Vom
Ernst der Nachfolge
Eines
Tages trat ein Schriftgelehrter auf Jesus zu und erklärte ihm:
„Meister, ich will dir folgen, wohin du
gehst!“ (Matthäus
8,19) Jesus sah ihn an und antwortete ihm mit Beispielen aus
der Tierwelt: „Die Füchse haben Gruben,
und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Messias hat
nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ (Matthäus
8,20)
Die
Anforderungen, die Jesus an seine Jünger stellte (und die auch heute
gelten), waren keine leichte Kost. Der Prediger aus Nazareth
verlangte von denen, die sich für seine Nachfolge entschieden, die
Bereitschaft für ein Leben mit einer ungewissen Zukunft. Denn
die Nachfolge Jesu ist etwas so Außerordentliches, dass sie das
Leben eines Menschen radikal verändert. Es ist nur noch auf Jesus
ausgerichtet. Die Verkündigung seiner Botschaft hat absolute
Priorität und drängt alle anderen Wünsche und Bedürfnisse in den
Hintergrund. Wie die daraus sich ergebenden Konsequenzen für die
persönliche Lebensgestaltung aussehen, richtet sich nach der
Aufgabe, die Gott den Nachfolgebereiten zuteilt.
Dementsprechend
gibt es viele verschiedene Wege, Gott zu dienen, und diese lassen
sich nicht auf Armut und Askese reduzieren. Das beste Beispiel dafür
ist Martin Luther, der große Reformator.
Er
glaubte, nur wenn er ins Kloster geht, könne er Gott wirklich dienen
und ins Himmelreich kommen. Er verzichtete auf jeden Besitz, lebte
völlig bedürfnislos und hielt strengsten Verzicht auf jede Form der
Sexualität. Er kasteite sich beim geringsten Vergehen und nervte
alle im Kloster mit seinem ständigen Beichten. Luther glaubte, den
einzig richtigen Weg der Nachfolge gewählt zu haben, aber
bekanntlich hatte Gott andere Pläne mit ihm. Er holte den Mönch aus
seiner armseligen Zelle und stellte ihn in die Welt hinein, um seine
Kirche vor dem Untergang zu retten. Diesem Auftrag kam Luther nach
und begriff, dass es mehr als einen Weg gibt, Gott zu dienen.
Manchmal
funktioniert eine Nachfolge aber nicht, selbst wenn sie
vielversprechend und voll bester Absichten beginnt. Judas Ischariot
war lange Zeit mit Jesus in Galiläa herumgewandert und gehörte zum
engsten Jüngerkreis. Er hatte die Predigten vom Reich Gottes gehört
und die Begeisterung der Menschenmengen miterlebt. Er stand neben dem
Messias, wenn dieser Wunder vollbrachte und damit bewies, dass er der
prophezeite Messias ist. Und doch hat sich Judas Ischariot nicht nur
von seinem Meister abgewandt, sondern ihn auch seinen Feinden
preisgegeben. Er wollte Jesus nicht mehr nachfolgen, seine Gründe
kennen wir nicht. Wahrscheinlich hatte er andere Erwartungen und
schaffte es nicht, sich dem Willen Gottes in Demut zu beugen und
dessen Aufgabe anzunehmen.
Sich
für die Nachfolge Jesu zu entscheiden, bedeutet, sich Gott voll und
ganz anzuvertrauen. Aus freiem Willen unterwirft sich der Gläubige
seinem Ratschluss und bemüht sich, diejenige Aufgabe zu erfüllen,
die Gott ausgewählt hat. Denn in der Welt müssen alle
zusammenhelfen, damit die christliche Kirche funktionieren kann: „Es
sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind
verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene
Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.“
(1 Korinther 12,4-6)
Leicht
ist dieser Weg nicht, weil er oft Verzicht abverlangt und Belastungen
auferlegt. Und entsprechend den Worten Jesu Christi ist kein
Kompromiss möglich: „So auch jeder unter
euch, der sich nicht lossagt von allem, was ihm wichtig ist, der kann
nicht mein Jünger sein!“ (Lukas
14,33)
Weiß
ich, worauf ich mich einlasse? Nein, aber solange ich weiß, dass
Jesus Christus mich leitet, ist mir das auch egal. Ein Leben mit ihm
ist immer ein erfülltes Leben, das mich glücklich macht, auch wenn
es mir noch so viele Probleme aufbürdet. Deshalb schließe ich mich
den Worten des Apostels Paulus an: „Denn
ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft
Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“
(Römerbrief 1,16)
das ist ein wahres wort. Gott verlässt einem nicht, wenn man darauf vertraut, dass er bei einem ist.
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