Samstag, 26. Oktober 2019


Ein reines Herz hat Gott lieb

Selig sind, die reinen Herzens sind;
denn sie werden Gott schauen.“ 
(Matthäus 5,8)



Jesus kannte sich in den Glaubensbüchern seiner Religionsgemeinschaft sehr gut aus. Allerdings hatte er einen anderen Zugang zu ihnen als diejenigen, deren Beruf es war, das Volk theologisch zu unterrichten. Der Rabbi aus Nazareth fand, dass sie eine falsch verstandene Lehre verbreiteten und sagte ihnen das auch öffentlich. Damit machte er sich unter den Geistlichen keine Freunde. Doch bevor sie ihn durch die Kreuzigung endgültig zum Schweigen brachten (oder jedenfalls dachten, dass sie es geschafft hatten), versuchten sie, Jesus durch Argumente zu widerlegen. Sie verwickelten ihn wiederholt vor einer zuhörenden Menschenmenge in Streitgespräche mit dem Ziel, ihn bloß zu stellen. Das war aber schwieriger als gedacht, denn Jesus war den Berufsgeistlichen aufgrund seiner theologischen Bildung absolut gewachsen.

Am meisten regten sich die Pharisäer und Schriftgelehrten darüber auf, dass Jesus die strengen Reinheitsvorschriften ablehnte. Weder er noch seine Jünger hielten sich an die vorgeschriebenen Waschungen und Essensgebote. Die Geistlichen waren darüber besonders deshalb aufgebracht, weil die Reinheitsvorschriften insbesondere bei den Speisen zu den Grundpfeilern ihrer Religion gehörten und keinesfalls in Frage gestellt werden durften. Aber genau das tat der Wanderprediger aus Nazareth und erklärte sogar, Gott wolle diese Art von religiösem Leben überhaupt nicht. Als Beweis für die Richtigkeit seiner Überzeugung zitierte Jesus eine Textstelle aus dem Prophetenbuch Jesaja: Sie ehren mich mit ihren Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir und sie fürchten mich nur nach Menschengeboten, die man sie lehrt.“ (Jesaja 29,13) Und daran anknüpfend sprach Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten ihre theologische Kompetenz ab: Vergeblich dienen sie Gott. Weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.“ (Matthäus 15,9)

Als Jesus sah, dass nicht nur die Geistlichen sondern auch die einfachen Menschen um ihn herum über die Radikalität seiner Rede erschraken, begann er, ihnen seinen religiösen Standpunkt durch ein Bild aus dem Alltag zu erklären: „Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.“ (Matthäus 15,11) Verständnislos hörten ihm nicht nur die umstehenden Leute zu, sondern auch seine Jünger, die besorgt waren über die Reaktion der verärgerten Geistlichen: „Weißt du auch, dass die Pharisäer an dem Wort Anstoß nehmen, als sie es hörten?“ (Matthäus 15,12) Die Jünger fürchteten – nicht zu Unrecht - um die Sicherheit ihres Rabbis.

Aber Jesus zeigte sich unbeeindruckt von der Gefahr und erklärte ihnen allen den tieferen Sinn des Gleichnisses: „Merkt ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in der Grube ausgeleert? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung.“ (Matthäus 15,17-19)

Nachdenklich gingen die Menschen weg. Keiner von ihnen wagte es von sich zu behaupten, noch nie etwas Böses getan oder gedacht zu haben. Die Worte Jesu rüttelten die Leute auf. Sie machten ihnen deutlich, dass es Gott bei einem frommen Leben darauf ankommt, dass Gläubige mit ihren Mitmenschen auf der Basis von Liebe und Verständnis zusammen leben. Deshalb wurde Jesus auch nicht müde zu betonen, dass die Vergebungsbereitschaft jenes Maß sein wird, mit dem Gott beim Jüngsten Gericht jeden einzelnen beurteilen wird: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matthäus 5,7)

Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut. Das gilt auch ausnahmslos für jedes Tier: Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut!“ (1 Mose 1,31) Gott teilt seine Schöpfung nicht ein in „rein“ und „unrein“. Es ist erst der Mensch, der das Böse und Unreine in die Welt bringt: Gier nach Macht und Reichtum, Neid und Eifersucht, Egoismus und Rachsucht belasten das Zusammenleben der Menschen in einer Welt, die von Gott vollkommen erschaffen wurde. Und um sie in diesem gutem Zustand zu erhalten, hatte Gott ursprünglich einen Plan: Und er nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1 Mose 2,15) Das hat leider nicht funktioniert. Die Menschen können seit jeher mit dem Auftrag Gottes nicht verantwortungsvoll umgehen. Und werden dem Vertrauen, das Gott ihnen entgegenbringt, nicht gerecht. Die unreinen Verhaltensweisen nahmen und nehmen überhand und bringen Unheil über die Erde und alle seine Bewohner.

Jesus lehrt, dass man sich damit nicht abfinden muss. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, nach dem Guten zu streben. Aber niemand als Gott selbst weiß, dass das nicht leicht ist, weil zu viele weltliche Verlockungen die Menschen vom Weg mit Gott abbringen können. Deshalb bietet er jedem von uns seine bedingungslose Hilfe an. Im Gebet können wir uns Gott, unserem Herrn und himmlischem Vater, anvertrauen und ihn um Hilfe und Stärke bitten:

„Ein reines Herz, Herr, schaff in mir, schließ zu der Sünde Tor und Tür,
vertreibe sie und lass nicht zu, dass sie in meinem Herzen ruh!“





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