Sonntag, 26. April 2020


Gleichnis vom anvertrauten Vermögen

Jesus kehrte nicht sofort nach seiner Auferstehung in den Himmel zurück. 40 Tage weilte er noch auf der Erde und erschien immer wieder seinen Anhängern, um ihnen Aufträge für die Zeit nach seinem Abschied zu erteilen. 

Denn seine göttliche Mission konnte nur dann Bestand haben, wenn seine Jüngerinnen und Jünger diese nach seiner Himmelfahrt weiterführten. Ihre Aufgabe würde es sein, das Evangelium, die frohe Botschaft von der Vergebungsbereitschaft eines liebenden Gottes, in die Welt hinaus zu allen Menschen zu tragen.

Dass Jesus dies von seinen Anhängern erwartete, erklärte er ihnen noch vor seiner Verhaftung in einem Gleichnis. Sie hörten aufmerksam zu und bemühten sich nach Pfingsten, Jesu Erwartungen gerecht zu werden. Aus den Jüngern wurden Aposteln, die in die heidnische Welt hinaus gingen und Menschen für den christlichen Glauben gewannen.

Aber die Aufforderung zur Mission ist nicht mit dem Tod der urchristlichen Prediger erloschen, sondern gilt unverändert für uns Christen im 21. Jahrhundert. Jedes Wort in diesem Gleichnis ist auch an uns heute gerichtet.

Jesus erzählte von einem Mann, der außer Landes ging. Während seiner Abwesenheit vertraute er sein Vermögen seinen Knechten an. Sie sollten nicht nur darauf achten, dass es nicht verloren ging, sondern dass es sich vermehrte: so wie der Besitzer es gemacht hätte, wenn er nicht hätte verreisen müssen. Nachdem er die Aufgaben verteilt hatte, verließ der Mann seinen Betrieb und ging weg.

Der Mann, der außer Landes ging, ist Jesus. Er konnte nicht auf Dauer auf der Erde bleiben. Nach seiner Auferstehung musste er unsere Welt wieder verlassen, aber er gab das Versprechen ab, eines Tages wieder zu kommen. Wann das sein wird, wissen wir nicht, Jesus hat keinen Zeitpunkt genannt. Aber an dem Tag, an dem der Messias zurückkehren wird, wird die Apokalypse über die Welt hereinbrechen und Gott über uns Menschen Gericht halten - so wie der Mann im Gleichnis: „Nach langer Zeit kehrte der Herr dieser Knechte zurück und forderte Rechenschaft von ihnen.“ (Matthäus 25,19) Die drei Knechte traten vor ihn und berichteten über ihre Finanzgeschäfte. Zwei von ihnen hatten das ihnen anvertraute Geld verdoppelt und wurden gelobt.

Der dritte aber hatte das Silber lediglich verwahrt und sich nicht bemüht, es zu vermehren. Enttäuscht schmiss ihn der Besitzer raus: Und den unnützen Knecht warf er in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ (Matthäus 25,30)


Das Vermögen, das der Besitzer seinen Knechten übergeben hatte und das sie in Eigenverantwortung vermehren sollten, ist das Evangelium. Die Knechte sind die Jünger, an die Jesus den Taufbefehl richtete. Sie sollten der Anfang einer weltweiten Glaubensbewegung sein und nicht das Ende.

Je nach Begabung teilte Jesus jedem eine größere oder kleinere Aufgabe zu. So wie jeder der drei Knechte eine andere Menge an Silber bekommen hatte: „Dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem anderen zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.“ (Matthäus 25,15) Die Höhe des anvertrauten Geldbetrages entschied der Besitzer nach den Fähigkeiten, die er jedem einzelnen Knecht zutraute. Jeder war gleich wichtig, aber nicht jeder war für die gleiche Aufgabe geeignet. So ist mit „Tüchtigkeit“ nicht eine Hierarchie des Fleißes gemeint, sondern der individuellen Begabung.

