Sonntag, 25. April 2021

 


Verstehen wir Jesu Verheißungen?

Für seine Anhänger brach am Karfreitag eine Welt zusammen. Jesus von Nazareth, der bewunderte Rabbi, dem sie in Galiläa so leidenschaftlich nachgefolgt waren, wurde in Jerusalem zum Tode verurteilt. Mit dieser Eskalation hatten die Jünger nicht gerechnet, vor allem nicht nach dem bejubelten Einzug ihres Meisters in die heilige Stadt. Aber Pontius Pilatus, der römische Statthalter, der Jesus hätte retten können, gab aus eigennützigen Gründen der Forderung der jüdischen Geistlichkeit nach, die auf einer Hinrichtung bestand. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung brachten die römischen Soldaten Jesus nach Golgatha und nagelten ihn ans Kreuz: „Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie Jesus dort und zwei Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.“ (Lukas 23,33)

Das war der Moment, in dem sich die verängstigten Jünger in Sicherheit brachten und versteckten. Denn als Anhänger eines Hochverräters drohte ihnen dasselbe Schicksal. Die Römer gingen bekanntlich nicht zimperlich um mit Untertanen, die sie als Bedrohung ihrer Vorherrschaft ansahen.

Mit dem Tod Jesu schienen alle Hoffnungen auf ein neues Leben bei Gott in seinem Reich, wie Jesus es auf seinen Wanderungen in Galiläa verheißen hatte, zunichte gemacht. Hoffnungslosigkeit breitete sich unter den Anhängern des Messias aus. Der Tod Jesu bedeutete das offensichtliche Ende seiner religiösen Reformbewegung.

Der Schock über die Kreuzigung ihres Meisters war so groß, dass die Jünger den zweiten Teil seiner Leidensankündigungen in Galiläa vergaßen und statt dessen in tiefe Trauer und Verzweiflung versanken. Eigentlich hätte kein Grund dafür bestanden, denn Jesus hatte zwar angekündigt, dass er von der Geistlichkeit getötet werden würde, aber dann hatte er hinzugesetzt: „Ich werde am dritten Tage auferstehen!“ (Matthäus 16,21b)

Nicht darauf vergessen hatten die Hohepriester und Pharisäer. Besorgt gingen sie zu Pontius Pilatus und brachten ihr Anliegen vor: „Wir haben daran gedacht, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen! Darum befiehl, dass man das Grab bewache bis zum dritten Tag, damit nicht seine Jünger kommen und ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist auferstanden von den Toten, und der letzte Betrug ärger wird als der erste.“ (Matthäus 27,63.64)

Von solchen Plänen waren die Jünger aber weit entfernt! Sie verharrten unverändert in tiefer Trübsal. Einige aus der Anhängerschaft bemühten sich, die jüdischen Bestattungsregeln einzuhalten, um den Rabbi würdig zu begraben. Josef von Arimathäa, ein vermögender Anhänger des Messias, erreichte von Pontius Pilatus die Freigabe des Leichnams Jesu: „Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in reines Leinentuch und legte ihn in sein eigenes neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.“ (Matthäus 27,59.60)

Wegen des beginnenden Sabbats musste Jesus schnell ins Grab gelegt werden, und sein Leichnam konnte nicht mit den rituellen Kräutern eingerieben werden. Das wollten einige Frauen unter seinen Anhängern am Sonntagmorgen nachholen: Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und den Leichnam zu salben.“ (Markus 16,1) Auch sie, die so wie die Jünger die Auferstehungsprophezeiung eigentlich auch kannten, waren völlig überrascht von dem, was sie gleich am Grab erleben werden.

Die Aufregung unter der versammelten Jüngerschaft war dementsprechend groß, als sich unter ihnen die Sensation herumsprach, die die Engel den Frauen vor dem leeren Grab verkündet hatten: Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Messias muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“ (Lukas 24,5b-7)

Der auferstandene Jesus beließ es nicht dabei, nur den Frauen und einigen wenigen Jüngern am Ostermorgen zu erscheinen. Er trat in den Tagen danach auch hinzu, wenn sich seine Anhänger im größeren Kreis zu den Mahlzeiten trafen. Somit konnte keiner mehr daran zweifeln, dass Jesus tatsächlich den Tod überwunden hatte. 

Aber anstatt die frohe Botschaft öffentlich zu verkünden, verblieben die Anhänger Jesu weiterhin in Schockstarre und verbrachten ihren Alltag im Verborgenen. Insofern waren die Ängste der Geistlichkeit vor einem Betrug durch eine Falschmeldung völlig unbegründet.

