Einer
von den zehn geheilten Aussätzigen kam zu Jesus zurück und pries
Gott mit lauter Stimme. Der Mann fiel auf sein Angesicht zu Jesu
Füßen und dankte ihm. Jesus sah sich um, dann fragte er ihn: „Sind
nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? Hat
sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu
geben, als nur dieser Fremde?“ (Lukas
17,17.18) Enttäuscht
stellte Jesus fest, dass nur einer der geheilten Männer es für
nötig befunden hatte, ihm für die Heilung zu danken. Und dieser
einzige war ein Samariter, den Jesus als Fremden bezeichnete.
Wer
waren nun diese Samariter, die inmitten von Palästina, zwischen
Galiläa und Judäa, lebten und die Jesus doch als Fremde ansah?
Der
Ursprung liegt weit in der Geschichte zurück. Die Hebräer hatten in
Kanaan zwei Königreiche gegründet. 920 v.Chr. trennte sich das in
der Mitte und im Norden Kanaans gelegene von ihnen, Israel, vom
Herrscherhaus David, und es wählte zum neuen König den Heerführer
Jerobeam. Nach dieser Abspaltung Israels verblieben der Süden und
Jerusalem bei Davids Enkel Rehabeam und nannten sich Königreich
Juda.
722
v.Chr. eroberten die kriegerischen Assyrer Israel und
verschleppten den Großteil der Bevölkerung. Wohin, weiß keiner,
sie verschwanden aus der Geschichte. Dafür siedelten die Assyrer ein
anderes verschlepptes Volk in deren, nunmehr dünnbesiedelten Heimat
an, und es entwickelte sich ein Mischvolk mit einer Mischreligion:
„So fürchteten diese Völker den Herrn
und dienten zugleich ihren Götzen. Auch ihre Kinder und Kindeskinder
tun, wie ihre Väter getan haben, bis auf diesen Tag.“
(2 Könige 17,41)
586
v.Chr. fiel auch das südliche Königreich Juda den
Expansionsgelüsten einer anderen Großmacht zum Opfer: Babylonien
besiegte König Zedekias Armee, zerstörte den Tempel und
verschleppte die Oberschicht und die Führungselite nach
Mesopotamien. Nur Arbeiter und Bauern blieben zurück. Allerdings
wurde kein anderes Volk im jüdischen Land angesiedelt, und die
Verschleppten bekamen in Babylonien ein gemeinsames Siedlungsgebiet
zugewiesen.
Fünfzig
Jahre später eroberten die Perser den gesamten Vorderen Orient und
erlaubten den Juden aus dem babylonischen Exil nach Kanaan
zurückzukehren.
Die
Heimkehrer, die sich in der Fremde ihren Glauben an Jahwe
unverfälscht bewahrt hatten, trafen nunmehr in Samaria auf ein
jüdisch-heidnisches Mischvolk, dessen Angehörige sie nicht als
Glaubensbrüder akzeptierten, obwohl die Samariter ebenso wie die
Juden die Thora als gültiges Glaubensgesetz anerkannten. Allerdings
mit dem Unterschied, dass die Samariter ausschließlich die Thora akzeptierten, während für die Juden zusätzlich noch die
prophetischen Schriften und Lehrbücher als heilige Schriften Geltung
hatten. Dieser eingeschränkte Gebrauch der heiligen Schriften
wertete sie in den Augen der Juden ab, und sie verweigerten in der
Folge den Samaritern die Teilnahme am Wiederaufbau des Tempels.
Das
hatte Feindschaft zur Folge, und die Samariter erbauten auf dem Berg
Garizim einen eigenen Tempel, der aber vom jüdischen Heerführer
Johannes Hyrkan I. 128 v.Chr. zerstört wurde. Danach beteten die
Samariter weiter auf dem Berg Garizim, aber unter freiem Himmel.
Heute liegt am Fuß des Garizims Nablus, das ehemalige Sichem.
Ein
Angehöriger dieses von den Juden verachteten Mischvolkes war nun als
einziger zurückgekommen, um sich beim Messias für seine Heilung zu
bedanken. Jesus sprach ihm dafür ein großes Lob aus: „Steh
auf, geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.“ (Lukas
17,19) Das war kein geringes Lob. Denn erstens anerkannte
Jesus damit die Samariter als gleichwertige Jahwe-Gläubige, und
zweitens hat er darauf hingewiesen, dass er seine Hilfe auch Menschen
zuteil werden lässt, die nicht dem Volk Israel angehören.
Paulus
von Tarsus hat das begriffen und seine Missionsreisen auf das ganze
Römische Reich ausgedehnt: alle Menschen sollten die Chance
bekommen, das Evangelium zu hören und sich taufen zu lassen. Jeder
Todesgefahr trotzend haben die Christen ihren Glauben an Jesus
Christus weitergetragen, bis Kaiser Theodosius I. die christliche
Religion 381 n.Chr. zur Staatsreligion erhoben hat.
Das
ist lange her. In unserer Zeit hat sich die christliche Situation
dramatisch verändert, genauer gesagt, verschlechtert. Jesus wird im
Christentum selbst immer mehr in den Hintergrund geschoben. An seine
Stelle werden die Heiligen, die Maria, diakonische Aufgaben und
Freizeitspaß gestellt. Alles scheint den Christen der Gegenwart
wichtiger zu sein als Jesus Christus, unser Herr und Erlöser.
„Bin
ich nicht für alle 2 Milliarden Christen, die heute leben, am Kreuz
gestorben und am 3. Tage auferstanden?“ ruft uns Jesus zu, genauso
enttäuscht wie damals über die neun Aussätzigen, die ihn nach
ihrer Heilung nicht mehr benötigt haben. Oder jedenfalls geglaubt
haben, ihn nicht mehr zu brauchen.
Natürlich
können wir ein moralisches Leben auch ohne Jesus führen, aber wer
sich als Christ bezeichnet und an die Lehre des Evangeliums glaubt,
kann es nicht. Nur Jesus allein kann für die Christen das Fundament
ihres Lebens sein, denn nur der Glaube an ihn bringt die Erlösung
von den Sünden und die Hoffnung auf das Reich Gottes. Und deshalb
muss er allein im Mittelpunkt jeder christlichen Kirche stehen. Diese
Ausschließlichkeit ist unsere Danksagung für seine Opfertat am
Kreuz.
Dankbarkeit
gehört ebenso zum christlichen Leben wie Lobpreis und Gebet in Not.
Meistens vergessen wir darauf, so wie die neun Aussätzigen. Aber es
ist nie zu spät, dies zu ändern und in Demut zu beten:
„Danket
dem Herrn,
denn
er ist freundlich
und
seine Güte währet ewiglich.“
Dankbarkeit muss man sich allgemein immer wieder in Erinnerung rufen, weil wir das gerne vergessen bei all dem Schlechten was um uns passiert :)
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