Sonntag, 8. Juli 2018


Das Gleichnis vom Feigenbaum im Sommer

Jesus erzählte der Menschenmenge, die sich um ihn versammelt hatte, ein Gleichnis: „Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass jetzt der Sommer nahe ist. So auch ihr: wenn ihr seht, das dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.“ (Lukas 21,29-31)

Die Menschen verstanden Jesus in beiden Punkten. Die meisten der Zuhörer arbeiteten in der Landwirtschaft und kannten den Zusammenhang zwischen Jahreszeit und Ernte. Schließlich war ihre materielle Existenz vom Jahreskreislauf der Natur abhängig. Ernte bedeutete Lebensunterhalt, und so beobachteten die Bauern das Reifen des Obstes auf ihren Bäumen und erkannten daran, dass der Sommer näher kam.

Die Zuhörer begriffen auch den zweiten Teil seines Gleichnisses vom Reich Gottes. Sie hatten die Prophezeiungen der alttestamentlichen Propheten in den Synagogen gehört: „Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ (Jesaja 65,17
Und sie alle kannten die Vorzeichen für dieses Ereignis (nicht aber den Zeitpunkt: der bleibt Gottes Geheimnis). Denn bevor die sichtbare Welt untergeht, wird Gott einen Messias schicken, der durch seine Verkündigung so viele Menschen wie möglich für den Glauben an Gott gewinnen will, um sie ins Reich Gottes zu bringen. Gott will seine Geschöpfe in der neuen Welt um sich haben: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, alle ihr Enden der Erde; denn ich bin Gott und sonst keiner.“ (Jesaja 45,22) Und dieser prophezeite Retter ist Jesus Christus: „Und du, Bethlehem, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ (Micha 5,1) Wenn dieser Messias auf der Erde auftritt, ist dies das Zeichen dafür, dass das Reich Gottes in Reichweite gekommen ist, weil Gott, besorgt um das Seelenheil der von ihm erschaffenen Menschen, nochmals eindringlich die Botschaft an sie sendet: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es gefällt eurem Vater im Himmel, euch sein Reich zu geben.“ (Lukas 12,32)

Aufgrund dieser Messiasprophezeiung sahen die Menschen in Palästina im Auftreten des Jesus von Nazareth nicht die Verrücktheit eines frommen Predigers, sondern die Erfüllung der Zusage Gottes. Und unter diesem Gesichtspunkt beurteilten sie auch Jesu Botschaft: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht Gottes, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurch gedrungen.“ (Johannes 5,24)


Mit seiner Botschaft vom liebenden und verzeihenden Gott rief Jesus seine Zuhörer auf, in ihrem Alltag wieder zu einem Leben mit Gott zurückzukehren. Die Wunder, die Jesus vollbrachte und mit denen er die Menschen so nachhaltig beeindruckte, sollten das Leben im Paradies vorwegnehmen und zeigen, was es dort alles nicht geben wird: keine Ausgrenzung von sogenannten „minderwertigen“ Menschen; keine Naturkatastrophen, denen Mensch und Tier wehrlos zum Opfer fallen; keine Krankheiten und keinen Tod: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“ (Offenbarung 21,4)

Um seinen Zuhörern die grenzenlose Liebe Gottes vor Augen zu führen, erzählte Jesus ihnen auch folgendes Gleichnis: „Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum, und finde keine. So hau ihn ab. Was nimmt er dem Boden die Kraft? Dieser aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge, vielleicht bringt er doch noch Frucht, wenn aber nicht, so hau ihn ab.“ (Lukas 13,6-9) Dieser Weingärtner ist Jesus, er gibt keinen von uns verloren: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.“ (Lukas 5,31.32).  

Erst nach dem Weltuntergang gibt es kein Zurück mehr, dann muss jeder vor dem Gericht Gottes für seinen Glauben und seine Lebensführung gerade stehen. Aber davor bleibt uns Zeit, umzukehren und uns wieder Gott zuzuwenden – wenn wir dazu bereit sind, sind wir Gott jederzeit willkommen: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ (Daniel 9,18b)

1 Kommentar:

  1. Sehr, sehr schön. Mir gefällt der Beitrag sehr gut, und es ist alles wahr!

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