Der
Anfang der christlichen Kirche
Pfingsten
war für alle Beteiligten ein überwältigendes Ereignis gewesen. Die
Jünger konnten es noch gar nicht fassen, mit welcher Begeisterung
sich die Leute zur Taufe gedrängt hatten. Es sah alles nach einem
glänzenden Sieg des Evangeliums in kürzester Zeit aus: „Aber
alle, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten viele
Dinge gemeinsam.“ (Apostelgeschichte
2,44)

Diese
Einstellung hätte die ersten Christen sehr befremdet. Für sie war
am wichtigsten im Leben das Versprechen Jesu, sie durch seinen
Opfertod am Kreuz von der Sünde erlöst und mit Gott versöhnt zu
haben: „Und in keinem ist das Heil, auch ist
kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir
sollen selig werden.“ (Apostelgeschichte
4,12) Für die urchristliche Gemeinde stand absolut im
Vordergrund, dass ihnen Jesus die Hoffnung gegeben hat in das Reich
Gottes einzugehen, das nach dem Untergang der sichtbaren Welt
anbrechen wird.
Angefangen
hat die christliche Kirche also mit einer kleinen Gruppe von
Menschen, die sich im Glauben an den auferstandenen Herrn Jesus
Christus zusammengefunden hatten und auf das Anbrechen des Reiches
Gottes warteten. Aber von dieser kleinen Schar ging eine die Welt
grundlegend verändernde Bewegung aus, weil die Aposteln den
nicht-getauften Mitmenschen gegenüber ein hohes Verantwortungsgefühl
besaßen. Denn wer nicht an Jesus Christus glaubt, wird vor dem
Gericht Gottes nicht bestehen können. Deshalb wollten sie so viele Menschen wie möglich vor diesem Schicksal durch die Taufe bewahren.
In Erwartung des baldigen Weltunterganges zählten neue
Prioritäten. Man forderte nicht die Abschaffung von Sklaverei und
Frauendiskriminierung, aber man praktizierte sie innerhalb der
Gemeinde nicht. Alle Mitglieder waren (und sind es bis heute)
ungeachtet ihrer Herkunft und ihres Geschlechts gleichwertig und
sitzen bunt zusammengewürfelt gemeinsam im Gebetsraum und am Tisch
des Herrn. Die Gruppe schätzte ökonomische Fragen wegen der
Naherwartung des Weltendes und der ausschließlichen Zuwendung zum
Gottesreich gering und teilte, was sie hatte, untereinander auf.
Die
Urchristen verstanden sich als die „heilige Gemeinschaft der
Endzeit“ und erwarteten die Wiederkunft Jesu noch zu ihren
Lebzeiten. Aber das hatte Jesus nicht zugesagt, im Gegenteil, er hat
den Zeitpunkt offen gelassen: „Darum wachet;
denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!“
(Matthäus 24,42)
Als
die Rückkehr Jesu nicht und nicht eintrat, blieb den Christen nichts
Anderes übrig, als sich in der Welt einzurichten und sich in ihrer
Lebensführung den Zeitumständen anzupassen. Das stellt
grundsätzlich kein Problem dar, wenn man als Christ weiterhin an die
ewig gültigen Wahrheiten des Evangeliums glaubt. Erst wenn man aus
dem Messias Jesus Christus, der für uns am Kreuz gestorben und am
dritten Tage auferstanden ist, einen „normalen“ Menschen macht,
der sich halt sehr engagiert für den Nächsten eingesetzt hat, hat
man sich vom christlichen Glauben abgewandt. Denn die christliche
Religion steht und fällt mit der Menschwerdung Gottes, wie es im
Prolog des Johannesevangeliums steht: „Und
das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine
Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom
Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes
1,14)
Noch
ist es Zeit für den rechten Glauben – aber wir wissen nicht, wie
lange noch.
sehr schön geschrieben, und es regt richtig zum nachdenken an! Gut sich das immer weder ins Gedächtnis zu rufen!
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