Jesus
als religiöser Prediger in Galiläa
Das
Galiläa, in dem Jesus lebte, war ein kleines Land. Es
umfasste 1400-1600 km2:
von Ost
nach West
35-40 km, von Süd
nach Nord
50-55 km. Aber es war
ein fruchtbares
Land, weil der See Genezareth für ein gemäßigtes Klima mit
reichlich Niederschlägen sorgte. Die Bevölkerung lebte
hauptsächlich von der Landwirtschaft und erntete auf ihren Feldern
Getreide, Wein, Oliven und Gemüse. Und sie betrieb Kleintierzucht.
Dazu kam noch der ertragreiche Fischfang im See. In den Gleichnissen,
die Jesus der zuhörenden Menge erzählte, tritt uns das bäuerliche
Leben jener Zeit entgegen und gibt uns einen Einblick in die
Lebenswelt unseres Herrn Jesus Christus.
Eine
der wichtigsten Städte am Ufer des Sees Genezareth war Kapernaum.
Von hier aus waren alle wichtigen Ortschaften in einem Tag zu
erreichen. Und nach Jerusalem benötigte man nur 3 - 4 Tage. Die
günstige geographische
Lage - einerseits am
See Genezareth
mit seinen großen
Fischfanggründen,
andererseits an der Hauptverkehrsstraße zwischen
Vorderasien und Afrika liegend – hatte den Bewohnern Wohlstand
beschert.
Kapernaum
wurde zum neuen
Lebensmittelpunkt für Jesus: „Und
er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum,
das
am See liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali.“
(Matthäus 4,13)
Hier fand
Jesus seine ersten Jünger: Simon Petrus und seinen Bruder Andreas
sowie die Zebedäus-Söhne
Jakobus und Johannes. Sie
übten den
Beruf des Fischers
aus, waren
aber vom Messias, der aus Nazareth herüber
gekommen war, so
beeindruckt, dass sie sich
ihm begeistert
anschlossen. Jesus
brauchte auf seinen Wanderungen immer wieder auch
Rückzugsmöglichkeiten, um sich zu erholen, und
fand die nötige Ruhe nach
seinen öffentlichen Auftritten in
dieser Kleinstadt am See Genezareth:
„Und
sie kamen nach Kapernaum. Und als Jesus
daheim
war, fragte er seine Jünger: Was habt ihr auf dem Weg verhandelt?“
(Markus 9,33)
Manchmal kehrte Jesus
auch im Hause des Simon
Petrus ein.
Bei einer dieser Gelegenheiten heilte er dessen Schwiegermutter: „Und
Jesus machte sich auf aus der Synagoge und kam in Simons Haus. Und
Simons Schwiegermutter hatte hohes Fieber, und sie baten ihn für
sie. Und er trat zu ihr und gebot
dem Fieber, und es verließ sie. Und sogleich stand sie auf und
diente ihm.“
(Lukas 4,38.39)
In
Galiläa also wanderte Jesus mit seinen Jüngern von Ort zu Ort und
predigte vom Reich Gottes. Er hat seine Lehre nur mündlich
weitergegeben, denn er war Prediger und kein Schriftsteller. Es
gibt keine Texte, die Jesus persönlich aufgeschrieben hat.
Erst
Jahrzehnte nach Jesu Himmelfahrt haben Anhänger
von ihm begonnen, seine Worte nieder zu schreiben. Bis
dahin waren sie in den urchristlichen Gemeinden mündlich
weitergegeben worden.
Das
erste Evangelium über das Wirken des Messias war das des Markus. Es
erschien ca. 40 Jahre nach Jesu Rückkehr in den Himmel. Der
Verfasser, über dessen Person wir nicht Bescheid wissen, kannte
Jesus nicht persönlich, sondern verwendete für sein Buch die
mündlichen Erzählungen, die er eifrig gesammelt hatte. Heute würde
man ihn wohl als Rechercheur und Reporter bezeichnen. Die vier
Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes verfassten ihre
Schriften erst in der Zeit nach dem Tod der Aposteln, d.h. sie
entstammen der 2. oder 3. Generation nach Jesus. Sie waren Jesus nie
persönlich begegnet, doch sie glaubten an ihn als den Messias, der
zur Erlösung der Menschen auf die Erde gekommen war.
Das
Evangelium des Lukas beginnt mit folgender Erklärung: „Viele
haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die
unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von
Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind.“
(Lukas 1,1.2) Und der
Evangelist begründet seine Entscheidung, selbst ein Werk über Jesus
zu verfassen: „So habe auch ich‘s für gut
gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe,
es für dich, hochverehrter Theophilus, in guter Ordnung
aufzuschreiben, damit du den sicheren Grund der Lehre erfahrest, in
der du unterrichtet bist.“ (Lukas
1,3.4)
Die
vier Evangelien im Neuen Testament berichten vom Leben und Wirken
Jesu Christi. Wie wenig sie aber an dem Menschen Jesus von Nazareth
interessiert waren, zeigt der Umstand, dass sie kein einziges Mal
sein Aussehen beschrieben haben. Ihr Hauptanliegen war die
theologische Deutung seiner irdischen Mission und nicht die
Darstellung seines Lebenslaufes: „Das war das
wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“
(Johannes 1,9) Die
Evangelisten schrieben keine Biographie über den Menschen Jesus,
sondern waren nur an seinem Wirken als göttlicher Messias
interessiert. Die Botschaft, die die Evangelien der ganzen Welt
verkünden wollen, sind der Sühnetod Jesu am Kreuz und seine
Auferstehung: „So steht‘s geschrieben, dass
Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage;
und dass gepredigt wird in seinem Namen zur Buße zur Vergebung der
Sünden unter allen Völkern.“ (Lukas
24,46.47)
Leider
sind uns keine Originalhandschriften der neutestamentlichen Texte
erhalten geblieben. 300 Jahre Verfolgung haben zu ihrem Verlust
geführt. Vor allem Kaiser Diocletian, der 284-305 über das Römische
Reich herrschte, wollte das Christentum zur Gänze ausrotten. Zur
Durchsetzung seines Planes begnügte sich der Imperator nicht mit der
Hinrichtung der Getauften, sondern ließ auch ihre religiösen Texte
zerstören. Er verschärfte die Gesetzeslage, indem er die
Todesstrafe auf den Besitz christlicher Schriften ausweitete und
gezielt danach suchen ließ.
Aber
weder ließ sich die christliche Religion aufhalten noch das
Evangelium vernichten. Im Jahre 313 beendete Kaiser Konstantin der
Große nicht nur die Verfolgung der Christen durch das Toleranzedikt
von Mailand, sondern förderte die junge Kirche nach Kräften. Der
Bedarf an den biblischen Texten war groß, und so suchte man nach
Schriften, die in Verstecken dem diocletianischem Zerstörungswerk
entronnen waren. Nun wurde emsig abgeschrieben und weitergereicht,
sodass bald in allen Gottesdiensten aus den Evangelien und
Apostelbriefen vorgelesen werden konnte. Und die Christen, die
zuhörten, dachten voller Dankbarkeit an die prophetischen Worte, die
Jesus ihnen zum Trost und zur Stärkung gegeben hatte: „Himmel
und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“
(Matthäus 24,35)
sehr informativ und interessant, vor allem, dass man über Jesus' Worte schrieb und nicht über sein Aussehen :)
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