Samstag, 1. April 2017


Die Verwerfung Jesu in Nazareth

Jesus war inzwischen in Galiläa ein bekannter Mann geworden. Überall redete man ehrfürchtig von dem Rabbi, der in radikalen Worten vom Reich Gottes predigte und Kranke heilte. Hauptsächlich wanderte Jesus den See Genezareth entlang, aber eines Tages lenkte er seine Schritte zurück in seine Heimatstadt Nazareth.

Seine Familie lebte nach wie vor in dem kleinen Ort, aber Jesus hatte kaum Kontakt zu ihr. Seine Mutter war mit der Berufswahl ihres Erstgeborenen nicht einverstanden gewesen. Zu jener Zeit war es in Israel Tradition, dass der älteste Sohn den Beruf des Vaters erlernte und nach dessen Tod den Betrieb weiterführte. Das wurde auch von Jesus erwartet, aber er weigerte sich und ging weg, um den Menschen das Wort Gottes näher zu bringen.

Die Evangelisten berichten, dass Jesus plante, in seinem Heimatort zu predigen. Anfangs schien alles gut zu gehen, denn als Jesus am Sabbat die Synagoge von Nazareth betrat, reichte man dem berühmt gewordenen Sohn der Stadt das Buch des Propheten Jesaja, damit er daraus vorlese. Jesus schlug das Kapitel 61 auf: „Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, zu trösten alle Trauernden.“ (Verse 1 und 2) Als Jesus geendet hatte, sahen ihn die Anwesenden erwartungsvoll an. Wie würde er die Textstelle auslegen? Aber was er dann sagte, kam nicht gut bei den Zuhörern in der Synagoge an. Jesus, den sie hatten aufwachsen sehen, bekannte sich dazu, der prophezeite Messias, der Gesalbte Gottes, zu sein: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“ (Lukas 4,21)

Über diese vermeintliche Anmaßung waren die Leute aus Nazareth aufs Äußerste empört: „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns?“ (Matthäus 13,55.56
Und da sie aus diesem Grund in ihm nicht den Messias sehen wollten, bezichtigten sie Jesus der Gotteslästerung und ließen sich in ihrem Zorn zur Gewalttätigkeit gegen ihn hinreißen: „Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinab zu stürzen.“ (Lukas 4,29) Aber Jesus ging mitten durch sie hinweg und stellte resigniert fest: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Haus.“ (Matthäus 13,57)

In die heutige Zeit übertragen heißt das, dass es Jesus im christlichen Abendland so ergeht wie damals in seiner Heimatstadt Nazareth: seine Göttlichkeit wird ihm aberkannt, und er wird wegen religiöser Unglaubwürdigkeit aus dem Leben der Menschen hinausgedrängt. Alles, was in unserer Gesellschaft mit dem christlichen Glauben zusammenhängt, wird konsequent vernichtet. Die Kreuze werden in öffentlichen Gebäuden abmontiert. Kirchen werden verkauft und zu Wohnhäusern und Supermärkten umgebaut. Sparmaßnahmen kippen die christliche Jugendarbeit und schaffen die Jungschar ab. Und Ostern, eigentlich das höchste Fest der Christenheit zum Gedenken der Auferstehung Jesu, ist nur noch ein Feiertag, an dem Hasen bunte Eier und andere Naschsachen bringen.

So wie die empörten Nazarener sich Jesu durch Tötung entledigen wollten, indem sie versuchten, ihn vom Felsen zu stürzen, sind wir dabei, unseren Herrn und Heiland zu töten, indem wir ihn in den Abgrund des Vergessens stoßen. 

Und wenn sich dieser Trend der Verdrängung unseres christlichen Bekenntnisses und unserer christlichen Lebensweise aus dem gesellschaftlichen Leben weiter fortsetzt, wird Jesus Christus eines Tages nichts weiter sein als ein Name im Geschichtsbuch – so wie Zeus und Odin.

Jesus zeigt uns einen Ausweg aus der heutigen bedrängten Lage des Christentums und verweist uns auf die Hoffnung im Gebet: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ (Matthäus 9,37.38) Hören wir auf Jesus Christus und bitten wir Gott um die Kraft zu einem neuen Aufbruch und einer neuen Blüte des christlichen Glaubens, und treten wir hinaus in die Welt mit den Worten des Apostels Paulus: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ (Römer 1,16)

1 Kommentar:

  1. sehr schön, mal soll wirklich nie aufgeben und weiter an Jesus zu glauben. Er vergisst einen nicht.

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