Jesus
kehrte nicht sofort nach seiner Auferstehung in den Himmel zurück.
40 Tage weilte er noch auf der Erde und erschien immer wieder seinen
Anhängern, um ihnen Aufträge für die Zeit nach seinem Abschied zu
erteilen.
Denn seine göttliche Mission konnte nur dann Bestand
haben, wenn seine Jüngerinnen und Jünger diese nach seiner
Himmelfahrt weiterführten. Ihre Aufgabe würde es sein, das
Evangelium, die frohe Botschaft von der Vergebungsbereitschaft eines
liebenden Gottes, in die Welt hinaus zu allen Menschen zu tragen.
Dass
Jesus dies von seinen Anhängern erwartete, erklärte er ihnen noch
vor seiner Verhaftung in einem Gleichnis. Sie hörten aufmerksam zu
und bemühten sich nach Pfingsten, Jesu Erwartungen gerecht zu
werden. Aus den Jüngern wurden Aposteln, die in die heidnische Welt
hinaus gingen und Menschen für den christlichen Glauben gewannen.
Aber
die Aufforderung zur Mission ist nicht mit dem Tod der urchristlichen
Prediger erloschen, sondern gilt unverändert für uns Christen im
21. Jahrhundert. Jedes Wort in diesem Gleichnis ist auch an uns heute
gerichtet.
Jesus
erzählte von einem Mann, der außer Landes ging. Während seiner
Abwesenheit vertraute er sein Vermögen seinen Knechten an.
Sie sollten nicht nur darauf achten, dass es nicht verloren ging,
sondern dass es sich vermehrte: so wie der Besitzer es gemacht hätte,
wenn er nicht hätte verreisen müssen. Nachdem er die Aufgaben
verteilt hatte, verließ der Mann seinen Betrieb und ging weg.
Der
Mann, der außer Landes ging, ist Jesus. Er konnte nicht auf Dauer
auf der Erde bleiben. Nach seiner Auferstehung musste er unsere Welt
wieder verlassen, aber er gab das Versprechen ab, eines Tages wieder
zu kommen. Wann das sein wird, wissen wir nicht, Jesus hat keinen
Zeitpunkt genannt. Aber an dem
Tag, an dem der Messias
zurückkehren wird, wird die Apokalypse
über die Welt hereinbrechen und Gott über uns Menschen Gericht
halten - so wie der Mann im Gleichnis:
„Nach langer Zeit kehrte der Herr
dieser Knechte
zurück und forderte Rechenschaft von ihnen.“ (Matthäus 25,19)
Die drei Knechte traten vor ihn und
berichteten über ihre Finanzgeschäfte. Zwei von ihnen hatten das
ihnen anvertraute Geld verdoppelt und wurden gelobt.
Der
dritte aber hatte das Silber lediglich verwahrt und sich nicht
bemüht, es zu vermehren. Enttäuscht schmiss ihn
der Besitzer raus: „Und
den unnützen Knecht warf er in die Finsternis hinaus; da wird sein
Heulen und Zähneklappern.“ (Matthäus
25,30)
Das
Vermögen, das der Besitzer seinen Knechten übergeben hatte und das
sie in Eigenverantwortung vermehren sollten, ist das Evangelium. Die
Knechte sind die Jünger, an die Jesus den Taufbefehl richtete. Sie
sollten der Anfang einer weltweiten Glaubensbewegung sein und nicht
das Ende.
Je
nach Begabung teilte Jesus jedem eine größere oder kleinere Aufgabe
zu. So wie jeder der drei Knechte eine andere Menge an Silber
bekommen hatte: „Dem einen gab er fünf
Zentner
Silber, dem anderen zwei, dem dritten
einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und
zog fort.“ (Matthäus 25,15) Die
Höhe des anvertrauten Geldbetrages entschied
der Besitzer nach den Fähigkeiten, die er jedem einzelnen Knecht
zutraute. Jeder war gleich wichtig, aber nicht jeder war für die
gleiche
Aufgabe geeignet. So ist mit „Tüchtigkeit“ nicht eine Hierarchie
des Fleißes
gemeint, sondern der individuellen Begabung.
Entsprechend
ihres Auftrages machten sich die Knechte an die Arbeit. Zwei von
ihnen verdoppelten die ihnen übergebene Geldsumme: „Sogleich
ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit
ihnen und gewann weitere fünf dazu. Und ebenso gewann der, der zwei
Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.“ (Matthäus 25,16.17)
Wer
gehört zu dieser Gruppe? Das
sind anfangs die
urchristlichen Missionare, die nach
der Himmelfahrt Jesu voller Engagement
das Evangelium zu den Menschen brachten,
die von Jesus noch nie gehört hatten.
