Sonntag, 4. März 2018


Das Gleichnis vom Schatz 
im Acker

Für Jesus war es das Hauptanliegen in seinen Predigten, den Menschen die Hoffnung auf das ewige Leben im Reich Gottes zu verkündigen. Für seine Zuhörer war das nichts Neues, diese Botschaft kannten sie von ihren Propheten. „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ (Jesaja 65,17) Neu war für die Menschenmenge, dass nur der Glaube an den Messias Jesus von Nazareth, den Gesandten Gottes, ins Paradies führen kann: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ (Johannes 11,25.26)

Um die Menschen mit dieser vorrangig wichtigen Botschaft zu erreichen, kleidete sie Jesus in Gleichnisse. Er wählte Beispiele aus dem ländlichen Alltag der Zuhörer, um ihnen die Wichtigkeit des Reiches Gottes für ihre Zukunft anschaulich zu machen. Und das funktionierte auch bestens. Die Menschen begriffen, dass Jesus für ihr Weiterleben nach dem Tod genauso wichtig war wie ihre bäuerliche Arbeit zum Überleben im Diesseits.


Aber es gibt ein Gleichnis, dessen Formulierung uns nachdenklich macht, weil es Widersprüchlichkeiten zu enthalten scheint: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.“ (Matthäus 13,44) Nach unserem heutigen Verständnis war der Mann, der den Schatz fand, nicht korrekt in seinem Verhalten. Zwar kaufte er den Acker, bevor er den Schatz hob (er hätte ihn auch heimlich ausgraben und mitnehmen können), aber er verschwieg dem Besitzer den wahren Wert seines Feldes. Nun ist es natürlich ausgeschlossen, dass Jesus Betrug gut hieß, also muss das Gleichnis eine andere Aussage haben – einen tieferen Sinn, der auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.

Jesus meinte mit dem Schatz im Acker das Reich Gottes, das ist eindeutig. Ohne Zweifel will Jesus auch sagen, dass das Streben nach dem Himmelreich das Wichtigste in unserer Welt sein soll, weil es uns das ewige Leben bei Gott bringt. Das ist allerdings kein einfacher Weg, sondern wird mit ziemlicher Sicherheit den Verzicht auf irdische Genüsse fordern, die mit dem Glauben an Gott nicht vereinbar sind. Es liegt an jedem einzelnen, was ihm das Eingehen in das Reich Gottes wert ist. Der Idealfall, den Jesus einfordert, ist, dass wir es dem Mann nachmachen, der seinen ganzen Besitz aufgab, um sich diesen einen Schatz leisten zu können. Soweit stimmt dieses Gleichnis mit den anderen überein.

Aber wie ist es zu verstehen, dass der Mann jedem gegenüber, auch dem Besitzer des Grundstücks, seinen Fund verheimlichte? Denn er ging hin, holte die Schatzkiste aus der Erde (vielleicht sogar in der Nacht) und freute sich in seinem stillen Kämmerlein darüber. D.h, er war nicht bereit, seine Freude über seinen Fund mit irgendjemandem zu teilen oder gar andere daran Anteil haben zu lassen. Im übertragenen Sinn bedeutet das: der Mann hatte für sich den Weg in das Reich Gottes erkannt, aber er wollte sein Wissen, das ihn selbst überwältigte, an niemanden weiter geben. Es scheint ihm egal gewesen zu sein, ob seine Mitmenschen eine Zukunft im Paradies haben oder nicht, Hauptsache er war gerettet. Und er dürfte auch keinen Gedanken daran verschwendet haben, ob Gott, der „Besitzer“, mit dieser Haltung einverstanden ist.

Jesus hat den Menschen nicht nur Gleichnisse in Bezug auf das Reich Gottes erzählt, sondern auch seine Bedeutung als Messias mit Bildern aus der Lebenswelt der Leute erklärt. So verkündete er: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)  

Den Glauben an Jesus Christus zu finden und dann als Geheimnis - gleichsam als Privatangelegenheit - für sich zu behalten, ist eine Einstellung, die nicht zur Nachfolge passt, wie der Messias sie von uns erwartet: Niemand zündet ein Licht an und setzt es in einen Winkel, auch nicht unter einen Topf, sondern auf den Leuchter, damit wer hineingeht, das Licht sehe.“ (Lukas 11,33)

Das Gleichnis will uns demnach nicht nur dazu auffordern, bereit zu sein, den Glauben an Jesus Christus über alles zu stellen, weil er die Tür zum Reich Gottes ist, sondern auch nicht so egoistisch zu sein, diese Erkenntnis für uns zu behalten. Nachfolge heißt immer auch öffentliche Verkündigung. Das hat Jesus ganz klar formuliert: Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ (Matthäus 10,32.33) Es liegt nun an jedem einzelnen von uns, für unseren Herrn Jesus Christus mit unserer Lebensführung einzustehen und damit jene, die noch nicht zu ihm gefunden haben, durch unseren öffentlich gelebten Glauben für seine Kirche zu gewinnen.


1 Kommentar:

  1. Kurz und knackig, ich finde, du hast alle wichtigen Sachen gut und übersichtlich beschrieben! So soll es eigentlich sien :)

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