammenwirken eine gesunde Lebensweise ausmacht: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ (1 Korintherbrief 12,26) Diese Solidarität ist von Gott selbst so gewollt, mahnt der Apostel: „Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen.“ (1 Korintherbrief 12,24.25) Und Paulus wünscht sich von uns Christen: „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark! Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ (1 Korintherbrief 16,13.14)






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