Die
biblische Frau im Wandel der Zeit
Wer
kennt nicht die Geschichte von Adam und Eva? Sie ist selbst
Nicht-Christen geläufig, weil die Paradiesgeschichte eines der
beliebtesten Motive in Kunst und Werbung ist.
Im
2. Kapitel des 1. Buch Mose steht geschrieben, dass Gott zuerst den
Mann erschuf: „Da machte
Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem
des Lebens in seine Nase; so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.“
(1
Mose 2,7) Aber dem Mann fehlte die Gefährtin an
seiner Seite: „Und
Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei: ich will
ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ (1
Mose 2,18) Eine fatale Bibelstelle für die Position der Frau in der christlichen Kirche. Denn eine "Gehilfin" befindet sich in einer untergeordneten Position. Stünde dort das Wort "Partnerin", wäre die Sachlage eine ganz andere.
Verschlechtert wird die Stellung der Frau noch durch den Bericht über die Erschaffung von Eva: „Da
ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und
er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss ihre
Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute ein Weib aus der Rippe,
die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der
Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem
Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen
ist.“ (1
Mose 2,21.23) Die Frau als „Ableger“ des
Mannes?
Obwohl
nachgewiesen ist, dass Männer und Frauen die gleiche Anzahl von
Rippen haben, wird dieser Schöpfungsbericht seit zwei Jahrtausenden
bis in unsere Zeit herangezogen, um den Frauen in weiten Teilen des
Christentums den Platz unter dem Mann zuzuweisen und als gottgewollt
zu begründen. Dass Jesus dies keineswegs so gehalten hat, wird mit
fadenscheinigen theologischen Argumenten abgetan.
Noch
immer schließen die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche
Frauen vom Priesteramt aus mit der Begründung, dass Jesus nur Männer
zu seinen 12 Jüngern gemacht hat. Dabei müsste sich auch in diesen
Kirchen längst durchgesetzt haben, dass die Zahl 12 und das
männliche Geschlecht nur eine Analogie zu den 12 Söhnen Jakobs im
Alten Testament ist, die das alte Gottesvolk Israel begründet haben.
Und die Parallele zu den 12 Jüngern im Neuen Testament soll belegen,
dass Jesus mit ihnen das neue Gottesvolk der Christen begründet hat.
Bewiesen
wird dies durch einen Vergleich der Jüngerlisten, die in den ersten
drei Evangelien (Johannes, der 4. Evangelist, lässt diese Aufzählung
weg) stehen. Wenn man Matthäus 10,2-4; Markus 3,16-19 und Lukas
6,14-16 gegenüberstellt, wird man feststellen, dass die Namen nicht
gänzlich übereinstimmen. Das muss zu denken geben.
Jesus
hat die Frauen um ihn immer gleichwertig behandelt. Unterwürfige
Frauen sind unter seinen Anhängern nicht zu finden. Das beginnt
schon mit seiner Mutter, einer selbstbewussten Hausfrau, die mit der
Berufswahl ihres ältesten Sohnes nicht einverstanden war: anstatt
den Zimmermann-Betrieb des Vaters weiterzuführen und sich um die
jüngeren Geschwister zu kümmern, zog er als mittelloser
Wanderprediger durchs Land. Das demutsvolle Bild, das katholische und
orthodoxe Theologie von Maria, der Mutter Jesu, zeichnen, hat nichts
mit der resoluten Frau zu tun, die in den Evangelien auftritt. Und
unterwürfig sind auch nicht die Jüngerinnen Jesu, die in seine
Nachfolge getreten sind. Viele von ihnen sind Angehörige der höheren
Gesellschaftsschichte oder besitzen zumindest ein Haus und leben in
guten Verhältnissen. Doch nirgends steht etwas davon, dass sie ihre
Ehemänner oder Brüder um Erlaubnis fragen mussten, ob sie den Rabbi
aus Nazareth unterstützen dürfen. Die Frauen um
Jesus trafen ihre eigenen Entscheidungen in einer Zeit, als die
Frauen rechtlos waren. Und Jesus unterstützte sie vorbehaltlos
darin.
Aber
das hat schon der unbekannte Verfasser des 1. Timotheusbriefes nicht
verstanden: „Eine Frau lerne in der Stille
mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie
lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei
still. Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva.“ (1
Tim 2,11-13) Der Autor des 1.
Timotheusbriefes hat entweder die Evangelien nicht gekannt oder sich
trotzdem nicht an Jesus Christus ein Beispiel genommen, sondern dem
patriachalischen Weltbild seiner Zeit den Vorzug gegeben.
Ich halte mich lieber an das,
was Jesus vorgelebt und gelehrt hat, denn er allein ist unser
Maßstab. Und schon Paulus hat stets betont, dass ein Herrenwort,
also die Predigt Jesu, über der Meinung eines einzelnen, also auch
eines Briefschreibers, steht.
Die Bücher der Bibel wurden in
etwa zwischen 1000 v.Chr. und 150 n.Chr. verfasst. Das ist ein
immenser Zeitrahmen, in dem sich die Lebensformen der Erdbewohner
stark geändert haben. Und dann muss man noch die rund 2000 Jahre bis
zur Gegenwart dazurechnen. Unser Lebensstil heute hat nichts mehr
gemein mit dem Alltag der Menschen im Altertum.
Der umstrittene
Schöpfungsbericht im 2. Kapitel des 1. Buch Mose vermittelt uns das
bäuerliche Weltbild einer längst vergangenen Zeit.
Damals war die
Frau die wichtigste „Hilfskraft“ des Bauern, seine Gefährtin,
die ihm bei der Feldarbeit half, seine Kinder zur Welt brachte und
seinen Haushalt führte. Der genannte Text wurde ungefähr um 1000
v. Chr. geschrieben, in einer Zeit mit einer völlig anderen
Gesellschaftsordnung als die, die wir heute in der westlichen Welt
haben.
Wir können demnach nicht jene
Familienregeln wortgetreu übernehmen, die vor über 3000 Jahren
Gültigkeit gehabt haben. Bekanntlich hat das auch schon Jesus nicht
gemacht, und er stand diesem Text um 2000 Jahre näher als wir das
heute tun.
Aber
sehr viele christliche Männer halten zäh an ihrer Vorherrschaft fest und ignorieren
die biblischen Texte, die Männer und Frauen gleichsetzen. Aber
ungeachtet der nach wie vor nicht in allen christlichen
Gemeinschaften gelebten Gleichberechtigung der Frau gibt es in den
christlichen Kirchen doch einen Fortschritt gegenüber anderen
Religionen: in den Gotteshäusern ist kein eigener Bereich für die
Frauen vorgeschrieben, sondern sie können sitzen, wo sie wollen, und
selbstverständlich mitten unter den Männern.
dieser 1. Timotheusbrief ist ganz schön heftig, steht das wirklich so in der Bibel? Das trifft mich etwas. Aber ich halte mich auch an das, was Jesus gelehrt hat! Immerhin ist er Gott/Gottes Sohn, also vertraue ich ihm mehr als einem Verfasser...
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