Samstag, 15. Dezember 2018


Sonne, Mond und Sterne


Eines der bekanntesten Symbole für Weihnachten ist der Stern von Bethlehem, der den Weisen aus dem Morgenland die Geburt des neuen Herrschers Israels anzeigte: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ (Matthäus 2,2) Sie hatten sich sogleich auf den Weg nach Palästina gemacht, um ihm zu huldigen. Dort angekommen suchten sie ihn aber irrtümlich im Palast von Herodes dem Großen, der von der Geburt eines Thronrivalen nichts wusste. Glücklicherweise war aber wieder das Himmelslicht zu sehen und führte sie zum Jesuskind: Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.“ (Matthäus 2,9)
 
Bereits im Altertum war das Interesse an besonders auffälligen Sternenkonstellationen groß, weil ihnen eine bedeutende Aussagekraft zugesprochen wurde. Die Menschen glaubten, dass das Erscheinen von Kometen oder das plötzliche Hellerwerden von Planeten besonderen Ereignissen auf Erden voran ging. Auch die Verfasser der biblischen Schriften folgten dieser Sichtweise, es finden sich sowohl im Alten wie im Neuen Testament Texte, die die Erfüllung göttlicher Verheißungen durch Gestirnveränderungen verkündigen.

Zur Zeit Jesu hing das Motiv eines symbolischen Sterns mit der jüdischen Geschichte zur Geburt des Erzvaters Abraham zusammen. Nach einem zeitgenössischen Kommentar, der Midrasch (Auslegung des Alten Testaments), verkündeten die Astrologen, dass sie am Tag der Geburt des Patriarchen einen Stern haben aufgehen sehen. Darauf weist auch der Evangelist Matthäus hin, indem er sein Evangelium mit dem Vers beginnen lässt: „Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ (Matthäus 1,1) Die Anführung von König David als einer der Vorfahren von Jesus ist nicht zufällig gewählt, denn auch er wurde mit einem Stern in Zusammenhang gebracht: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel aller Söhne Sets.“ (Numeri 24,17) Abraham ist der Begründer des Volkes Israel, der kleine Hirtensohn David sein größter König und Jesus der verheißene Messias. Ihnen gemeinsam ist, dass ihre überragende Bedeutung für die Welt im Erscheinen eines außergewöhnlichen Sterns zum Ausdruck gebracht wird.

Aber in der Bibel werden die Gestirne am Himmel nicht nur als Symbolgeber für herausragende Ereignisse genannt, sondern auch als ganz normale natürliche Phänomene behandelt. Laut dem ersten Schöpfungsbericht im Buch Genesis wendet sich Gott am 4. Tag der Gestaltung des Himmelszeltes zu: „Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter; ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“ (1 Mose 1,14-16) Dafür rühmt der Psalmist Gott, den Schöpfer: „Dein ist der Tag und dein ist die Nacht; du hast Gestirn und Sonne die Bahn gegeben.“ (Psalm 74,16) 

Gottes Rolle bei der Erschaffung der Welt haben zu Beginn der Neuzeit weder Kopernikus noch Galileo Galilei angezweifelt. Sie wagten es aber, darauf hinzuweisen, dass die Sonne im Mittelpunkt unseres Planetensystems steht und nicht die Erde. Das genügte, um sie in Konflikt mit den Theologen zu bringen. Denn die bibelkundigen Männer argumentierten mit Texten aus dem Alten Testament, die das Gegenteil behaupteten. So schreibt der Psalmist: „Die Sonne geht an einem Ende des Himmels und läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen.“ (Psalm 19,7) Josuas Sieg über die Amoriter kann nur mit Hilfe Gottes erfolgen, weil dieser den Gestirnen gebot: „Sonne, steh still zu Gibeon, und Mond, im Tal Ajalon! Da stand die Sonne still, und der Mond blieb stehen, bis sich das Volk an seinen Feinden gerächt hatte. Ist dies nicht geschrieben im Buch der Redlichen? So blieb die Sonne stehen mitten am Himmel und beeilte sich nicht unterzugehen fast einen ganzen Tag.“ (Josua 10,12b.13) Wenn in der Heiligen Schrift steht, dass sich die Sonne bewegt, wie konnten sich dann einige Gelehrte erdreisten, das Gegenteil zu verkünden?

Wir wissen heute dank moderner Raumfahrttechnik und Astrophysik, dass Kopernikus und Galileo Galilei Recht damit hatten, die Sonne als Fixstern zu sehen und nicht die Erde, aber die Bibel hat auch Recht, dass Gott der Schöpfer allen Seins ist. Dass der Wissensstand der Gebildeten zur Zeit der Entstehung der Bibel wesentlich niedriger war als unserer heute ändert nichts am Glauben an Gott, den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde. Denn der Glaube an Gott, der die Welt durch sein Wort erschaffen hat, ist unabhängig davon, wie weit die Menschen in die Geheimnisse der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten eingedrungen sind.

Doch so wie Gott am Anfang der Zeit die Gestirne erschaffen hat, so wird er sie am Ende auch wieder zerstören: „Sogleich nach der Bedrängnis der Endzeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.“ (Matthäus 24,29) Wann dies passieren wird, das weiß nur Gott allein, aber es wird eintreten: Es wird aber der Tag des Weltendes kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteil finden.“ (2 Petrusbrief 3,10)

Aber für Christen hat dieses Ende keinen Schrecken, weil uns zuvor der Stern von Bethlehem den Weg zur Liebe Gottes gezeigt hat. So bedeutet für die, die an Jesus Christus glauben, das Ende gleichzeitig einen Neubeginn: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach Gottes Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ (2 Petrusbrief 3,13) 

Und deshalb stimmen wir zu Weihnachten in den Jubel des Engels ein: „Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids, in Bethlehem.“ (Lukas 2,10.11)

2 Kommentare:

  1. Sehr spannend geschrieben! Der Beitrag ist sehr gut und interessant, weil das Weltende ist ein heikles Thema. Nicht jeder will darüber reden, aber es gehört dazu.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Finde ich auch!
      Die Thematik mit Galileo und der Kirche hat mich auch mal sehr interessiert, weswegen ich gleich ein Referat darüber gehalten habe und sogar einen 2er drauf bekommen habe! :D
      Schön geschrieben!

      Löschen