Das
Gastmahl des Zöllners Levi
Jesus war kein Asket. Es gehörte
zwar zu seinem Job als Wanderprediger, dass er keinen festen Wohnsitz
hatte, aber ein von Verzicht geprägtes Leben führte er nicht. Jesus
hat dies auch nie von seinen Anhängern verlangt.
Hierin unterschied sich der Rabbi
aus Nazareth von Johannes dem Täufer, der sich als Vorläufer des
Messias verstand und auch als solcher auftrat: „Dieser
ist‘s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor
mir gewesen ist, denn er war eher als ich.“
(Johannes
1,30) Trotzdem
traten beide Männer in der Öffentlichkeit ganz unterschiedlich auf.
Das fiel schon beim Äußerlichen
auf: „Johannes
trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine
Lenden.“ (Markus
1,6a) Ein karges
Kleidungsstück trug Jesus dagegen nicht. Sein Gewand war immerhin so
wertvoll, dass es die Soldaten auf Golgatha als Kriegsbeute
aufteilten: „Als
sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und
warfen das Los darum.“
(Matthäus
27,35) Von
Johannes‘ Rock ist nach seiner Enthauptung dergleichen nicht
bekannt.


Aber Jesus ließ sich nicht
beirren. Eines Tages ging er wieder auf einen Zöllner namens Levi zu
und forderte ihn auf, sich ihm anzuschließen. Das war für den Mann
eine völlige Überraschung, denn Zöllner waren verachtete
Außenseiter der Gesellschaft. Der Grund war, dass die meisten ihre
Position ausnützten, um sich mit unrechtmäßigen Geldgeschäften zu
bereichern. Damit betrogen sie nicht nur die Bevölkerung, sondern
verstießen mit ihrer Abzockerei auch gegen Religionsgesetze. Kein
Pharisäer hätte sich mit einem von ihnen abgegeben.
Aber Jesus sah das anders: Wie
soll jemand auf den rechten Weg zurückfinden, wenn man ihm keine
Chance dazu gibt? Um jedem
seine bedingungslose Bereitschaft
zur Nächstenliebe zu zeigen, kehrte Jesus in das Haus des Levi ein
und ließ sich bewirten: „Und
Levi richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Haus, und viele
Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch.“
(Lukas
5,29) Dieser
Verstoß gegen kultische Reinheitsgebote rief natürlich wiederum die
Pharisäer und Schriftgelehrten auf den Plan, und sie sprachen
murrend zu Jesu Jüngern: „Warum
esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?“
(Lukas
5,30) Es war Jesus
selbst, der ihnen antwortete: „Die
Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin
gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.“
(Lukas
5,31.32)

Eine Krise trat ein, als sich
außerhalb Palästinas nicht nur Juden, sondern auch immer mehr
Heiden, also Angehörige polytheistischer Religionen, taufen ließen.
Konservative Judenchristen, die noch fest in der jüdischen Tradition
der Reinheitsgebote
verwurzelt waren, lehnten
gemeinsames Essen mit getauften Nichtjuden ab. In Antiochia
eskalierte der Streit, und der Apostel Paulus griff empört ein.
Besonders regte ihn auf, dass sich Simon Petrus beeinflussen ließ:
„Denn
bevor einige von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber
kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus dem
Judenchristentum fürchtete.“
(Galater
2,12) Für Paulus
war das ein Verrat an der Wahrheit des Evangeliums. Da für Jesus die
Herkunft seiner Anhänger nicht gezählt hatte, durften auch seine
Aposteln keinen Unterschied machen.
Bekanntlich setzte sich Paulus
durch und stellte
das Bekenntnis zu Jesus Christus als einigendes Band aller Getauften
an die Stelle der Herkunft: „Die
brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern
mit Ehrerbietung zuvor. Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet
nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den
geringen. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses
mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“
(Römer
12,10.16.17)

ein wundervoller beitrag. Es tut immer gut von Jesus zu lesen, um seine Weise nachzugehen und es ihm gleich zu tun! :)
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