Der Fisch
Symbol der Hoffnung
Symbol des Untergangs
Fisch hat immer Saison – weil er lecker schmeckt, gesund ist und
finanziell für die meisten Leute erschwinglich. Urlauber in
südlichen Ländern lieben sie zu den Mahlzeiten genauso wie
Österreicher den Weihnachtskarpfen am Heiligen Abend als Festessen.
Am Karfreitag ist es Brauch, Fisch als Fastenspeise zu servieren.
Panierte Fischstäbchen oder gebackene Scholle geben an Werktagen ein
schnell zubereitetes Mittagessen her. Und Fischdosen sind als
schnelle Jause sehr praktisch.
Deshalb ist es immer der
richtige Zeitpunkt, sich über die Herkunft der Flossentiere, die wir
uns gut schmecken lassen, Gedanken zu machen.
Denn für unsere Wasserbewohner
bedeutet diese Beliebtheit, dass sie das ganze Jahr hindurch keine
Schonzeit haben, bis sie - tagtäglich gefangen und getötet - in
naher Zukunft wohl zu einem nicht unerheblichen Teil ausgerottet sein
werden. So mancher unserer Speisefische steht bereits kurz vor der
völligen Vernichtung.
Das hätte sich Noah wohl nicht
erwartet, als er auf Befehl Gottes von jedem Getier ein Paar gerettet
hat, damit keine Tierart von der Erde verschwindet. Davon können wir
heute bei dem Raubbau, den wir in der Natur betreiben, nur noch
träumen.
Der Fisch als Symbol des Lebens
Nicht immer war Fisch mit dem
Makel der rücksichtslosen Ausrottung behaftet. Besonders im
Christentum stand das Zeichen des Fisches als Symbol für eine
hoffnungsvolle Zukunft.
In seiner Bergpredigt spricht Jesus unter
anderem darüber, dass Gott Gebete erhört: „Wer
ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot,
einen Stein biete? Oder
wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete?
Wieviel
mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten?“(Mt
7,9-11)
„Fisch und Schlange“: diese Gegenüberstellung wählt
Jesus nicht zufällig, beide Tierarten haben einen hohen Symbolwert
in der Bibel. Die Schlange ist der Teufel in der
Sündenfallgeschichte. Sie steht für das Böse, das durch seine
Verführungskünste die Menschen zum Ungehorsam gegen Gott brachte.
Was folgte war der Bruch mit dem Schöpfer und keine Hoffnung auf
eine Rückkehr ins Reich Gottes - bis zu dem Zeitpunkt, als Jesus
Christus kam und durch die Verkündigung des Evangeliums den Weg zur
Versöhnung mit Gott zeigte.
Der Fisch wird zum Symbol
für Jesus Christus, unserem Erlöser, der durch seinen Opfertod am
Kreuz das ursprünglich gute und dann durch Ungehorsam
zerbrochene Verhältnis zwischen Gott und den Menschen wieder
gekittet hat.
Der Fisch als Symbol des
Christentums hat eine zweifache Bedeutung. Als erstes erinnert
er an das Versprechen Jesu, seine Jünger, die mehrheitlich Fischer
vom See Genezareth waren, als Aposteln zu Menschenfischern zu machen:
„Und er sprach zu ihnen: Folgt mir nach,
ich will euch zu Menschenfischern machen!“ (Mt
4,19).
Und zweitens wurde für die Christen in der Zeit der römischen Verfolgung der
Fisch zum Geheimzeichen, mit dem sie sich gegenseitig zu erkennen
gaben. Denn die griechischen Buchstaben des Wortes Fisch sind
auch die Anfangsbuchstaben von
Name und Hoheitstiteln, die Jesus trug:
„Fisch“
„Jesus
Christus Gottes Sohn Erlöser“
Manchmal haben die Menschen das Wort geschrieben, manchmal die
Fischfigur gezeichnet. Aber wie auch immer: der Symbolwert des
Fisches drückte die Hoffnung der Menschen auf ein Leben nach dem Tod
im Reich Gottes aus.
Nachdem Kaiser Konstantin I. der Große im Jahre 313 die christliche Religion
erlaubt hatte, konnten sich die Christen öffentlich zu ihrem Glauben
bekennen. Und so wurde vom 4. Jahrhundert an das Fischsymbol immer seltener
und verschwand im Mittelalter völlig. An seine Stelle trat als
christliches Symbol das Kreuz.
