Samstag, 6. August 2016


Vom Ernst der Nachfolge

Eines Tages trat ein Schriftgelehrter auf Jesus zu und erklärte ihm: „Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst!“ (Matthäus 8,19) Jesus sah ihn an und antwortete ihm mit Beispielen aus der Tierwelt: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Messias hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ (Matthäus 8,20)  

Die Anforderungen, die Jesus an seine Jünger stellte (und die auch heute gelten), waren keine leichte Kost. Der Prediger aus Nazareth verlangte von denen, die sich für seine Nachfolge entschieden, die Bereitschaft für ein Leben mit einer ungewissen Zukunft. Denn die Nachfolge Jesu ist etwas so Außerordentliches, dass sie das Leben eines Menschen radikal verändert. Es ist nur noch auf Jesus ausgerichtet. Die Verkündigung seiner Botschaft hat absolute Priorität und drängt alle anderen Wünsche und Bedürfnisse in den Hintergrund. Wie die daraus sich ergebenden Konsequenzen für die persönliche Lebensgestaltung aussehen, richtet sich nach der Aufgabe, die Gott den Nachfolgebereiten zuteilt.

Dementsprechend gibt es viele verschiedene Wege, Gott zu dienen, und diese lassen sich nicht auf Armut und Askese reduzieren. Das beste Beispiel dafür ist Martin Luther, der große Reformator. Er glaubte, nur wenn er ins Kloster geht, könne er Gott wirklich dienen und ins Himmelreich kommen. Er verzichtete auf jeden Besitz, lebte völlig bedürfnislos und hielt strengsten Verzicht auf jede Form der Sexualität. Er kasteite sich beim geringsten Vergehen und nervte alle im Kloster mit seinem ständigen Beichten. Luther glaubte, den einzig richtigen Weg der Nachfolge gewählt zu haben, aber bekanntlich hatte Gott andere Pläne mit ihm. Er holte den Mönch aus seiner armseligen Zelle und stellte ihn in die Welt hinein, um seine Kirche vor dem Untergang zu retten. Diesem Auftrag kam Luther nach und begriff, dass es mehr als einen Weg gibt, Gott zu dienen.

Manchmal funktioniert eine Nachfolge aber nicht, selbst wenn sie vielversprechend und voll bester Absichten beginnt. Judas Ischariot war lange Zeit mit Jesus in Galiläa herumgewandert und gehörte zum engsten Jüngerkreis. Er hatte die Predigten vom Reich Gottes gehört und die Begeisterung der Menschenmengen miterlebt. Er stand neben dem Messias, wenn dieser Wunder vollbrachte und damit bewies, dass er der prophezeite Messias ist. Und doch hat sich Judas Ischariot nicht nur von seinem Meister abgewandt, sondern ihn auch seinen Feinden preisgegeben. Er wollte Jesus nicht mehr nachfolgen, seine Gründe kennen wir nicht. Wahrscheinlich hatte er andere Erwartungen und schaffte es nicht, sich dem Willen Gottes in Demut zu beugen und dessen Aufgabe anzunehmen.

Sich für die Nachfolge Jesu zu entscheiden, bedeutet, sich Gott voll und ganz anzuvertrauen. Aus freiem Willen unterwirft sich der Gläubige seinem Ratschluss und bemüht sich, diejenige Aufgabe zu erfüllen, die Gott ausgewählt hat. Denn in der Welt müssen alle zusammenhelfen, damit die christliche Kirche funktionieren kann: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.“ (1 Korinther 12,4-6

Leicht ist dieser Weg nicht, weil er oft Verzicht abverlangt und Belastungen auferlegt. Und entsprechend den Worten Jesu Christi ist kein Kompromiss möglich: „So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was ihm wichtig ist, der kann nicht mein Jünger sein!“ (Lukas 14,33)

Weiß ich, worauf ich mich einlasse? Nein, aber solange ich weiß, dass Jesus Christus mich leitet, ist mir das auch egal. Ein Leben mit ihm ist immer ein erfülltes Leben, das mich glücklich macht, auch wenn es mir noch so viele Probleme aufbürdet. Deshalb schließe ich mich den Worten des Apostels Paulus an: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ (Römerbrief 1,16)

1 Kommentar:

  1. das ist ein wahres wort. Gott verlässt einem nicht, wenn man darauf vertraut, dass er bei einem ist.

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