Von
Vorsätzen, die nicht gut ausgehen, 1. Teil
Es ist
das Jahr 192 n.Chr. Über das römische Imperium herrscht seit 12
Jahren Commodus, der leibliche Sohn des Philosophenkaisers Marc
Aurel. Einst bestieg er als junger Mann nach dem plötzlichen Tod
seines Vaters unter großem Beifall den Thron, doch der Glanz seiner
Krone ist längst verblasst. Als er mit 19 Jahren unerwartet früh
Kaiser wurde, hatte ihm der kraftvolle Marc Aurel günstige
Voraussetzungen hinterlassen. Doch zu seinem Verhängnis zeigt
Commodus kein Interesse an den Regierungsgeschäften.
Der
Imperator wendet sich lieber anderen Beschäftigungen zu. Er hat den
Ehrgeiz als Roms größter Gladiator in die Geschichte einzugehen. So
wie einst einer seiner Vorgänger, Nero, lieber ein bedeutender
Sänger als ein erfolgreicher Kaiser sein wollte.
Und
anstatt im Palast politische Entscheidungen zu treffen, kämpft
Commodus Tag für Tag in der Arena mit einem Tierfell bekleidet oder
nackt gegen wilde Tiere oder andere Gladiatoren und geht natürlich
stets als Sieger hervor. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass er mit
diesem einem Imperator unwürdigen Auftreten sein Ansehen in der
Bevölkerung ruiniert.
Das
Regieren überlässt der Kaiser seinen Günstlingen, die sich nur um
ihr eigenes Wohlergehen und nicht um das des Volkes kümmern und ihre
Stellung zur persönlichen Bereicherung ausnützen. Kritiker schafft
sich Commodus durch Hinrichtungen vom Hals. Die zahlreichen
Todesurteile gegen Familienmitglieder, Senatoren und Angehörige der
Oberschicht verbreiten Angst und Schrecken. Niemand ist mehr sicher,
auch seine engste Umgebung nicht.
Das
muss zu ihrer großen Überraschung auch seine Mätresse Marcia, die
Christin gewesen sein soll, feststellen. Sie glaubt, Einfluss auf den
kaiserlichen Geliebten zu haben, und bemüht sich seit langem, die
Extravaganzen des Herrschers zu mäßigen. Marcia ist davon
überzeugt, dem Geliebten gegenüber auch Kritik äußern zu dürfen.
So
auch am letzten Tag des Jahres 192. Am nächsten Tag, dem ersten des
neuen Jahres, werden die Römer zu Ehren ihres ältesten Gottes
Janus, dem Doppelgesichtigen, ein großes Fest mit Besuchen und
Geschenken feiern. Dieses Fest will Commodus dazu nützen, um sich
auf einem Umzug der Bevölkerung nicht in seiner Kaisertracht,
sondern als schwerbewaffneter Gladiator zu präsentieren.
Soweit
sein Beschluss, den er aber sofort in die Tat umsetzt. Commodus
begibt sich also in seine Gemächer und schreibt auf eine kleine
Tafel die Namen jener Personen, die in der folgenden Nacht
hingerichtet werden sollen: Marcia, Lätus und Electus. Und weil er
wild entschlossen ist, kein Hindernis mehr auf seinem neuen Weg zu
dulden, fügt er auch die Namen all jener Männer hinzu, die seinem
Vater treu gedient haben. Der Kaiser will einen radikalen Schnitt
machen.
Er
versteckt das Schriftstück in seinem Zimmer, um es zu gegebener Zeit
dem Henker auszuhändigen, aber zu seinem Verhängnis findet es
Marcia noch am selben Nachmittag. So erfahren seine dem Tod geweihten
Freunde von Commodus' finsteren Plänen und haben die Chance, ihnen
zuvorzukommen. Sie verlieren auch keine Zeit: um ihr eigene Leben zu
retten, müssen sie den Kaiser töten. Es gibt keine andere Möglichkeit.
Marcia
nutzt ihre Vertrauensstellung und mischt Commodus Gift in den Wein,
den der ahnungslose Kaiser trinkt. Er weiß ja nicht, dass seine
Geliebte ihr Todesurteil gelesen hat. Aber der Herrscher stirbt nicht
daran, weil er das meiste erbricht. In Panik geraten überreden die
drei Verschwörer den kräftigen Sklaven Narcissus, den Kaiser zu
erwürgen, was dieser auch sogleich tut.
Der
Zeitpunkt seiner Ermordung, die Silvesternacht, ist insofern günstig,
weil die ausgelassenen Belustigungen der letzten Nacht
des Jahres die römische Bevölkerung ablenken und die Mörder
unbeachtet bleiben. Außerdem ist Commodus inzwischen so verhasst,
dass ihm wohl niemand zu Hilfe gekommen wäre, selbst wenn man seine
Schreie gehört hätte. Der einhellige Jubel über den Tod des
Tyrannen bestätigt dies.
Die
Hoffnung der Römer auf bessere Zeiten erfüllt sich nicht. Das
Römische Reich geht schweren Jahren mit häufig wechselnden,
gewalttätigen und unfähigen Kaisern entgegen. Commodus hinterlässt
seinen Nachfolgern ein zerrüttetes Staatswesen, das aufgrund des
häufigen Herrscherwechsels im 3. Jh. nicht mehr in Ordnung gebracht
werden kann. Roms Abstieg als Kaiserreich unter heidnischer
Herrschaft beginnt.
Am
Ende des 2. Jh. gab es christliche Gemeinden in den meisten Ländern
des Mittelmeerraumes. Die Anzahl der Christen insgesamt war gering,
sie lebten zunächst mehr in den Städten als am Land. Der
Schwerpunkt lag im Osten des Reiches. Abgesehen von den wenigen
größeren Städten lagen die einzelnen Gemeinden weit auseinander.
Und es gab Gebiete, wo das Christentum noch völlig unbekannt war.
Aber trotz aller Schwierigkeiten wuchs die christliche Kirche, und
bereits 200 Jahre später sollte sie von Kaiser Theodosius I. zur
Staatsreligion erklärt und alle heidnischen Kulte verboten werden.
spannend! wie sich jemand so ändern kann :) habe wieder was neues dazu gelernt!
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