Sonntag, 15. Mai 2016


 
Das Pfingstwunder:
 
die Ausgießung des Heiligen Geistes




 Es war „Tag 1“ nach der aufwühlenden Predigt von Simon Petrus beim Schawuotfest. Die Jünger saßen in ihrer Herberge beisammen und waren noch ganz benommen von ihrem überwältigenden Erfolg. Sie konnten die hohe Zahl der Getauften noch gar nicht glauben.
Denn obwohl viele der Zuhörer bei der Kreuzigung Jesu und seinem qualvollen Tod dabei gewesen waren, glaubten sie nur 50 Tage später die Botschaft von seiner leiblichen Auferstehung von den Toten. Und sie drängten sich nach der flammenden Rede des Petrus vor zu den Jüngern, um durch die Taufe Teil der neuen christlichen Gemeinschaft zu werden: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ (Apostelgeschichte 2,42) Die Geschichte der christlichen Kirche begann.

Die Jünger kehrten nicht mehr zu ihrem Alltag in Galiläa zurück. Jesus hatte ihnen vor seiner Himmelfahrt eine Aufgabe übertragen, und sie waren nun fest entschlossen, sie auszuführen. Wie ihr Meister es von ihnen bei seiner Verabschiedung verlangt hatte, würden sie das Evangelium vom Reich Gottes in die Welt hinaustragen und allen Menschen verkünden.
Leicht sollte es nicht werden, aber Jesus hatte sie darauf vorbereitet: „Siehe, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ (Matthäus 10,16)

Und weil Jesus wusste, welch schweres Leben seine Anhänger erwartete, hatte er ihnen Hilfe versprochen: „aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein.“ (Apostelgeschichte 1,8) Und zehn Tage nach der Himmelfahrt Jesu erfüllte sich seine Ankündigung. 
Als der Pfingsttag gekommen war: „geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und es setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden erfüllt von dem Heiligen Geist.“ (Apostelgeschichte 2,2-4a)
Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes in der Welt hatte Gott etwas von seiner gewaltigen, allmächtigen Kraft auf die Jünger übertragen, damit sie die Glaubensstärke bekamen, um den Missionsauftrag Jesu auszuführen. Die durch das Pfingstwunder aufgerichteten Jünger wurden ab diesem Tag zu Aposteln, zu Gesandten, die das Evangelium zu den Menschen in der ganzen Welt bringen werden.

Paulus und Martin Luther betonen in ihren Schriften, dass alle Christen den Heiligen Geist empfangen und er ist nicht nur für wenige Auserwählte vorgesehen ist. Für die reformatorischen Kirchen bedeutet dies das „Priestertum aller Gläubigen“: jeder Christ hat eine andere Fähigkeit, die er in die Gemeinde einbringen kann, aber alle sind von dem einen Heiligen Geist erfüllt, der sie in die Nachfolge Jesu Christi gerufen hat: „Es sind verschiedene Gaben, aber es ist ein Geist. Es sind verschiedene Ämter, aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.“ (1 Kor 12,4-6) Das heißt in weiterer Folge, dass eine Frau, die sich zum geistlichen Amt, zum Beispiel zu einer Pfarrerin, berufen fühlt, dieses auch ausüben darf, weil der Heilige Geist sie dazu befähigt hat.

Symbolblume für Pfingsten ist eine besondere Rose, die nach dem zweitältesten christlichen Fest benannt wurde. In der Farbe der Freude, von rosa bis dunkelrot, entfaltet die Pfingstrose ihre vielschichtigen Blütenblätter. Langsam öffnen sich die Knospen bis die Blumen in voller Pracht weit ausladend ihre üppigen Blütenköpfe in die Höhe recken.

Denselben Vorgang sehen wir beim Aufblühen der christlichen Kirche. Ausgehend von der kleinen urchristlichen Gemeinde in Jerusalem wurde daraus durch die unermüdliche Verbreitung des Evangeliums allen Bedrohungen zum Trotz die größte Glaubensgemeinschaft der Welt.

Die Gefahren für die Christen sind heute nicht geringer geworden, im Gegenteil: einerseits werden sie durch die gewalttätigen Übergriffe radikalisierter Religionsgemeinschaften bedroht, und andererseits höhlt das Desinteresse einer verwöhnten Wohlstandsgesellschaft die Kirche aus. Wir brauchen mehr denn je die Kraft des Heiligen Geistes, um unserem christlichen Glauben treu bleiben zu können. Aber wir können auf das Versprechen von Jesus vertrauen, dass Gottes Hilfe uns bis zum Untergang der Welt begleiten wird. Es liegt nur an uns, von dieser Hilfe Gebrauch zu machen und Jesus Christus, unserem Herrn und Gott, in unerschütterlicher Treue zu dienen, egal, wie schwer es sein wird: „Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig werden.“ (Matthäus 24,13) Und ein neues Leben im Paradies ohne Leid und Ungerechtigkeiten erhalten.


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