Samstag, 17. September 2016


Jesus Christus und die Nächstenliebe

Jesus zog bei seinem öffentlichen Auftreten in Galiläa eine große Menschenmenge in seinen Bann. Er war ohne Zweifel ein Mann mit Charisma, und so wuchs die Zahl seiner Anhänger beständig.
Die revolutionäre Kraft seiner Predigten riss die Leute mit. Und die radikale Konsequenz, mit der sich der Rabbi aus Nazareth über Reinheitsgebote und Speisevorschriften hinwegsetzte, wenn die Mitmenschlichkeit es erforderte, ließ sie seine große Nächstenliebe spüren: „Denn der Messias ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Markus 10,45)

Jesus verstand die Sorgen der Menschen, vor allem jener, die aus religiösen Gründen isoliert und von der Gemeinschaft ausgeschlossen waren, weil sie dem Buchstaben des Gesetzes nicht entsprachen. Deshalb wandte sich Jesus dagegen, den Glauben an Gott zu einer restriktiven Gesetzesreligion zu machen - wie es die Geistlichen forderten.
Den formalen Gehorsam, der streng auf die äußere Erfüllung der Gebote ausgerichtet war, lehnte Jesus ab. Das galt vor allem für die vielen Speisevorschriften, die den Alltag der Menschen erschwerten. Für Jesus war es keine fromme Tat, die Gott gefiel, wenn man bestimmte Fleischsorten verweigerte. Jesus lehrte, dass für Gott andere Werte zählten: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ (Lukas 6,36) Was ein Mensch wann immer esse interessiere Gott nicht, nur wie die Leute miteinander umgehen, zähle für ihn, predigte Jesus.

Diese Haltung beeindruckte die Menschen in Galiläa. Voller Begeisterung sammelte sich eine stets größer werdende Menge um ihn. Frauen und Männer ließen alles liegen und stehen, wenn Jesus in ihre Gegend kam, und lauschten hingebungsvoll seinen Worten. Jesus flößte ihnen Vertrauen ein, in seiner Gegenwart fühlten sie sich geborgen. Er gab ihnen eine neue Perspektive im Leben, weil er die Gebote Gottes human auslegte und die Liebe über die starren Alltagsregeln setzte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Johannes 13,34.35)

Diese Liebe schließt unbedingt Vergebung und Nachsicht mit den Schwächen der Mitmenschen mit ein. Jesus hat es vorgelebt. Als er qualvoll und mit geschundenem Leib sterbend am Kreuz hing, betete er zu Gott: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34)

Daran sollen wir uns ein Beispiel nehmen. Denn der Maßstab, den wir an unseren Nächsten anlegen, den legt Gott auch an uns an: „Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben!“ (Lukas 6,37) Leicht ist diese Forderung von Jesus nicht zu erfüllen, denn jemandem zu verzeihen, der einem Böses angetan hat, ist meist sehr schwer und verlangt Selbstüberwindung. Aber der Weg zu Gott führt nur über eine reine Gesinnung und nicht über die Erfüllung bestimmter Regeln in der äußerlichen Lebensgestaltung.

In einer Zeit, in der zunehmend wieder Äußerlichkeiten wie besondere Kleidung und Essensvorschriften als „einzig gottgefälliges Verhalten“ propagiert werden, ist es notwendig, sich wieder die Predigten Jesu vor Augen zu halten. Der Apostel Paulus hat in seinem Brief an die Galater zusammengefasst, worauf es unserem Herrn und Heiland ankommt: „Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem ' Liebe deinen Nächsten wie dich selbst'!“ (Galater 5,14)


1 Kommentar:

  1. sehr schön! Das muss man sich immer wieder vor Augen führen, um Jesu Worte nicht zu vergessen :) leider ist es wirklich schwer, aber man muss weiter versuchen!

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