Aber zum Segen der Menschheit griff Gott ein und holte zu Pfingsten die Jünger aus ihren Verstecken heraus. Er gab ihnen den Mut zur Missionsarbeit, indem er sie mit dem Heiligen Geist ausstattete, mit dessen Hilfe sie ihre Angst überwanden: „Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer und setzten sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen.“ (Apostelgeschichte 2,3.4a)

Die frohe Botschaft vom Sühnetod am Kreuz und der Auferstehung von den Toten sollte die Welt verändern. Anders als die Jünger hatten die Heiden kein Problem damit, an die leibliche Auferstehung Jesu sofort zu glauben. Ein Betrug fanatisierter Jünger oder ein Scheintod des Messias waren kein Thema, das hielten die Menschen im Römischen Reich für unsinnig. Damals war den Leuten noch bewusst, dass man Vorgänge in der Religion nicht mit naturwissenschaftlichen Beweisen erklären kann.


Es gab noch eine weitere Prophezeiung, die Jesus vor seiner Rückehr in den Himmel seinen Anhängern mitgeteilt hatte: er kündigte seine Rückkehr auf die Erde an: Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Messias kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,25-28)

Und dieses Mal zweifelten die Jünger nicht. Nachdem sie nun endlich begriffen hatten, dass Jesus tatsächlich den Tod überwunden hatte, erfasste die Jünger große Euphorie. Seine leibliche Auferstehung erkannten sie als Beweis dafür, dass die alttestamentliche Prophezeiung vom Kommen des Messias in Erfüllung gegangen war. Gott hatte Jesus von Nazareth am Ostermorgen von den Toten auferweckt und ihn damit als den verheißenen Messias ausgewiesen.

Diese Erkenntnis versetzte die Anhänger Jesu in ein unbeschreibliches Hochgefühl! Es führte dazu, dass die urchristliche Gemeinde, die sich in Jerusalem zusammengeschlossen hatte, die Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit in nächster Zukunft erwartete. Die Annahme, dass mit dem baldigen Kommen des Messias die sichtbare Welt untergehen und das Reich Gottes anbrechen würde, beflügelte den Missionseifer der Aposteln. Sie begriffen sich als die „Auserwählten Gottes“ und bezeichneten sich als die „heilige Schar der Endzeit“. Die geringe Zeitspanne, die noch bis zum Eintreffen Jesu bleiben würde, musste zur Missionierung genützt werden. Da Jesus schon bald zurückkehren würde, hieß es, keine Zeit zu verlieren.

So gingen die Aposteln mit großem Enthusiasmus auf Missionsreisen und verkündeten, dass der Messias noch zu ihren Lebzeiten zurück auf die Erde kommen und alle, die sich zu ihm bekennen, aus der Gottesferne erlösen wird. Deshalb wollten die Aposteln so viele Menschen wie möglich taufen, damit eine große Schar ins Reich Gottes eingehen kann. Denn auf das ewige Leben im Paradies können nur jene hoffen, die an Jesus Christus glauben.

Aber die Jahre vergingen und die groß angekündigte Naherwartung erfüllte sich nicht – bis heute nicht. Auch rund 2000 Jahre nach Jesu Himmelfahrt ist der Messias nicht auf die Erde zurückgekehrt. 

Das bedeutet aber nicht, dass die Ankündigung Jesu hinfällig geworden ist. Es bedeutet nur, dass die urchristlichen Aposteln Jesu Worte falsch ausgelegt haben. Es waren ihre eigenen Wünsche und Sehnsüchte, die sie mit dem Evangelium verknüpft hatten. Jesus selbst hatte nie einen konkreten Zeitpunkt genannt: „Darum wachet, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Seid bereit! Denn der Messias kommt zu einer Stunde, da ihr‘s nicht erwartet.“ (Matthäus 24,42.44)


Nun gut, dann warten wir und vertrauen auf den Herrn. Gott weiß, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Aber wir können die Zeit bis dahin nützen und die frohe Botschaft von Jesus Christus, den gekreuzigten und auferstandenen Erlöser, wie einst die Aposteln den Menschen verkünden. Aber diesmal ohne Ungeduld – aber mit der gleichen Begeisterung.

1 Kommentar:

  1. Ein sehr schöner und informativer Beitrag! Ich finde, es gibt einen guten Überblick :)

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