Der
Mensch am Ende seines Lebens
Für
Christen ist das Evangelium Jesu Christi die Grundlage ihres ethischen Verhaltens. Das Neue
Testament ist der Maßstab ihrer Lebensführung. Das bedeutet
einerseits, dass christlich-ethischer Lebenswandel die christliche
Wahrheit bezeugen muss, und andererseits, dass christliche Ethik
Konsequenzen im gesellschaftlichen und politischen Leben zeigen soll.
Das
Füreinander-Dasein gilt besonders Menschen, die sich in einer
Position der Schwäche befinden. In der modernen Zeit sind davon
besonders alte Menschen betroffen, die aufgrund ihrer Demenz in
absoluter Hilflosigkeit ihren Mitmenschen ausgeliefert sind. In
diesen Fällen stellt sich die Frage nach dem Wert des menschlichen
Lebens: wann endet die Würde eines Menschen? Ist sie noch vorhanden,
wenn man alten Leuten Windeln anlegen und ihren Kot wegwischen muss
und sie nicht mehr wissen, wer sie sind?
Früher
gab es dieses gesellschaftliche Problem nicht, weil die Leute
meistens starben, bevor sie zu Pflegefällen wurden. In unserer Zeit
dagegen hat die Medizin so große Fortschritte gemacht, dass die
Lebenserwartung für Frauen mittlerweile bei 82 Jahren liegt und bei
Männern etwas darunter. Trotzdem lässt die körperliche
Funktionsfähigkeit nach, und alte Leute sind zunehmend auf Pflege
angewiesen.
Alters-Demenz,
besonders Alzheimer, entwickelt sich in beängstigender Weise zur
Krankheit des 21. Jahrhunderts. Durch die enorm gestiegene
Lebenserwartung und die dramatische Überalterung unserer
Gesellschaft steigt die Zahl der Erkrankungen stark an. Da die
Medizin mittlerweile über viele lebensverlängernde Maßnahmen
verfügt, ist jahrelanges Siechtum für alte Menschen nicht mehr die
Ausnahme, sondern wird immer mehr zur Regel.
Damit
stellt sich für unsere Gesellschaft ein besonderes Problem: sehen wir in den
Demenzkranken, deren Gehirn nicht mehr funktioniert, weiterhin ein gleichwertiges Leben? Sie erkennen niemanden mehr, brauchen Pflege rund um
die Uhr, können nie allein gelassen werden. Sie nützen materiell
gesehen niemandem mehr, stellen aber enorm hohe Ansprüche, weil sie
Betreuung rund um die Uhr benötigen. Soll also ein alter Mensch, der
in seinem Bett dahin dämmert, „entsorgt“ werden, weil er nur
noch Arbeit und Kosten verursacht?
Für
Christen ist die Antwort eindeutig: „nein“, denn Gott allein
bestimmt den Zeitpunkt des Sterbens. Er entscheidet, wann er einen
Menschen abberufen will, wir dürfen ihm nicht vorgreifen. Auch ein
Mensch, dessen Gehirn nicht mehr funktionstüchtig ist, ist ein
Geschöpf Gottes, sein Leben unantastbar, seine Versorgung ein Akt
der Nächstenliebe.
Dass
bedeutet, dass es eine Herausforderung ist, die die christliche
Gemeinschaft miteinander bewältigen muss: wir unterstützen uns
gegenseitig. Der einzelne Betroffene, sowohl der alte Mensch selbst
als auch seine Familienmitglieder, darf nicht allein gelassen werden.
Pflege muss leistbar sein. Angehörige müssen die Möglichkeit
bekommen, auch ihr eigenes Leben weiterführen zu können.
Erschöpfung löst Aggressionen oder Depressionen bei den
Pflegepersonen aus. Beides mindert die Lebensqualität der Dementen
ebenso wie ihrer Betreuer. Wenn niemand überfordert wird durch die
Betreuung eines alten Menschen, den man praktisch nie alleine lassen
darf, gewinnen alle. Und das macht eine christliche Gemeinschaft aus.
Keiner wird im Stich gelassen.
Die
Krankheit des Vergessens beraubt die Menschen im zunehmenden Maße
ihrer Geschichte und damit auch ihrer Beziehungen. Diese
„Dunkelheit”, d.h. der Verlust der eigenen Identität, macht
Demenz so schrecklich.
Wieweit
gilt dieses Vergessen auch für Menschen, denen die Bibel mit ihren
Geschichten über Jesus Christus so wichtig war? Glaubt ein
Demenzkranker noch an Gott? Seelsorger berichten, dass demente
Menschen in Andachten mit vertrauten Liedern und Texten über einen
weit längeren Zeitraum als sonst ruhig und konzentriert dabei waren und lächelten.
Das Gefühl bleibt also ansprechbar, auch wenn schließlich alle
Worte unverstanden verhallen. Deshalb ist es wichtig, Demente
weiterhin am liturgischen Leben Anteil nehmen zu lassen.
Für
die Angehörigen ist der Schmerz über das „Davongleiten“ eines
geliebten Menschen, der sie eines Tages nicht mehr erkennt und doch
das ganze Leben mit ihnen verbracht hat, unbeschreiblich groß. Der
schwere Abschied von dem Menschen, wie man ihn einmal kannte, zieht
sich meist über Jahre hin und ist eine zusätzliche psychische
Belastung zur Pflege. In dieser Zeit braucht man die seelische
Unterstützung seiner Mitmenschen, auch hier ist Nächstenliebe
gefordert.
Was
sich gegenüber früher leider geändert hat, ist, dass der Respekt
vor den Alten mit ihrer großen Lebenserfahrung und Lebensweisheit
verlorengegangen ist. Was zählt, ist nur noch das Jungsein. In
unserer Gesellschaft möchte zwar jeder lang leben, aber nicht alt
werden. Das bringt in den Umgang mit hilfsbedürftigen Alten
Lieblosigkeit hinein, die sich mit der Nächstenliebe, wie Jesus sie
gepredigt hat, nicht verträgt. Aber diesen Trend muss man ja als
Christ nicht mitmachen.
„Ein
neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt,
wie
ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.
Daran
wird jedermann erkennen, dass ihr meine Anhänger seid,
wenn
ihr Liebe untereinander habt.“ (Johannes
13,34.35)
ich sehe das genauso, dass wir darüber nicht entcheiden sollten, sondern,d ass ds gottes aufgabe ist!
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