Donnerstag, 1. Januar 2015


Von Vorsätzen, die nicht gut ausgehen, 1. Teil

Es ist das Jahr 192 n.Chr. Über das römische Imperium herrscht seit 12 Jahren Commodus, der leibliche Sohn des Philosophenkaisers Marc Aurel. Einst bestieg er als junger Mann nach dem plötzlichen Tod seines Vaters unter großem Beifall den Thron, doch der Glanz seiner Krone ist längst verblasst. Als er mit 19 Jahren unerwartet früh Kaiser wurde, hatte ihm der kraftvolle Marc Aurel günstige Voraussetzungen hinterlassen. Doch zu seinem Verhängnis zeigt Commodus kein Interesse an den Regierungsgeschäften.
Der Imperator wendet sich lieber anderen Beschäftigungen zu. Er hat den Ehrgeiz als Roms größter Gladiator in die Geschichte einzugehen. So wie einst einer seiner Vorgänger, Nero, lieber ein bedeutender Sänger als ein erfolgreicher Kaiser sein wollte.
Und anstatt im Palast politische Entscheidungen zu treffen, kämpft Commodus Tag für Tag in der Arena mit einem Tierfell bekleidet oder nackt gegen wilde Tiere oder andere Gladiatoren und geht natürlich stets als Sieger hervor. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass er mit diesem einem Imperator unwürdigen Auftreten sein Ansehen in der Bevölkerung ruiniert.
Das Regieren überlässt der Kaiser seinen Günstlingen, die sich nur um ihr eigenes Wohlergehen und nicht um das des Volkes kümmern und ihre Stellung zur persönlichen Bereicherung ausnützen. Kritiker schafft sich Commodus durch Hinrichtungen vom Hals. Die zahlreichen Todesurteile gegen Familienmitglieder, Senatoren und Angehörige der Oberschicht verbreiten Angst und Schrecken. Niemand ist mehr sicher, auch seine engste Umgebung nicht.
Das muss zu ihrer großen Überraschung auch seine Mätresse Marcia, die Christin gewesen sein soll, feststellen. Sie glaubt, Einfluss auf den kaiserlichen Geliebten zu haben, und bemüht sich seit langem, die Extravaganzen des Herrschers zu mäßigen. Marcia ist davon überzeugt, dem Geliebten gegenüber auch Kritik äußern zu dürfen.
So auch am letzten Tag des Jahres 192. Am nächsten Tag, dem ersten des neuen Jahres, werden die Römer zu Ehren ihres ältesten Gottes Janus, dem Doppelgesichtigen, ein großes Fest mit Besuchen und Geschenken feiern. Dieses Fest will Commodus dazu nützen, um sich auf einem Umzug der Bevölkerung nicht in seiner Kaisertracht, sondern als schwerbewaffneter Gladiator zu präsentieren. 

Marcia fleht ihn unter Tränen an, sich nicht so zu entehren. Auch Lätus, der Chef der Prätorianergarde, sowie sein Kammerherr Electus versuchen verzweifelt, den Herrscher von diesem peinlichen Auftritt abzuhalten. Vergebens, Commodus schickt sie alle weg und zieht sich in seine Gemächer zurück. Wütend und enttäuscht darüber, dass selbst seine engsten Vertrauten ihn nicht bewundern und ihn in seinem Gladiatorentraum unterstützen, will er reinen Tisch machen und plant für das neue Jahr einen Neuanfang. Aber nicht in seinem Verhalten, sondern in seiner persönlichen Umgebung. Er sieht seine Aufgabe darin, der Tapferste und Siegreichste in der Arena zu sein. Das Kaisertum ist ihm nur ein Mittel zum Zweck, es gibt ihm die Machtposition zur Erfüllung seines Traumes. Er hat den festen Vorsatz, im neuen Jahr nur noch seiner – vermeintlichen - Bestimmung zu leben und alles aus dem Weg zu räumen, das sich dazwischen stellt. 


Soweit sein Beschluss, den er aber sofort in die Tat umsetzt. Commodus begibt sich also in seine Gemächer und schreibt auf eine kleine Tafel die Namen jener Personen, die in der folgenden Nacht hingerichtet werden sollen: Marcia, Lätus und Electus. Und weil er wild entschlossen ist, kein Hindernis mehr auf seinem neuen Weg zu dulden, fügt er auch die Namen all jener Männer hinzu, die seinem Vater treu gedient haben. Der Kaiser will einen radikalen Schnitt machen.
Er versteckt das Schriftstück in seinem Zimmer, um es zu gegebener Zeit dem Henker auszuhändigen, aber zu seinem Verhängnis findet es Marcia noch am selben Nachmittag. So erfahren seine dem Tod geweihten Freunde von Commodus' finsteren Plänen und haben die Chance, ihnen zuvorzukommen. Sie verlieren auch keine Zeit: um ihr eigene Leben zu retten, müssen sie den Kaiser töten. Es gibt keine andere Möglichkeit.
Marcia nutzt ihre Vertrauensstellung und mischt Commodus Gift in den Wein, den der ahnungslose Kaiser trinkt. Er weiß ja nicht, dass seine Geliebte ihr Todesurteil gelesen hat. Aber der Herrscher stirbt nicht daran, weil er das meiste erbricht. In Panik geraten überreden die drei Verschwörer den kräftigen Sklaven Narcissus, den Kaiser zu erwürgen, was dieser auch sogleich tut.
Der Zeitpunkt seiner Ermordung, die Silvesternacht, ist insofern günstig, weil die ausgelassenen Belustigungen der letzten Nacht des Jahres die römische Bevölkerung ablenken und die Mörder unbeachtet bleiben. Außerdem ist Commodus inzwischen so verhasst, dass ihm wohl niemand zu Hilfe gekommen wäre, selbst wenn man seine Schreie gehört hätte. Der einhellige Jubel über den Tod des Tyrannen bestätigt dies.
Die Hoffnung der Römer auf bessere Zeiten erfüllt sich nicht. Das Römische Reich geht schweren Jahren mit häufig wechselnden, gewalttätigen und unfähigen Kaisern entgegen. Commodus hinterlässt seinen Nachfolgern ein zerrüttetes Staatswesen, das aufgrund des häufigen Herrscherwechsels im 3. Jh. nicht mehr in Ordnung gebracht werden kann. Roms Abstieg als Kaiserreich unter heidnischer Herrschaft beginnt. 


Am Ende des 2. Jh. gab es christliche Gemeinden in den meisten Ländern des Mittelmeerraumes. Die Anzahl der Christen insgesamt war gering, sie lebten zunächst mehr in den Städten als am Land. Der Schwerpunkt lag im Osten des Reiches. Abgesehen von den wenigen größeren Städten lagen die einzelnen Gemeinden weit auseinander. Und es gab Gebiete, wo das Christentum noch völlig unbekannt war. 


Aber trotz aller Schwierigkeiten wuchs die christliche Kirche, und bereits 200 Jahre später sollte sie von Kaiser Theodosius I. zur Staatsreligion erklärt und alle heidnischen Kulte verboten werden.

1 Kommentar:

  1. spannend! wie sich jemand so ändern kann :) habe wieder was neues dazu gelernt!

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