Die unterschiedlich hohen Summen
sollen lediglich
symbolisch dafür stehen,
dass es unterschiedlich große Reichweiten für
ihr Wirken gab.
Zu denen, die mit den fünf Zentnern gemeint sind, gehört auf jeden
Fall der Apostel Paulus. Seine Aufgabe war besonders
folgenreich,
denn er begründete nicht nur das
Christentum im Römischen Reich außerhalb
Palästinas, sondern schuf außerdem mit
seinen Briefen die Grundlage für das Neue Testament. Aber
dann gab
es auch noch die vielen
namenlosen
Prediger, die wie
Paulus als Missionare den
Taufbefehl Jesu
umsetzten. Sie haben die „zwei Zentner
verdoppelt“, denn auch ohne sie gäbe es heute keine
weltumspannende christliche Kirche, auch wenn jeder einzelne
von ihnen persönlich
weniger weitreichend tätig
war als Paulus, und wir ihre Namen nicht kennen.
Aber
ohne diese vielen Kleinen hätte der eine Große nichts ausrichten
können. Sowohl der Knecht mit den fünf
als auch der mit den zwei Zentnern haben dazu beigetragen, dass sich
das Vermögen des Besitzers deutlich vermehrte - so
wie nicht nur die Missionare sondern die vielen Getauften in allen
kirchlichen und sozialen Positionen die Zahl der bekennenden Christen erhöhten.
Wer
denkt, dass in unserer Zeit Mission nicht mehr nötig ist, der irrt.
Jesu Auftrag ist noch nicht zu Ende: „Und es
wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich Gottes in der ganzen
Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.“
(Matthäus 24,14)
Solange die Erde besteht, haben wir Christen
die Verpflichtung, das „Vermögen“, das unser Herr Jesus Christus
uns anvertraut hat, zu vermehren. Wir dürfen nicht müde werden,
andere Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen und die
Kirche weiter wachsen zu lassen.
Und
dann bleibt noch jener dritte Knecht übrig, der nichts aus dem
anvertrauten Silber machte, sondern meinte, dass es genüge, den
Bestand zu erhalten, aber nichts für die Zukunft zu tun: „Der
aber einen Zentner empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die
Erde und verbarg das Geld seines Herrn.“ (Matthäus 25,18) Das
sind jene Christen, die sich nicht dafür zuständig fühlen,
weiterhin für den Glauben an Jesus Christus aktiv zu sein. Sie
vertreten die Überzeugung, es genüge, ihren Glauben privat zu
leben. Sie treten aus Frust oder Ärger aus der Kirche aus und
betrachten sich trotzdem weiter als Christen. Aber das sind sie
nicht, denn sie haben sich in einem klaren Statement von Jesus
abgewandt. Wer sich nicht dadurch öffentlich zu Jesus Christus
bekennt, dass er Mitglied seiner Kirche ist, schadet dem christlichen
Glauben. Der Ausgetretene verbreitet die Illusion, dass christlicher
Glaube nichts mit der Institution Kirche zu tun habe, und es auch
ohne ganz gut gehe. Aber das stimmt so nicht. Denn Kirche bedeutet
Gemeinschaft der Gläubigen, die sich um ihren Herrn Jesus Christus
versammelt. Und das sichtbar für alle, auch für jene, die noch
nicht zu Jesus gefunden haben: „Man zündet
auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Topf, sondern auf
einen Leuchter; so leuchtet es allen. So lasst euer Licht leuchten
vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im
Himmel preisen.“ (Matthäus 5,15.16)
Es
gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sein christliches Leben zu
gestalten. Nicht nur ein Weg ist der richtige. Aber jeder Christ soll
zum Ziele haben, für den Glauben an Jesus Christus einzustehen und
ihm Ehre zu machen. So sollen immer mehr Menschen für die Taufe
gewonnen werden. Nicht durch Gewalt, nicht durch Zwang und nicht
durch leere Versprechen, sondern durch gelebtes Evangelium vor den
Augen der Öffentlichkeit – als Teil der Kirche, weil sie von Jesus
begründet wurde.
So kann jeder zu den beiden Knechten gehören, die
das anvertraute Vermögen vermehrt haben. Und der Messias wird am
Ende der Zeit, wenn er wieder in die Welt zurückkehrt, zu ihnen
sagen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines
himmlischen Vaters, ererbt das Reich
Gottes, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“ (Matthäus
25,34)
Ein wunderschöner Blogbeitrag, der zum Nachdenken und Besinnen anregt! Ich möchte gerne zu jenen gehören, die es verdoppelt haben und bemühe mich darum.
AntwortenLöschen