Die
Frage nach der Steuer
Jesus
von Nazareth, der populäre Wanderprediger von Galiläa, passte nicht
ins Weltbild der Pharisäer und Schriftgelehrten. Ständig hatte er
andere religiöse Ansichten als sie und kam damit auch noch super bei
der Bevölkerung an. Die verärgerten Geistlichen wollten dem endlich
einen Riegel vorschieben. Doch solange sich Jesus in Galiläa
aufhielt, war das nicht möglich. Der Landesfürst Herodes Antipas
wollte sich nach der umstrittenen Hinrichtung des vom Volk verehrten
Propheten Johannes den Täufer
nicht an einem weiteren angesehenen Prediger die Finger
verbrennen. So ließ er Jesus gewähren. Und die Bevölkerung von
Galiläa hielt Jesus eben wegen seiner
von den Konservativen
abweichenden religiösen
Ansichten die Treue. So gerne die Geistlichen Jesus schon in Galiläa
aus dem Verkehr gezogen hätten, war dieser Plan vorerst nicht
realisierbar.
Aber
dann bekamen sie ihre lang ersehnte Chance: Jesus verließ seine
Heimat und zog mit seinen Jüngern in das südlich gelegene
Jerusalem, dem Machtzentrum der jüdischen Geistlichkeit. Dort war er
auf sich allein gestellt, denn die Bewohner kannten ihn nicht
persönlich, sondern nur die Erzählungen über ihn. Und diese hatten
eine hohe Erwartungshaltung geweckt. Bei seinem Einzug in Jerusalem
jubelten die Menschen Jesus begeistert zu und schrien euphorisch:
„Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da
kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“
(Matthäus 21,9) Doch schon bald folgte die Ernüchterung: der Rabbi
aus Galiläa entsprach nicht den Vorstellungen vom ersehnten Messias,
der kam, um die Juden von der Besatzung der Römer zu befreien.
Ernüchtert wandten sich die Bewohner Jerusalems von Jesus dem
Galiläer wieder ab.
Diese
Enttäuschung der Leute wollten sich die Geistlichen zu Nutze machen.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten wollten den provokanten Rabbi weg
haben, aber bevor sie mit Gewalt gegen Jesus vorgingen, versuchten
sie es damit, seine Glaubwürdigkeit zu untergraben.
Und sie setzten bei
dem Punkt an,
der für die jüdische
Bevölkerung am
heikelsten war: die Besetzung
des heiligen Landes durch die heidnischen Römer:
„Sage
uns, was meinst du: Ist‘s recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt
oder nicht?“
(Matthäus 22,17) Das war eine Fangfrage, und Jesus durchschaute sie
auch sofort: „Als
nun Jesus ihre Bosheit merkte, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht
ihr mich?“
(Matthäus 22,18)
Der
Hintergrund war ein politischer. Das
römische Steuersystem galt für das ganze Reich. Jeder einzelne
Bewohner war abgabepflichtig. Volkszählungen,
die die römische Regierung von Zeit zu Zeit durchführen ließen,
hatten
zum Ziel, die steuerpflichtigen Untertanen zu erfassen, um
sie dann zur Kasse zu
bitten.
In den Augen der Pharisäer
und Schriftgelehrten
bedeutete das Bezahlen
der Steuern an die römische Staatsmacht, ihre Fremdherrschaft in
Israel anzuerkennen. Das
war in ihren Augen ein Frevel gegen
die Religion, und mit
ihrer Frage wollten sie Jesus in die Falle locken. Sprach er sich in
der
Öffentlichkeit
gegen das Bezahlen der Steuer an den Kaiser aus, konnte man ihn beim
Statthalter als Hochverräter verklagen. Befürwortete er sie aber,
so hatte man den Rabbi als religiösen
Betrüger entlarvt.
Denn mit dieser
indirekten Anerkennung der Fremdherrschaft würde Jesus die Hoffnung
des jüdischen Volkes,
durch
den
im Alten Testament prophezeiten
Messias von
den Heiden befreit zu
werden, preisgeben.
Damit wäre auch der
Anspruch Jesu, der erwartete Messias zu sein, erledigt.
