Freitag, 23. Dezember 2016


Der Stern von Bethlehem und das Schwarze Loch

Alle Sterne entstehen irgendwann aus Gas- und Staubwolken, den Resten früherer Sonnenexplosionen. Sie verfestigen sich und strahlen durch die Finsternis des Weltalls und bringen Licht in die Dunkelheit.

Zu irgendeinem Zeitpunkt hat Gott den Messias auf die Erde geschickt. Der Prophet Jesaja verkündete schon lange vor der Geburt Jesu den Menschen das frohe Ereignis: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn sieh, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jesaja 60,1.2)

Wir haben unsere Zeitrechnung nach diesem epochalen Ereignis ausgerichtet. Der Mönch Dionysius Exiguus, der im Jahre 525 auf Geheiß des Papstes Johannes I. den Ostertermin festlegte und erstmalig die Jahre nach Christi Geburt berechnete, hat dafür das Jahr Null angesetzt, weil die Geburt des Herrn den Beginn einer neuen, besseren Zeit für die Menschen bedeutet.

Der Stern von Bethlehem, der symbolisch aufging, als der Heiland der Welt geboren wurde (wie der Evangelist Matthäus berichtet), soll auf die welthistorische Bedeutung des Jesuskindes hinweisen, die, wie wir wissen, sich auch tatsächlich eingestellt hat: „Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten!“ (Matthäus 2,1.2)

Die Lehre Jesu Christi hat die Dunkelheit in der Welt überwunden und den Menschen wieder Hoffnung auf ein Leben im Licht gegeben. Es ist das Evangelium von der verzeihenden Liebe Gottes, die keine Vorbedingungen stellt, das die urchristlichen Missionare zu den Menschen gebracht haben und das von diesen mit Freuden angenommen wurde.
Der Stern des Heils ging mit der Geburt Jesu in der Welt auf, und die Menschen erkannten es. Je mehr Länder die Aposteln auf ihren Missionsreisen erreichten, desto weiter erstrahlte der Stern von Bethlehem.
Nach schweren Jahren der Verfolgung wurde den Christen 313 im Edikt von Mailand die freie Religionsausübung gestattet, 381 erhob Kaiser Theodosius I. die christliche Lehre zur Staatsreligion. Im Mittelalter bestimmte der christliche Glaube das gesamte Leben in Europa, und als Folge der Entdeckungen neuer Kontinente brachten Missionare das Evangelium auch in entlegene Gebiete. Das Christentum stieg zur größten Religionsgemeinschaft auf.

Sterne haben ein Ablaufdatum. Wie lange sie existieren, hängt von ihrer Größe ab. Ein Hyperriese bricht unter seiner eigenen Schwerkraft zusammen und wird zu einem schweren toten Stern, einem „Schwarzen Loch“. Tief in seinem Inneren entsteht ein Materialschlund, dessen Anziehungskraft nicht einmal das Licht entkommt. Ein Schwarzes Loch ist unsichtbar, ist jedoch an seiner Wirkung zu erkennen: es reißt aufgrund seiner extremen Anziehungskraft jede Materie in die dunkle Tiefe.

Und man hat als Christ in Europa den Eindruck, dass auch der helle Stern von Bethlehem ein Ablaufdatum hat und sich zu einem Schwarzen Loch hin entwickelt. Zunehmend wendet sich das Abendland von der Lehre Jesu Christi ab. Die Wende kam mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert, als die Philosophen die Bedeutung des christlichen Gottes und seines Erlösungswerkes in Frage stellten. Mit der (berechtigten) Kritik an den Missbräuchen in der Kirche ließen sie es nicht bewenden, sondern führten darüber hinaus die Diskussion über die grundsätzliche Notwendigkeit eines Messias. Das christliche Fundament der europäischen Gesellschaft begann zu brökeln und bricht in immer größeren Teilen ab. Die Prophezeiung des Evangelisten Johannes scheint sich zu bewahrheiten: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.“ (Johannes 1,4.5)

Wenn die christliche Lehre aus der Welt verschwindet, tut sich ein Schwarzes Loch auf, das alles in die Tiefe reißt, das den Menschen Hoffnung gibt: den Glauben an einen Gott der Liebe und der Gnade, der den Schwachen ihre Fehler vergibt und sie aufrichtet. Es verschwindet die Geborgenheit, die uns Jesus Christus durch seinen Opfertod am Kreuz geschenkt hat. Ohne Evangelium muss die Nächstenliebe einem Gottesbild weichen, das nur noch Regeln und starre Gesetze kennt und die Menschen danach beurteilt, was sie essen und welche Kleidung sie tragen.
Die Finsternis einer unbarmherzigen Welt breitet sich aus, je mehr der Glaube an Jesus Christus schwindet. Denn wenn nur noch an einen Gott geglaubt wird, der Härte und unerbittlichen Gesetzesgehorsam belohnt, haben die Schwachen alles zu befürchten und nichts zu hoffen.

In seiner Rede über die Endzeit in Jerusalem kurz vor seiner Verhaftung verspricht Jesus aber: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Matthäus 24,35) Auf das Wort unseres Herrn und Heilandes vertraue ich und setze meine Hoffnung auf einen liebenden Gott, der nicht zulässt, dass Jesus Christus und seine Botschaft aus der Welt verdrängt werden: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16)



1 Kommentar:

  1. Gott wird gewiss nicht zulassen, dass defr Glaube austirbt, das wird er besimmt zu verhindern wissen, so wie bei vielen krisen schon.
    Der Stern über Bethlehem ist ein schönes Symbol.

    AntwortenLöschen