Der Fisch als Grundnahrungsmittel zur Zeit Jesu
Der See Genezareth war in Palästina die einzige Quelle an
Süßwasserfischen und verschaffte somit den Fischern dort eine
monopolartige Stellung auf dem jüdischen Markt. Die unzähligen
essbaren Fische gehörten zu den wichtigsten Nahrungsmitteln in
Israel.
Zudem stand Galiläa in intensiven Handelsbeziehungen mit den umliegenden Gebieten. Es führten
wichtige Verkehrswege durch das Land. Die
Fischer trieben einen weitreichenden, für damalige
Verhältnisse modernen Fischhandel. Sie
verkauften ihre Ware in ganz Palästina und darüber
hinaus in die Länder des Mittelmeeres. Eine konstante Nachfrage
garantierte ihnen einen lukrativen Absatz.
Die Fische wurden vor allem in der Nacht gefangen mit
unterschiedlichen Netzen: mit kleinen Rundnetzen vom Ufer aus, mit
Schleppnetzen zwischen zwei Booten. Wenn die Sonne aufging, warteten
an der Anlegestelle die Esel- und Pferdekarren der Händler, und wenn
die Fischerboote hereinkamen, wurde ihr Fang sortiert, es wurde der
Preis gehandelt und die Ware abtransportiert.
In Magdala, am Westufer des Sees,
gab es eine Art Fabrik, in der man Fische einpökelte und in Fässer
füllte. Der Ort war kein kleines Fischerdorf, sondern eine
florierende und wohlhabende jüdische Stadt am See Genezareth,
vergleichbar mit Kapernaum. Das wirtschaftliche Leben hing zu
einem großen Teil vom Fischfang ab.
Jeder Ort am See Genezareth dürfte in gewisser Weise vom Fisch
gelebt haben, allerdings ging Magdalas Bedeutung und Funktion über
das in der Region übliche Maß hinaus. Die Fischereiverarbeitung war
Charakteristikum der Stadt: an anderen Orten gefangener Fisch wurde
zum Teil in Magdala weiterverarbeitet und gehandelt.
Trotz einer intensiv betriebenen Fischerei bedrohte man damals die
Fischbestände nicht. Man fing, was man brauchte, und gab den Tieren
die Möglichkeit zu laichen und sich zu vermehren. So war allen
gedient: die Menschen wurden satt, die Fische blieben als Art
erhalten.
Das hat sich 2000 Jahre später radikal verändert.
Der Fisch als Symbol des Untergangs in der Gegenwart
Der Fisch als Spezies ist bedroht, weil die Meereswelt fortwährend
erheblichen Belastungen ausgesetzt ist: Überfischung,
Ressourcenabbau, Verschmutzung, Vermüllung, Klimawandel. Die
Ressourcen der Ozeane sind aber nicht unerschöpflich und ab einem
gewissen Grad der Zerstörung auch nicht mehr erneuerbar. Ganze
Ökosysteme drohen inzwischen mit den Fischen unterzugehen, immer
mehr Bestände sind akut überfischt.
Laut dem „FAO-Bericht 2010“
beträgt die globale Fischproduktion 145 Millionen Tonnen pro Jahr.
Insgesamt sind ¾ der Fischbestände weltweit bereits überfischt
oder erschöpft.
Zusätzliche Gefahr zur
maßlosen Fischerei droht durch Öl- und Gasgesellschaften, die die
Reichtümer unter Wasser erschließen wollen. Bergbauunternehmen etwa
suchen nach Gold in untermeerischen Geysiren oder Manganknollen am
Boden der Tiefseebecken. Die Bauindustrie lässt mit Schwimmbaggern
riesige Mengen Sand vom Meeresboden ausbaggern, weil sie Sand als
Baumaterial für Beton benötigt, und zerstört damit alles Leben am
Meeresboden. Die dort lebenden Tiere und Pflanzen werden abgepumpt
und fallen in der Nahrungskette aus.
Die industrielle Fischerei
fischt die Meere leer. Hochtechnisierte Fangflotten mit Spezialnetzen
und modernster Ortungstechnik und Satellitensystemen, oft von einem
Aufklärungsflugzeug begleitet, orten alle Schwärme im Mittelmeer.
Spezialkarten berechnen exakt, wo Fischfanggründe liegen. Die Folge
davon ist, dass sich die Fische nirgends mehr verstecken können. Die
modernen Hochseetrawler der weltweiten Fischfangflotten dringen mit
ihren Netzen in immer tiefere und abgelegenere Gewässer vor. Ihre
Grundschleppnetze zerstören Laichplätze am Meeresgrund ohne
Rücksicht darauf, dass es ohne Laichen keinen Nachwuchs geben kann.