Doch
Jesus
tappte nicht in die Falle. Er forderte die Geistlichen auf: „Zeigt
mir die Steuermünze! Und sie reichten ihm einen Silbergroschen. Und
er sprach zu ihnen: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie sprachen
zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was
des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“
(Matthäus 22,19-21)
Das
war nicht die Antwort, auf die die Pharisäer
und Schriftgelehrten
gewartet hatten: „Und
sie konnten ihn in seinen Worten
nicht
fangen vor dem Volk und wunderten sich über seine Antwort und
schwiegen still.“
(Lukas 20,26) Sie hatten
Jesus bloß stellen
wollen, aber er erteilte
ihnen eine Lektion: im
Diesseits gibt es auch für gläubige Menschen Pflichten der
weltlichen Regierung gegenüber. Man stellt sich nicht gegen Gott,
wenn man diesen nachkommt. Erst wenn man die Gebote der irdischen
Obrigkeit über die Gottes stellt, fällt
man vom
Glauben ab.
Der Apostel Paulus
wird noch deutlicher. Im
Römerbrief verweist er
darauf, dass jede
Obrigkeit von Gott eingesetzt ist:
„Jedermann
sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist
keine Obrigkeit außer von Gott; wo
aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.“
(Römerbrief 13,1)
Deshalb hat man auch als
Christ ihr gegenüber Pflichten. Das
bedeutet aber
keine kritiklose
Unterwürfigkeit, auf
die
man sich Gott gegenüber herausreden kann. Paulus schränkt den
politischen Gehorsam im Sinne Jesu
ein: „So
gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer
gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht
gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.“
(Römerbrief 13,7) Und
die gebührt allein Gott im Himmel.
Nach
dieser Weisung hat die urchristliche
Gemeinde im Römischen
Reich gelebt.
Sie waren
brave Untertanen der
Herrscher und zahlten
ihre Steuern ohne zu murren. Aber ihr Gehorsam endete an dem Punkt,
an dem
man von ihnen verlangte, den Glauben an Gott zu verraten.
Kaiser
Decius (249-251) führte
ein neues Gesetz
ein, das von jedem Untertan verlangte, einmal im Jahr vor einem
vergöttlichten Kaiser ein Opfer darzubringen. Das
war den Christen, die einem strengen Monotheismus huldigten, nicht
möglich, und sie
verweigerten sich der staatlichen Anordnung.
Decius aber war
unerbittlich: wer nicht opferte, wurde hingerichtet. Viele Christen
starben in der Arena. Aber auch angesichts dieser lebensgefährlichen
Bedrohung blieben sie
ihrem Glauben treu und
gingen lieber betend
in den Tod als vor einem
Herrscher das Knie zu beugen.
Sie leisteten passiven
Widerstand, indem sie den Kaisern
die Anbetung verweigerten, aber sie griffen
nicht zum Schwert, um die Herrscher aktiv zu bekämpfen. So hatte
es Jesus
von denen, die ihm
nachfolgen, gefordert,
denn er lehnte die
Anwendung von Gewalt strikt ab. Seine
Jünger waren bei Jesu Verhaftung im Garten Gethsemane mit Schwertern
bewaffet und hätten ihren Rabbi retten können, aber er lehnte ab:
„Lasst
ab! Nicht weiter!“
(Lukas 22,51) Jesus stand mit Gewaltlosigkeit für seine göttliche
Mission ein.
Die
Geschichte wiederholt sich gerade.
So wie damals im Römischen Reich werden auch in der Gegenwart wieder
in vielen Ländern der Welt Christen nur deshalb diskriminiert und
getötet, weil sie Christen sind.
In dieser Bedrängnis vertrauen die
Gläubigen aber
auf
ein Versprechen,
dass unser Herr
Jesus
Christus uns gegeben hat: „Und
ihr werdet gehasst werden von jedermann um meines Namens willen. Wer
aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.“
(Matthäus 10,22)
Zuletzt werden es nicht
die Feinde
des Christentums sein, die den Sieg davon tragen: „Freut
euch auf jenen Tag des Gerichts Gottes und springt vor Freude; denn
siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.“
(Lukas 6,23)
ein sehr informativer und toller beitrag! Er enthält viele großartige Informationen :)
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