Sonntag, 31. Juli 2016


Jesus und der sinkende Petrus auf dem See

Nach der Hinrichtung von Johannes dem Täufer hatte sich Jesus, betroffen von der Bluttat, in eine einsame Gegend am See Genezareth zurückgezogen. Aber eine große Menschenmenge folgte ihm und wollte ihn predigen hören. Erst als es Abend wurde, zertreuten sich die Leute wieder, und Jesus schickte auch seine Jünger weg. Er gebot ihnen, in einem Boot über den See auf die gegenüberliegende Seite zu fahren. Er würde nachkommen.

Endlich war Jesus allein. Er stieg auf einen Berg, um zu beten. Das grausame Schicksal des Täufers erinnerte den Messias aus Nazareth daran, dass ihm derselbe Weg bevorstand. Im Zwiegespräch mit Gott sammelte er neue Kräfte für seine schwere Aufgabe. Nach einigen Stunden der Einkehr stieg Jesus vom Berg herab, um sich zu seinen Jüngern zu begeben.


Inzwischen war auf dem See Genezareth einer der gefürchteten plötzlichen Stürme aufgekommen, und das Boot mit den 12 Männern drohte durch die hohen Wellen zu kentern. 

Die Jünger waren aber schon so weit vom Ufer entfernt, dass sie nicht mehr umkehren konnten. Verzweifelt und in Panik versuchten die Männer das Boot in einen sicheren Hafen zu steuern. Wenn doch nur ihr Meister bei ihnen wäre!

Die Jünger wussten nicht, dass Jesus bereits auf dem Weg zu ihnen war, und sie erwarteten ihn auch gar nicht mehr. Sie waren mitten auf einem See, es gab weit und breit keine Brücken oder andere Schiffe, also war es nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen, dass Jesus sie erreichen konnte. Und als die verängstigten Jünger plötzlich in der sturmgepeitschten Nacht eine Gestalt auf sich zukommen sahen, schrien sie voller Entsetzen: „Es ist ein Gespenst!“ (Matthäus 14,26) Zitternd pressten sie sich aneinander, obwohl ihnen Jesus beruhigend zurief: „Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!“ (Matthäus 14,27)

Das konnte er doch nicht wirklich sein! Ungläubig starrten die Jünger auf die Gestalt, die da angeblich zu Fuß auf dem See zu ihnen gekommen war. Kein Mensch kann auf dem Wasser gehen, entsprechend den Naturgesetzen würde er unweigerlich in den Fluten versinken.
Doch dann nahm Simon Petrus, der immer vorwitziger war als die anderen, allen Mut zusammen und rief: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser!“ (Matthäus 14,28) Auch in der Religion tut man sich leichter mit Beweisen.

Jesus ließ sich darauf ein und forderte seinen Jünger auf, zu ihm hin zu gehen. Und tatsächlich kletterte Simon Petrus aus dem Boot und tastete sich vorsichtig auf dem Wasser auf Jesus zu. Unverwandt starrte er den Meister an und kam ihm Schritt für Schritt näher. Als ihn aber plötzlich eine starke Windböe erfasste, erschrak Simon Petrus und begriff, dass er nur Wasser unter seinen Füßen hatte. Und in demselben Moment, in dem er an der Zusage des Messias zweifelte, begann er zu sinken. In Todesangst rief er Jesus um Hilfe an: „Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Matthäus 14,31)
Diese Frage kann Jesus auch uns stellen. Warum zweifeln wir an ihm?

Ein Boot, das ins Wanken gerät, kann ein Symbol für vieles sein: die christliche Kirche, den Glauben an Jesus Christus selbst, das eigene Leben. Gelegenheiten für Unsicherheiten und Gefahren gibt es in unserer Welt genug. Aber die Geschichte vom sinkenden Petrus lehrt uns, dass wir, die wir an Jesus Christus glauben, uns nicht von Angst hinunterziehen lassen müsen. Der Messias ist für uns immer da. Das gilt auch für die größte Bedrohung, die Sünde, die uns von Gott entfernt und die Einkehr ins Reich Gottes verhindert. Durch seinen Opfertod am Kreuz hat Jesus Christus uns aber die Hand zur Rettung vor der Sünde gereicht, damit sie uns nicht in den Abgrund der Verdammnis stürzen kann – so wie die Wellen Simon Petrus verschlungen hätten, wenn Jesus nicht seine Hand ergriffen hätte.

Der heikle Punkt dabei ist aber der Zweifel an der leiblichen Auferstehung Jesu, der sich im Europa der Gegenwart immer weiter ausbreitet, weil das nach menschlichem Ermessen gar nicht möglich ist. Im besten Fall kommt Jesus (sowohl innerhalb der christlichen Kirchen als auch außerhalb) nur noch als Vertreter der Nächstenliebe gegenüber Hilfsbedürftigen vor. Seine Lehre vom Reich Gottes, die das Kernstück seiner Predigten bildete, kennt kaum noch jemand und interessiert offenbar auch nur noch wenige.

Die Evangelien berichten, dass Jesus von Nazareth am dritten Tage nach seiner Kreuzigung von den Toten auferstanden ist. Passiert ist das Ganze vor rund 2000 Jahren und bezeugen können es nur die Anhänger des Nazareners. In der Pfingstpredigt verkündete Simon Petrus es dann öffentlich: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen.“ (Apostelgeschichte 2,32) Und obwohl es keine unabhängigen Beobachter gab, die den Auferstandenen gesehen hatten und dies bestätigen konnten, glaubten viele Zuhörer dem Jünger. Sie ließen sich taufen und stellten ihr Leben auf eine neue Basis: der Glaube an den Messias bestimmte ihren weiteren Weg. Diese Menschen hatten keine Probleme damit, an den Messias zu glauben und ihm zu vertrauen, obwohl sie den auferstandenen Herrn nicht persönlich gesehen hatten.

Es ist wohl wahr, dass sich Menschen auch in religiösen Fragen leichter tun mit Beweisen, aber wenn sie nur glauben, was sie sehen und erklären können, sind sie in der Wissenschaft besser aufgehoben. Als Simon Petrus auf dem Wasser zu Jesus hingehen konnte, bewies es ihm zwar, dass er tatsächlich seinen Meister vor sich hatte, aber für das Wunder selbst hatte er keine natürliche Erklärung, und die brauchte er auch nicht. Er und die anderen elf Jünger begriffen, dass sie den Messias vor sich hatten, den Gott geschickt hatte: „Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!“ (Matthäus 14,33)
Deshalb können wir vertrauensvoll in die Zukunft blicken, wenn wir an den auferstandenen Jesus Christus glauben. Denn er hat uns voller Liebe eingeladen: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ (Matthäus 11,28)

1 Kommentar:

  1. das ist eine sehr schöne geschichte, die einem erinnert, dass man gott vertrauen soll- es ist schwer, aber man erkennt, dass er immer bei einem ist

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