Mittwoch, 24. Mai 2017


Die Jünger in der Warteschleife

Nach seiner Auferstehung beendete Jesus sein Wirken in der Welt nicht sofort. Um seine Jünger zu überzeugen, dass er tatsächlich den Tod überwunden hat, „zeigte er sich ihnen nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.“ (Apostelgeschichte 1,3) Außerdem hatte Jesus auch noch einen Auftrag für seine Anhänger, damit seine Mission zur Erlösung der Menschen nicht mit seiner Rückkehr in den Himmel zu Ende sei: „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ (Matthäus 28,19.20)

Die Zeitspanne von 40 Tagen, die Jesus noch auf Erden wandelte, kam nicht von ungefähr. Denn 40 ist eine der heiligen Zahlen in der Bibel und drückt das zeitliche Maß für die Schritte Gottes in der Geschichte aus. Jesus will uns damit noch einmal nachdrücklich auf seine göttliche Mission hinweisen. Aber als letztlich diese Tage zu Ende gegangen waren, „führte Jesus seine Jünger hinaus bis nach Betanien und hob die Hände und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude.“ (Lukas 24,50-52)

Nun waren sie also allein - seit langem wieder ohne ihren Meister. Ein Gefühl der Einsamkeit überkam sie und dazu noch die Angst zu versagen. Denn Jesus hatte ihnen zum Abschied gesagt, dass er in sie hohe Erwartungen setze. Aber so ohne seine Rückendeckung fühlten sie sich sehr unsicher und zogen sich nach ihrer Rückkehr nach Jerusalem erst einmal ins Privatleben zurück: „Und als sie hinein kamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten.“ (Apostelgeschichte 1,13a) Da saßen sie also beisammen und sprachen über ihr bisheriges Leben in der Nachfolge Jesu. Aber wie sollte es nun weitergehen?

Die Jünger hatten keinen Plan. Aber sie erinnerten sich der beruhigenden Worte, die ihr Meister zu ihnen in Galiläa gesagt hatte: „So nehmt nun zu Herzen, dass ihr euch nicht vorher sorgt, wie ihr euch verantworten sollt. Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Gegner nicht widerstehen noch widersprechen können.“ (Lukas 21,14.15) Und dazu hatte ihnen Jesus eine besondere Hilfe angekündigt, die es ihnen möglich machen wird, seinen Auftrag auszuführen: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa und bis an das Ende der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8)

Bis es soweit ist, werden weitere zehn Tage vergehen. Erst zu Pfingsten wird das Wunder geschehen und „sie werden erfüllt werden von dem heiligen Geist“ (Apostelgeschichte 2,4a) und damit beginnen, öffentlich das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und zu taufen. Damit beschritten sie den Weg zur Weltkirche.

Aber noch galt es zu warten und sich in Geduld zu üben. Und so führten die Jünger in diesen Tagen ein unauffälliges, frommes Leben: „Sie waren allezeit im Tempel und priesen Gott.“ (Lukas 24,53) Aber von der Öffentlichkeit unbeachtet bildeten sie bereits die Keimzelle der urchristlichen Gemeinde, denn die Gruppe bestand nicht nur aus den 12 Jüngern: „Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“ (Apostelgeschichte 1,14)

Warten und Geduld haben – und dann bereit sein, wenn Gott sagt, jetzt ist der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen. Das fällt uns nicht immer leicht, denn wir Menschen haben unser eigenes Zeitverständnis. Aber wenn wir an Gottes Allwissenheit glauben (und daran besteht für uns Christen kein Zweifel), dann müssen wir auch seinem Zeitplan vertrauen. Er verteilt die Aufgaben in der Kirche, wir dienen ihm in Demut und Gehorsam. Dann wird das Evangelium für alle Menschen auf Erden wieder eine Botschaft des Heils sein. Nehmen wir uns deshalb an den wartenden Jüngern ein Beispiel, die sich dem Zeitplan Gottes untergeordnet und dadurch das Fundament zur Entstehung der Kirche Jesu Christi gelegt haben.

Derzeit geht es dem Christentum weltweit schlecht durch Verfolgung einerseits und Gleichgültigkeit andererseits. Aber das sieht auch Gott, und es wird der Zeitpunkt kommen, wo er sagt, es ist genug damit. Und dann wird er eine Lösung parat haben, die der Kirche Jesu Christi aus der Krise hilft. Das wird ganz sicher eintreten, auch wenn es derzeit nicht danach aussieht. Denn Jesus hat versprochen: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Matthäus 24,35) Er muss es wissen, denn Jesus Christus ist unser Herr und Gott und unser Schutz: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16,33)

1 Kommentar:

  1. sehr lehrreich, denn es ist wirklich so, dass wir ungeduldig sind. Aber wenn wir auf Gott vertrauen, dann machgt er es schon so, wie es sich gehört!

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