Es gibt derzeit ca. 3,5
Millionen Fischerboote weltweit, und der Wahnsinn besteht darin, dass
trotz sinkender Fischbestände die Zahl der hochtechnisierten
Fangschiffe steigt. Eines dieser Boote kostet ca. 4 Millionen Euro.
Diese Summe muss durch den Verkauf von Fischen wieder hereingebracht
werden.
In
den Ozeanen sind bereits 90% der Großfische weggefischt. Nach den
Großfischen, die an der Spitze der maritimen Nahrungskette
stehen, kommen die kleineren Fische dran und die Jungtiere.
Die Bestände der großen
Fische (Thunfisch, Heilbutt, Kabeljau u.a.) sind in den letzten 50
Jahren um 90% zurückgegangen, die Artenvielfalt um 50%.
Tiefseefische sind langlebige
Tiere und können bis zu 200 Jahre alt werden, aber sie wachsen nur
langsam und werden spät geschlechtsreif. Einmal überfischt können
sich die Bestände kaum mehr erholen.
Besonders
verheerend trifft es den vor dem Aussterben stehenden Thun. Er
ist fast schon ausgerottet: ca. 85% der Thunfischbestände
sind bereits ausgelöscht. Der Hauptgrund ist eine einzige Speise,
die als Delikatesse (mittlerweile auch im Westen) gilt: ¾ des
weltweiten Fangs geht nach Japan für Sushi. Die Fangquoten der EU
werden unterlaufen, weil es keine wirkungsvolle Kontrolle gibt, und
aberwitzige Preise am japanischen Markt verhindern jede vernünftige
Einsicht.
Im Juni ist der Höhepunkt der
Fangsaison: Thunfische stehen kurz vor dem Laichen, haben deshalb
Fettpolster und sind ideal für ein fettes Sushi. Das bedeutet, dass
sich die Tiere nicht vermehren können, weil sie vorher getötet
werden. Mittlerweile sind die meisten gefangenen Thunfische
Jungtiere, die in Mastbetriebe an der Küste gebracht werden, in
sogenannte Farmen. Aber in der Gefangenschaft in den Käfigen laichen
die Thunfische nicht; und da sie in der freien Natur zunehmend
fehlen, gibt es keinen Nachwuchs. Da die Aufzucht in Gefangenschaft
nicht gelingt, werden junge Thunfische illegal gefangen und gemästet.
Gefährdete Tierarten wie der
Thunfisch finden sich nach wie vor in billigen Fischdosen in jedem
Supermarktregal. Das gilt ebenso für Pizza mit Thunfisch und Salat
mit Thunfisch. Nich einmal eine dem immer knapper werdendem Angebot
entsprechende Verteuerung ist festzustellen.
Sehr gewinnbringend weil
ebenfalls eine Delikatesse (besonders bei Festlichkeiten in China ein
unersetzlicher Leckerbissen als
Statussymbol) sind Haifischflossen (Finnen): sie werden den Tieren
bei lebendigem Leib abgesägt und ihre Körper über Bord
geworfen.
Die Haie sterben qualvoll.
Wegen der hohen Preise für
Finnen ist daraus ein illegales Millionengeschäft geworden, dem ca.
200 Millionen Haie pro Jahr zum Opfer fallen: für Suppe und ihre
Knorpel als Heilpulver in Asien. Da die Bestände an ausgewachsenen
Haien dramatisch schrumpfen, werden mittlerweile sogar Babys und
Ungeborenen geschlachtet. Um das illegale Treiben zu tarnen, werden
die Finnen oft unter einem anderen Namen angeboten: als Schillerlocke
oder Speckfisch.
1 kg Flossen kostet ca. 1500
Dollar, 1 Gemüsesuppe mit Flosse ca. 150 Dollar. Die Gewinnspanne
ist also enorm und scheinbar für viele Menschen unwiderstehlich.
Pro Jahr werden mehrere
Millionen Tonnen sinnlos getöteter Beifang wieder über Bord
geworfen: Unter Beifang sind unerwünschte oder kleine Fische,
Schildkröten, Haie, Seevögel, Robben, Wale, Delphine zu verstehen.
Sie verenden qualvoll entweder bereits in den Netzen oder nachdem sie
schwer verletzt zurück ins Wasser geschmissen wurden.
Zum Beispiel wird für 1 kg
Seezunge ca. 6 kg Beifang getötet, für 1 kg Shrimps 20 kg Beifang.