Entsprechend ihres Auftrages machten sich die Knechte an die Arbeit. Zwei von ihnen verdoppelten die ihnen übergebene Geldsumme: Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Und ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.“ (Matthäus 25,16.17)

Wer gehört zu dieser Gruppe? Das sind anfangs die urchristlichen Missionare, die nach der Himmelfahrt Jesu voller Engagement das Evangelium zu den Menschen brachten, die von Jesus noch nie gehört hatten. Die unterschiedlich hohen Summen sollen lediglich symbolisch dafür stehen, dass es unterschiedlich große Reichweiten für ihr Wirken gab. Zu denen, die mit den fünf Zentnern gemeint sind, gehört auf jeden Fall der Apostel Paulus. Seine Aufgabe war besonders folgenreich, denn er begründete nicht nur das Christentum im Römischen Reich außerhalb Palästinas, sondern schuf außerdem mit seinen Briefen die Grundlage für das Neue Testament. Aber dann gab es auch noch die vielen namenlosen Prediger, die wie Paulus als Missionare den Taufbefehl Jesu umsetzten. Sie haben die „zwei Zentner verdoppelt“, denn auch ohne sie gäbe es heute keine weltumspannende christliche Kirche, auch wenn jeder einzelne von ihnen persönlich weniger weitreichend tätig war als Paulus, und wir ihre Namen nicht kennen. 

Aber ohne diese vielen Kleinen hätte der eine Große nichts ausrichten können. Sowohl der Knecht mit den fünf als auch der mit den zwei Zentnern haben dazu beigetragen, dass sich das Vermögen des Besitzers deutlich vermehrte - so wie nicht nur die Missionare sondern die vielen Getauften in allen kirchlichen und sozialen Positionen die Zahl der bekennenden Christen erhöhten.

Wer denkt, dass in unserer Zeit Mission nicht mehr nötig ist, der irrt. Jesu Auftrag ist noch nicht zu Ende: „Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich Gottes in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“ (Matthäus 24,14) 

Solange die Erde besteht, haben wir Christen die Verpflichtung, das „Vermögen“, das unser Herr Jesus Christus uns anvertraut hat, zu vermehren. Wir dürfen nicht müde werden, andere Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen und die Kirche weiter wachsen zu lassen.

Und dann bleibt noch jener dritte Knecht übrig, der nichts aus dem anvertrauten Silber machte, sondern meinte, dass es genüge, den Bestand zu erhalten, aber nichts für die Zukunft zu tun: Der aber einen Zentner empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.“ (Matthäus 25,18) Das sind jene Christen, die sich nicht dafür zuständig fühlen, weiterhin für den Glauben an Jesus Christus aktiv zu sein. Sie vertreten die Überzeugung, es genüge, ihren Glauben privat zu leben. Sie treten aus Frust oder Ärger aus der Kirche aus und betrachten sich trotzdem weiter als Christen. Aber das sind sie nicht, denn sie haben sich in einem klaren Statement von Jesus abgewandt. Wer sich nicht dadurch öffentlich zu Jesus Christus bekennt, dass er Mitglied seiner Kirche ist, schadet dem christlichen Glauben. Der Ausgetretene verbreitet die Illusion, dass christlicher Glaube nichts mit der Institution Kirche zu tun habe, und es auch ohne ganz gut gehe. Aber das stimmt so nicht. Denn Kirche bedeutet Gemeinschaft der Gläubigen, die sich um ihren Herrn Jesus Christus versammelt. Und das sichtbar für alle, auch für jene, die noch nicht zu Jesus gefunden haben: „Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Topf, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,15.16)

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sein christliches Leben zu gestalten. Nicht nur ein Weg ist der richtige. Aber jeder Christ soll zum Ziele haben, für den Glauben an Jesus Christus einzustehen und ihm Ehre zu machen. So sollen immer mehr Menschen für die Taufe gewonnen werden. Nicht durch Gewalt, nicht durch Zwang und nicht durch leere Versprechen, sondern durch gelebtes Evangelium vor den Augen der Öffentlichkeit – als Teil der Kirche, weil sie von Jesus begründet wurde. 

So kann jeder zu den beiden Knechten gehören, die das anvertraute Vermögen vermehrt haben. Und der Messias wird am Ende der Zeit, wenn er wieder in die Welt zurückkehrt, zu ihnen sagen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines himmlischen Vaters, ererbt das Reich Gottes, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ (Matthäus 25,34)

1 Kommentar:

  1. Ein wunderschöner Blogbeitrag, der zum Nachdenken und Besinnen anregt! Ich möchte gerne zu jenen gehören, die es verdoppelt haben und bemühe mich darum.

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