Montag, 15. Mai 2017


Der Auferstandene am See Genezareth
(Johannes 21,1-25)


Um sich von den tragischen Ereignissen rund um die Kreuzigung ihres Meisters und seine wundersame Auferstehung abzulenken, begaben sich einige Jünger von Jerusalem aus an den See Genezareth. Simon Petrus, die Zebedäus-Brüder, Thomas, Nathanael und andere taten hier das, was sie vor der Berufung in die Nachfolge Jesu getan hatten: sie fischten.

Sie hatten keinerlei Pläne für eine Missionsarbeit. Obwohl sie bereits wussten, dass Jesus von den Toten auferstanden war, sahen sie darin keine Verpflichtung, das Evangelium in die Welt hinaus zu tragen. Sie waren glücklich darüber, dass die Bewegung, die ihr Rabbi begründet hatte, nicht mit Golgatha endete, sondern durch seine leibliche Auferstehung seine Botschaft vom Reich Gottes der Wahrheit entsprach. Aber sie schienen der Meinung zu sein, dass das nur für sie persönlich eine gute Nachricht war.

Zwar hatte Jesus bereits in Galiläa seine Jünger eigenständig ausgesandt, um zu predigen und zu heilen, aber jetzt - nach den Osterereignissen - machten sie keine Anstalten, dem Beispiel ihres Meisters zu folgen. Wollte Jesus also verhindern, dass seine frohe Botschaft im Sand verlief, musste er vor seiner Rückkehr in den Himmel seinen Jüngern den Auftrag zur Missionierung erteilen.

Während sich die Jünger damit abmühten, Fische zu fangen, trat Jesus völlig überraschend unter sie und lud sie ein, mit ihm ein gemeinsames Mahl einzunehmen. Danach sprach Jesus eingehend mit Simon Petrus und erinnerte ihn an seine Verpflichtung, als einer seiner Jünger das Evangelium öffentlich zu predigen. „Folge du mir nach!“ (Johannes 21,22) forderte ihn Jesus auf, machte ihm aber auch klar, dass es kein einfacher Weg werden wird: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.“ (Johannes 21,18) Simon Petrus fielen die Worte ein, die Jesus zu ihnen in Galiläa gesagt hatte: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert!“ (Matthäus 10,38) Wie wir aus der Kirchengeschichte wissen, ist Petrus dem Ruf Jesu gefolgt.

Ihm hatte Jesus die Aufgabe zugeteilt, mit der ersten öffentlichen Predigt und der damit verbundenen Taufe zu Pfingsten die Missionstätigkeit zu beginnen und einer der Leiter der urchristlichen Gemeinde von Jerusalem zu werden. Aber auch andere Aufgaben mussten übernommen werden, sollte die neugegründete Kirche ein Erfolg werden. Petrus wollte von Jesus an diesem Abend am See Genezareth wissen, was einer der anderen anwesenden Jünger zu tun haben werde. Für diesen hatte Jesus vorgesehen: „Dies ist der Jünger, der dies alles bezeugt und aufschreibt, und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist.“ (Johannes 21,24)

Was wäre aus der christlichen Kirche geworden ohne Taufe und ohne Bibel? Aber einer allein kann nicht alles machen. Und so stellt sich Jesus das Funktionieren seiner Glaubensgemeinschaft vor: jeder bringt sich mit seinen persönlichen Begabungen und Anliegen in die Gemeinde ein, und jeder ist damit gleich wichtig für ein blühendes christliches Leben.

Der Apostel Paulus warnt im Römerbrief davor, dass sich die einen wichtiger nehmen als die anderen, weil sie ihre Aufgabe als höherwertig einstufen. Das sei nicht im Sinne unseres Herrn Jesus Christus: „Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des anderen Glied, und haben verschiedene Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.“ (Römerbrief 12,4-6) Das Leben einer christlichen Gemeinde soll geprägt sein von einer herzlichen brüderlichen Liebe untereinander, die dafür sorgt, dass einer den anderen mit Ehrerbietung behandelt. Rivalitäten, Eifersucht und Machtkämpfe haben in der Kirche, die Jesus gegründet hat, nichts zu suchen, und wenn sie sich doch breit machen, höhlen sie die christliche Gemeinschaft aus und führen dazu, dass sie an Ausstrahlung verliert und letztendlich aus der Welt verschwindet. Und das ist auch die derzeitige Situation. Jeder von uns, der durch die Taufe ein Glied der Gemeinde Jesu Christi ist, soll sich deshalb Rechenschaft darüber ablegen, wieviel er durch sein persönliches Versagen am Untergang der christlichen Kirche beiträgt.


1 Kommentar:

  1. es ist schön zu lesen, dass sich jeder in die gemeinde einbringen soll, wie er kann. Manche können vielleicht weniger, aber es ist schön den gedanken zu haben, dass auch en bisschen reicht.

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