Sonne,
Mond und Sterne
Eines
der bekanntesten Symbole für Weihnachten ist der Stern von
Bethlehem, der den Weisen aus dem Morgenland die Geburt des neuen
Herrschers Israels anzeigte: „Wo ist der
neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind
gekommen, ihn anzubeten.“ (Matthäus 2,2) Sie hatten sich
sogleich auf den Weg nach Palästina gemacht, um ihm zu huldigen.
Dort angekommen suchten sie ihn aber irrtümlich im Palast von
Herodes dem Großen, der von der Geburt eines Thronrivalen nichts
wusste. Glücklicherweise war aber wieder das Himmelslicht zu sehen
und führte sie zum Jesuskind: „Und
siehe, der Stern, den sie im Morgenland
gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis
er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.“
(Matthäus 2,9)
Bereits
im Altertum war das Interesse an besonders auffälligen
Sternenkonstellationen groß, weil ihnen eine bedeutende Aussagekraft
zugesprochen wurde. Die Menschen glaubten, dass das Erscheinen von
Kometen oder das plötzliche Hellerwerden von Planeten besonderen
Ereignissen auf Erden voran ging. Auch die Verfasser der biblischen
Schriften folgten dieser Sichtweise, es finden sich sowohl im
Alten wie im Neuen Testament Texte, die die Erfüllung
göttlicher Verheißungen durch Gestirnveränderungen verkündigen.
Zur
Zeit Jesu hing das Motiv eines symbolischen Sterns mit der jüdischen
Geschichte zur Geburt des Erzvaters Abraham zusammen. Nach einem zeitgenössischen
Kommentar, der Midrasch (Auslegung des Alten Testaments),
verkündeten die Astrologen, dass sie am Tag der Geburt des
Patriarchen einen Stern haben aufgehen sehen. Darauf weist auch der
Evangelist Matthäus hin, indem er sein Evangelium mit dem Vers
beginnen lässt: „Dies ist das Buch von der
Geschichte Jesu Christi, des Sohnes
Davids, des Sohnes Abrahams.“
(Matthäus 1,1) Die Anführung von König David als einer der
Vorfahren von Jesus ist nicht zufällig gewählt, denn auch er wurde
mit einem Stern in Zusammenhang gebracht: „Ich
sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem. Es
wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen
und wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel
aller Söhne Sets.“ (Numeri
24,17) Abraham
ist der Begründer des Volkes Israel, der
kleine Hirtensohn David sein
größter
König und Jesus der
verheißene Messias. Ihnen gemeinsam ist, dass ihre überragende Bedeutung für die Welt im Erscheinen eines außergewöhnlichen Sterns zum Ausdruck gebracht wird.
Aber
in der Bibel werden die Gestirne am Himmel nicht nur als Symbolgeber
für herausragende Ereignisse genannt, sondern auch als ganz normale
natürliche Phänomene behandelt. Laut dem ersten
Schöpfungsbericht im Buch Genesis wendet sich Gott am 4. Tag der
Gestaltung des Himmelszeltes zu: „Und Gott
sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden
Tag und Nacht
und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der
Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und
es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter; ein großes
Licht, das den Tag regiere, und ein
kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu
auch die
Sterne.“ (1 Mose 1,14-16) Dafür rühmt der Psalmist Gott,
den Schöpfer: „Dein ist der Tag und dein ist
die Nacht; du hast Gestirn und Sonne die Bahn gegeben.“
(Psalm 74,16)
Gottes Rolle bei der Erschaffung der Welt haben zu
Beginn der Neuzeit weder Kopernikus noch Galileo Galilei
angezweifelt. Sie wagten es aber, darauf hinzuweisen, dass die Sonne
im Mittelpunkt unseres Planetensystems steht und nicht die Erde. Das
genügte, um sie in Konflikt mit den Theologen zu bringen. Denn die
bibelkundigen Männer argumentierten mit Texten aus dem Alten
Testament, die das Gegenteil behaupteten. So schreibt der Psalmist:
„Die Sonne geht an einem Ende des Himmels und
läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut
verborgen.“ (Psalm 19,7) Josuas Sieg über die Amoriter kann
nur mit Hilfe Gottes erfolgen, weil dieser den Gestirnen gebot:
„Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im
Tal Ajalon! Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis
sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte. Ist dies nicht
geschrieben im Buch der Redlichen? So blieb die Sonne stehen mitten
am Himmel und beeilte
sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag.“ (Josua
10,12b.13) Wenn in der Heiligen Schrift steht, dass sich die Sonne
bewegt, wie konnten sich dann einige Gelehrte erdreisten, das
Gegenteil zu verkünden?
Wir
wissen heute dank moderner Raumfahrttechnik und Astrophysik, dass
Kopernikus und Galileo Galilei Recht damit hatten, die Sonne als
Fixstern zu sehen und nicht die Erde, aber die Bibel hat auch Recht,
dass Gott der Schöpfer allen Seins ist. Dass der Wissensstand der
Gebildeten zur Zeit der Entstehung der Bibel wesentlich niedriger war
als unserer heute ändert nichts am Glauben an Gott, den allmächtigen
Schöpfer des Himmels und der Erde. Denn der Glaube an Gott, der die
Welt durch sein Wort erschaffen hat, ist unabhängig davon, wie weit
die Menschen in die Geheimnisse der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten
eingedrungen sind.
Doch
so wie Gott am Anfang der Zeit die Gestirne erschaffen hat, so wird
er sie am Ende auch wieder zerstören: „Sogleich
nach der Bedrängnis der Endzeit wird
die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und
die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel
werden ins Wanken kommen.“ (Matthäus 24,29) Wann dies
passieren wird, das weiß nur Gott allein, aber es wird eintreten:
„Es wird aber
der Tag des Weltendes kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel
zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze
schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr
Urteil finden.“ (2 Petrusbrief 3,10)
Aber
für Christen hat dieses Ende keinen Schrecken, weil uns zuvor der
Stern von Bethlehem den Weg zur Liebe Gottes gezeigt hat. So bedeutet
für die, die an Jesus Christus glauben, das Ende gleichzeitig einen
Neubeginn: „Wir warten aber auf einen neuen
Himmel und eine neue Erde nach Gottes
Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ (2 Petrusbrief
3,13)
Sehr spannend geschrieben! Der Beitrag ist sehr gut und interessant, weil das Weltende ist ein heikles Thema. Nicht jeder will darüber reden, aber es gehört dazu.
AntwortenLöschenFinde ich auch!
LöschenDie Thematik mit Galileo und der Kirche hat mich auch mal sehr interessiert, weswegen ich gleich ein Referat darüber gehalten habe und sogar einen 2er drauf bekommen habe! :D
Schön geschrieben!