Samstag, 15. Februar 2020


Das Markus Evangelium

Die vier Evangelien im Neuen Testament sind die des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie berichten vom Leben und Wirken Jesu Christi. Dass sie aber an dem irdischen Jesus von Nazareth nicht interessiert waren, zeigt die Tatsache, dass sie kein einziges Mal Jesu Aussehen beschrieben haben. 

Ihr theologisches Anliegen ist einzig und allein seine Rolle als Messias und seine Verkündigung des Reiches Gottes. Jesus wird von den Evangelisten dargestellt als der von Gott verheißene Messias, der gekreuzigte und auferstandene Sohn Gottes. Das Bekenntnis des römischen Soldaten auf Golgatha bringt das nochmals deutlich zum Ausdruck: „Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenüber und sah, wie Jesus verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn!“ (Markus 15,39) Jesus von Nazareth ist der Messias, der Gesalbte Gottes. Das macht das Markusevangelium bereits im ersten Vers deutlich: „Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ (Markus 1,1)

Das Markusevangelium ist das älteste Evangelium. Es entstand ca. 70 n.Chr. Wer der Schreiber hinter dem Namen ist, wissen wir nicht. Der Verfasser gibt sich nirgendwo im Text biographisch zu erkennen. Zwar wurde es in der Alten Kirche nach einem Begleiter von Petrus und später Paulus benannt, aber das ist unwahrscheinlich. Ein Weggefährte der ersten Aposteln hätte genaue Kenntnisse über die Geographie von Palästina gehabt, da er dort gelebt haben muss. Aber etliche Fehler weisen darauf hin, dass dies nicht der Fall war. Wir müssen akzeptieren, dass der Verfasser für uns im Dunklen bleibt. Markus legte den Schwerpunkt seines Evangeliums auf die Passionsgeschichte, die er sehr ausführlich darstellt. Sie umfasst die Kapitel 11-16, das Wirken Jesu als Wanderprediger wird in den Kapiteln 1-10 dargestellt.

Das Markusevangelium beginnt mit der Taufe Jesu am Jordan durch Johannes den Täufer und endet mit der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Die Kindheitsgeschichten fehlen. Im Gegensatz zu Matthäus und Lukas, die mit der Geburt des Jesuskindes beginnen, setzt Markus Zitate aus dem Alten Testament an den Anfang seiner Schrift. Das soll deutlich machen, dass sein Bericht vom Messias, den die israelitischen Propheten angekündigt haben, handelt: „Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht Gott.“ (Maleachi 3,1) Und dementsprechend erfolgte das Aufeinanderteffen des „Boten“ Johannes des Täufers mit dem „Herrn“ Jesus von Nazareth am Jordan und leitete dessen Wirken als Gesandter Gottes ein. Die öffentliche Taufe ist das sichtbare Zeichen für den Beginn der göttlichen Mission von Jesus. Von nun an wird er sein Leben ganz in den Dienst Gottes stellen. Und deshalb ist die Taufe von der Kirche als Eintrittsritual übernommen worden, um öffentlich in die Nachfolge Jesu Christi, unseres Herrn, zu treten und sich vor allen Menschen zum Glauben an ihn zu bekennen.

Nach der Taufe begann Jesus in Galiläa das Evangelium Gottes zu predigen. Es dauerte nicht lange, bis er großes Aufsehen erregte. Mit seinen Jüngern kam er nach Kapernaum und ging am Sabbat in die Synagoge und lehrte: „Und die Zuhörer entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.“ (Markus 1,22) Aber es blieb nicht nur bei seinen aufrüttelnden Worten, sondern er sorgte auch mit einer Heilung für große Unruhe unter den Leuten: er befreite einen Besessenen von einem unreinen Geist. Damit war der neue Prediger in aller Munde: „Und die Kunde von ihm erscholl bald überall im ganzen galiläischen Land.“ (Markus 1,28) Als Jesus dann auch noch die Schwiegermutter von Simon Petrus von ihrem Fieber heilte, brachten die Menschen in Scharen ihre Kranken und Besessenen zu ihm. Und Jesus enttäuschte sie nicht und half allen, nicht nur in Kapernaum: „Und Jesus kam und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und heilte und trieb die bösen Geister aus.“ (Markus 1,39)

Unermüdlich war Jesus für die Menschen in Galiläa da. Die Heilung eines Aussätzigen sorgte dann wiederum für so enormes Aufsehen, dass er wegen des Andrangs nicht mehr in die Städte gehen konnte. Aber selbst an abgelegene Orte weit draußen eilten ihm Anhänger und Bewunderer nach. Jesus war so prominent geworden, dass er nirgends mehr alleine bleiben konnte. Er predigte vom Reich Gottes, heilte Gebrechen jedweder Art und provozierte mit seiner Ablehnung der strengen Reinheits- und Sabbatgesetze die Pharisäer und Schriftgelehrten.

Jesus hätte noch sein ganzes Leben lang in Galiläa als Wanderprediger wirken können, aber das war nur der erste Teil seiner göttlichen Aufgabe – und ohne den zweiten Teil, die Kreuzigung und Auferstehung, ohne nachhaltige Bedeutung: „Denn der Messias ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Markus 10,45)

Und so verließ Jesus Galiläa und zog mit seinen Jüngern nach Jerusalem, der Vollendung seiner göttlichen Mission entgegen: „Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und ich werde  den Hohepriestern und den Schriftgelehrten überantwortet werden, und sie werden mich zum Tode am Kreuz verurteilen und den Römern überantworten. Die werden mich verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen werde ich von den Toten auferstehen.“ (Markus 10,33.34) Und so kam es auch. Aber die Jünger hatten den letzten Teil der Zukunftsvision ihres Rabbis vergessen und verfielen nach seinem Tod am Kreuz in tiefe Trauer. Für sie war die Mission Jesu gescheitert.

Und so überraschte es die Anhänger Jesu, die sich um die Jünger geschart hatten, völlig, als das Grab am dritten Tag nach Golgatha tatsächlich leer war. Anschaulich schildert der Evangelist Markus das ungläubige Staunen der Frauen am Ostermorgen, als sie im Grab statt des Leichnams Jesu einen Engel sahen, der zu ihnen sprach: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden.“ (Markus 16,6) Nachdem die Frauen anfangs vor Zittern und Entsetzen nicht über das Erlebte reden konnten, erzählten sie es letztendlich doch den Jüngern. Die konnten es anfangs auch nicht glauben, dass die Prophezeiung ihres Rabbis aus Galiläa tatsächlich in Erfüllung gegangen ist. Erst nach und nach – und durch die Erscheinungen des Auferstandenen selbst - begriffen sie, dass es die Wahrheit war. Es ist die Geburtsstunde der christlichen Kirche, denn „sie zogen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.“ (Markus 16,20)

Und auch heute ist es Jesus, der auferstandene Herr, der uns führt und leitet, damit wir ihm nachfolgen können: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen,“ (Markus 10,52a) sagte Jesus immer zu jenen, denen er Hilfe zuteil werden hat lassen. Und das sagt er auch zu uns, wenn wir uns vertrauensvoll im Gebet an ihn wenden. Wir müssen ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er da ist.

1 Kommentar:

  1. Ein sehr schöner Beitrag! Und das letzte Zitat von Markus finde ich wunderschön :)
    Es ist wichtig, dass wir daran denken, was Jesus für uns gemacht hat, und dafür sollten wir Ostern gebührend und andächtig feiern.

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