Jesus
und der sinkende Petrus auf dem See
Nach
der Hinrichtung von Johannes dem Täufer hatte sich Jesus, betroffen
von der Bluttat, in eine einsame Gegend am See Genezareth
zurückgezogen. Aber eine große Menschenmenge folgte ihm und wollte
ihn predigen hören. Erst als es Abend wurde, zertreuten sich die
Leute wieder, und Jesus schickte auch seine Jünger weg. Er gebot
ihnen, in einem Boot über den See auf die gegenüberliegende Seite
zu fahren. Er würde nachkommen.
Endlich
war Jesus allein. Er stieg auf einen Berg, um zu beten. Das grausame
Schicksal des Täufers erinnerte den Messias aus Nazareth daran, dass
ihm derselbe Weg bevorstand. Im Zwiegespräch mit Gott sammelte er
neue Kräfte für seine schwere Aufgabe. Nach einigen Stunden der
Einkehr stieg Jesus vom Berg herab, um sich zu seinen Jüngern zu
begeben.
Inzwischen
war auf dem See Genezareth einer der gefürchteten plötzlichen
Stürme aufgekommen, und das Boot mit den 12 Männern drohte durch
die hohen Wellen zu kentern.
Die Jünger waren aber schon so weit vom
Ufer entfernt, dass sie nicht mehr umkehren konnten. Verzweifelt und
in Panik versuchten die Männer das Boot in einen sicheren Hafen zu
steuern. Wenn doch nur ihr Meister bei ihnen wäre!
Die
Jünger wussten nicht, dass Jesus bereits auf dem Weg zu ihnen war,
und sie erwarteten ihn auch gar nicht mehr. Sie waren mitten auf
einem See, es gab weit und breit keine Brücken oder andere Schiffe,
also war es nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen, dass Jesus sie
erreichen konnte. Und als die verängstigten Jünger plötzlich in
der sturmgepeitschten Nacht eine Gestalt auf sich zukommen sahen,
schrien sie voller Entsetzen: „Es ist ein
Gespenst!“ (Matthäus
14,26) Zitternd pressten sie sich aneinander, obwohl ihnen
Jesus beruhigend zurief: „Seid getrost,
ich bin's; fürchtet euch nicht!“ (Matthäus
14,27)
Das
konnte er doch nicht wirklich sein! Ungläubig starrten die Jünger
auf die Gestalt, die da angeblich zu Fuß auf dem See zu ihnen
gekommen war. Kein Mensch kann auf dem Wasser gehen, entsprechend den
Naturgesetzen würde er unweigerlich in den Fluten versinken.
Doch
dann nahm Simon Petrus, der immer vorwitziger war als die anderen,
allen Mut zusammen und rief: „Herr, bist
du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser!“
(Matthäus 14,28) Auch in
der Religion tut man sich leichter mit Beweisen.
Jesus
ließ sich darauf ein und forderte seinen Jünger auf, zu ihm hin zu
gehen. Und tatsächlich kletterte Simon Petrus aus dem Boot und
tastete sich vorsichtig auf dem Wasser auf Jesus zu. Unverwandt
starrte er den Meister an und kam ihm Schritt für Schritt näher.
Als ihn aber plötzlich eine starke Windböe erfasste, erschrak Simon
Petrus und begriff, dass er nur Wasser unter seinen Füßen hatte.
Und in demselben Moment, in dem
er an der Zusage des Messias zweifelte, begann er zu sinken.
In Todesangst rief er Jesus um Hilfe an: „Jesus
aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu
ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“
(Matthäus 14,31)
Diese
Frage kann Jesus auch uns stellen. Warum zweifeln wir an ihm?
Ein
Boot, das ins Wanken gerät, kann ein Symbol für vieles sein: die
christliche Kirche, den Glauben an Jesus Christus selbst, das eigene
Leben. Gelegenheiten für Unsicherheiten und Gefahren gibt es in
unserer Welt genug. Aber die Geschichte vom sinkenden Petrus lehrt
uns, dass wir, die wir an Jesus Christus glauben, uns nicht von Angst
hinunterziehen lassen müsen. Der Messias ist für uns immer da. Das
gilt auch für die größte Bedrohung, die Sünde, die uns von Gott
entfernt und die Einkehr ins Reich Gottes verhindert. Durch seinen
Opfertod am Kreuz hat Jesus Christus uns aber die Hand zur Rettung
vor der Sünde gereicht, damit sie uns nicht in den Abgrund der
Verdammnis stürzen kann – so wie die Wellen Simon Petrus
verschlungen hätten, wenn Jesus nicht seine Hand ergriffen hätte.
Der
heikle Punkt dabei ist aber der Zweifel an der leiblichen
Auferstehung Jesu, der sich im Europa der Gegenwart immer weiter
ausbreitet, weil das nach menschlichem Ermessen gar nicht möglich
ist. Im besten Fall kommt Jesus (sowohl innerhalb der christlichen
Kirchen als auch außerhalb) nur noch als Vertreter der Nächstenliebe
gegenüber Hilfsbedürftigen vor. Seine Lehre vom Reich Gottes, die
das Kernstück seiner Predigten bildete, kennt kaum noch jemand und
interessiert offenbar auch nur noch wenige.
Die
Evangelien berichten, dass Jesus von Nazareth am dritten Tage nach
seiner Kreuzigung von den Toten auferstanden ist. Passiert ist das
Ganze vor rund 2000 Jahren und bezeugen können es nur die Anhänger
des Nazareners. In der Pfingstpredigt verkündete Simon Petrus es
dann öffentlich: „Diesen Jesus hat Gott
auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen.“
(Apostelgeschichte 2,32)
Und obwohl es keine unabhängigen Beobachter gab, die den
Auferstandenen gesehen hatten und dies bestätigen konnten, glaubten
viele Zuhörer dem Jünger. Sie ließen sich taufen und stellten ihr
Leben auf eine neue Basis: der Glaube an den Messias bestimmte ihren
weiteren Weg. Diese Menschen hatten keine Probleme damit, an den
Messias zu glauben und ihm zu vertrauen, obwohl sie den auferstandenen
Herrn nicht persönlich gesehen hatten.
Es ist
wohl wahr, dass sich Menschen auch in religiösen Fragen leichter tun
mit Beweisen, aber wenn sie nur glauben, was sie sehen und erklären
können, sind sie in der Wissenschaft besser aufgehoben. Als Simon
Petrus auf dem Wasser zu Jesus hingehen konnte, bewies es ihm zwar,
dass er tatsächlich seinen Meister vor sich hatte, aber für das
Wunder selbst hatte er keine natürliche Erklärung, und die brauchte
er auch nicht. Er und die anderen elf Jünger begriffen, dass sie den
Messias vor sich hatten, den Gott geschickt hatte: „Die
aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist
wahrhaftig Gottes Sohn!“ (Matthäus
14,33)
Deshalb
können wir vertrauensvoll in die Zukunft blicken, wenn wir an den
auferstandenen Jesus Christus glauben. Denn er hat uns voller Liebe
eingeladen: „Kommt her zu mir alle, die
ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“
(Matthäus 11,28)
das ist eine sehr schöne geschichte, die einem erinnert, dass man gott vertrauen soll- es ist schwer, aber man erkennt, dass er immer bei einem ist
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