Gethsemane
und die Versuchung
Nach
dem Abschiedsmahl in der Herberge zieht sich Jesus mit seinen Jüngern
in den Garten Gethsemane zurück. Er weiß, dass seine Verhaftung
unmittelbar bevorsteht. Angesichts der grausamen Hinrichtung, zu der
er verurteilt werden wird, erfasst ihn panische Todesangst. Jesus
würde am liebsten weglaufen. Es wäre einfach zu bewerkstelligen,
denn nur wenige in Jerusalem wissen, wie er aussieht.
Wenn er sich im
Dunkel der Nacht auf den Heimweg nach Galiläa machen würde, käme
er ziemlich sicher davon. In seiner Heimatprovinz hat er viele loyale
Anhänger und die Macht des Hohepriesters ist eingeschränkt. Wenn er
sich jetzt aus Angst davon schleicht, ist sein Leben gerettet, aber
seine göttliche Mission gescheitert.
In
seiner Verzweiflung und Panik wendet sich Jesus an denjenigen um
Beistand, der allein ihm Kraft zum Durchhalten geben kann, er betet
zu Gott: „Mein
Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch
an mir vorüber;
doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“
(Matthäus 26,39) Drei Mal fleht Jesus Gott um Stärke an. Die
Versuchung, der Todesangst nachzugeben, ist immens groß, und Jesus
hofft, dass Gott ihm letztendlich einen anderen, weniger
schmerzhaften Weg weisen wird. Doch im Gebet erkennt Jesus, dass das
nicht möglich ist. Er muss nach Golgatha gehen, wenn sein Wirken als
Messias nicht umsonst gewesen sein soll. So widersteht Jesus der
Versuchung, sich selbst zu retten, und beugt sich in Demut dem Willen
Gottes, der
seinen Opfertod verlangt, um die
Menschen vor der Verdammnis durch
ihre Gottesferne zu
retten.
Die
Versuchung, den leichteren Weg im Glauben zu gehen, gewissermaßen
ein „Evangelium light“ zu leben, ist für uns alle gegenwärtig.
Das Problem kannte bereits Paulus: „Darum
habe ich‘s auch nicht länger ertragen und habe ihn, Timotheus,
gesandt, um zu erfahren, wie es mit eurem Glauben steht, ob der
Versucher euch etwa versucht hätte und unsere Arbeit vergeblich
würde.“ (1 Thessalonicher 3,5) Wen könnte Paulus mit dem
Versucher meinen? Sie konnten und können in unterschiedlichen Rollen
auftreten. Marktschreierische Heilsbringer, die ein bequemes und
reiches Leben im Diesseits versprechen. Prediger, die das christliche
Verhalten auf die Einhaltung einiger weniger Alltagsregeln festlegen.
Missionare, die die göttliche Botschaft vom Reich Gottes und der
leiblichen Auferstehung Jesu weglassen und aus dem Messias einen
simplen Sozialreformer machen. Dass
Gläubige auf die Verfälschung des Evangeliums hereinfallen, kann
der Apostel Paulus nicht verstehen: „Ich
ermahne euch aber, dass ihr euch in acht nehmt vor denen, die
Zwietracht und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre Christi, die
ihr gelernt habt, und euch von ihnen abwendet. Denn solche dienen
nicht unserem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauch und durch
süße Worte und prächtige Reden
verführen sie der Herzen der Gutgläubigen.“
(Römer 16,17.18) Man kann nein sagen zu den Versuchern mit ihren
Lockangeboten.
In
Versuchung zu geraten bedeutet, eine Entscheidung treffen zu können,
eine Wahl zu haben. Ermöglicht hat dies das Geschenk des freien
Willens durch unseren Schöpfer. Die Bibel erklärt es in der
Paradiesgeschichte mit dem verbotenen Baum: „Und
Gott der HERR nahm den Menschen und sprach: Du darfst essen von allen
Bäumen, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst
du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des
Todes sterben.“ (1 Mose 2,16.17) Wir wissen, wie die
Geschichte ausgegangen ist: die Menschen konnten den verlockenden
Früchten nicht widerstehen und haben gegen das Verbot Gottes
gehandelt. Als sie aufgeflogen sind, haben sie sich gegenseitig die
Schuld zugeschoben und Gott weismachen wollen, dass sie gar nichts
dafür können. Das hat aber Gott nicht gelten lassen: es stand jedem
von ihnen frei, nein zu sagen. Und es stand den beiden Menschen auch
frei, zu ihrer Schuld zu stehen und Gott um Vergebung zu bitten. Auch
von dieser Möglichkeit haben sie nicht Gebrauch gemacht – also
mussten sie die Konsequenzen tragen: das leichte Leben im Paradies
wurde ihnen genommen. Aber es wurde keine Vertreibung für ewig. Gott
hat den Menschen seine Verzeihung zugesagt und ihnen die Rückkehr
ins Paradies in Aussicht gestellt.
Gott
ist ein Gott der Liebe und bietet den Sündern seine Vergebung an.
Durch den Opfertod Jesu am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten
hat Gott allen Menschen den Weg zu ihm offen
gehalten. Auch jenen, die der
Versuchung, sich das
Evangelium zurechtzulegen und nach eigenen Bedürfnissen umzuformen,
erliegen und
sich damit von der Lehre Jesu
abwenden.
Paulus, der wusste, wie
schwer es ist, Jesus im Sinne des Evangeliums nachzufolgen,
macht allen denen Mut, die ins
Wanken geraten: „Aber
Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft,
sondern macht, dass die
Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr‘s ertragen könnt.“
(1 Korinther 10,13)
Das hat Martin Luther erkannt, als er die
Paulusbriefe studierte: wir sind der Sünde, die uns von Gott trennt,
nicht mehr ausgeliefert, sondern Gott ist bereit, uns zu verzeihen
und uns auch als unvollkommene Wesen anzunehmen. Und Paulus ist nicht
nur Luther sondern uns allen ein Vorbild an Gottvertrauen, wenn er
schreibt: „Ich bin darin guter Zuversicht,
dass der, der in euch angefangen hat das gute Werk, es auch
vollenden wird bis an den Tag der Wiederkehr Christi Jesu.“ (Philipperbrief 1,6)
In dieser Geborgenheit der Liebe Gottes kann uns Christen der freie
Wille nicht gefährlich werden, weil wir in der Zuversicht leben,
dass Gott uns auffängt, wenn wir im rechten Glauben straucheln.
Dann
können wir so wie Jesus in Gethsemane der Versuchung nach einem
leichten Leben im Glauben widerstehen und die schwere Forderung
unseres Herrn Jesus Christus erfüllen: „Wer
mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und und nehme sein
Kreuz auf
sich und folge mir nach.“ (Markus 8,34)
Ein sehr gelungener Beitrag! Es ist schön zu lesen, dass auf Vegebung zu hoffen ist, weil niemand ist perfekt. Gott ist gnädig und gibt uns immer wieder Chancen :)
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