Ca. 27 Mill Tonnen Meeresfrüchte/Jahr sterben als Beifang und ca.
60.000 Schildkröten im Mittelmeer.
Der
neueste Trend geht Richtung Aquakultur und soll tierschutzbewusste
Konsumenten täuschen. Aquakultur bedeutet die Haltung von
Meeresfischen in Gefangenschaft, in Käfigen und Teichen. Die
Tragödie der Massentierhaltung aus den Ställen wiederholt sich
damit im Meer.
Die Produktion von Fischen,
Krebstieren und Muscheln in Aquakultur gehört zu dem weltweit am
schnellsten wachsenden Lebensmittelsektor, parallel dazu nehmen
wildlebende Fischbestände rasant ab. Das auch deshalb, weil ein
massives Abfischen von Futterfischen stattfindet, die als Fischmehl
und -öl an die Tiere in der Aquakultur verfüttert werden.
Käfige werden oft mit
Jungtieren aus Wildbeständen bestückt, weil die gefangenen Tiere
sich nicht fortpflanzen. Zudem drücken die Farmen die Preise, und
die Fischer müssen aus dem Meer noch mehr Tiere fangen. Damit
fördert die Aquakultur die
Vernichtung der frei lebenden Fischschwärme ohne sie durch eigene
Züchtung ersetzen zu können.
Zudem
sind die entstehenden Umweltschäden gewaltig: Fischkot und
Futterreste unter den Käfigen im Meer überdüngen den gesamten
Lebensraum.
70% der Erdoberfläche sind von
Meer bedeckt. Die Evolution nahm ihren Anfang im Meer. Wenn die
Zerstörung der ozeanischen Lebenswelt so weiter geht, wird die
Menschheit dort auch ihr Ende finden, weil leergefischte Meere und
zerstörte maritime Ökosysteme die Lebensbedingungen der Menschen
aushöhlen. Stirbt das Meer, sterben auch die Menschen: unsere
Zukunft hängt von intakten Meeresökosystemen ab, weil sie nicht nur
für Nahrung, sondern auch für ein gesundes Klima sorgen.
Die Ozeane sind nicht nur ein
Hort der Artenvielfalt (1-10 Mill. Arten leben in den Ozeanen,
230.000 marine Arten wurden bislang beschrieben), sondern auch
Klimastabilisatoren. Die Meere absorbieren das Treibhausgas
Kohlendioxid im Wasser und durch Phytoplankton. Vor allem in den
lichtdurchfluteten Küstenlebensräumen ist 5x mehr Sauerstoff
gebunden als in tropischen Regenwäldern.
Doch die Meere verlieren
allmählich ihre Widerstandskraft gegen die immer größer werdenden
Umweltbelastungen. Die Zahl der Todeszonen
(Sauerstoffgehalt so niedrig, dass kein Leben mehr möglich ist) ist
auf ca. 400 gestiegen. Wenn kein Umdenken einsetzt und das Leben über
den Profit gestellt wird, sieht die Zukunft düster aus.
In
der 3.Versuchung führt der Teufel Jesus auf einen sehr hohen Berg:
„und zeigte ihm alle Reiche der
Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir
geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Da
sprach Jesus zu ihm: „Weg
mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den
Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen“
(Matth
4,8-10)
Alle
Schätze dieser Welt sind die reichhaltige Natur im Überfluss, die
Gott erschaffen und uns zur verantwortungsvollen Nutzung überlassen
hat: „Und Gott der Herr nahm den
Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und
bewahrte.“
(1
Mose 2,15) Aber wie
es aussieht, sind wir der Verantwortung nicht gewachsen und erliegen
der Versuchung des Teufels.
Der Satan steht für die
unersättliche Gier der Menschen nach materiellen Reichtümern. Um
noch mehr Geld und noch mehr Wohlstand zu erlangen, ignorieren sie
Gottes Gebot und beuten die Schöpfung skrupellos aus. Entsprechend
der neutestamentlichen Versuchungsgeschichte heißt das, sie beten
den Teufel an.
Aber das hat den Menschen noch
nie einen Segen gebracht.
Sehr interessant! ich finde vorallem spannend, dass der fisch ein geheimes zeichen des erkennens war! Sollte mehr zur Sprache kommen in der Kirche, finde ich :)
AntwortenLöschendas mit der gier ist leider wirklich traurig... in österreich wird aber stark darauf geachtet, dass die nachhaltigkeit garantiert wird- wir hatten das ja bereit smit den wäldern vor jahrzenten.