Das
Schwert des Glaubens
„Selig
sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
(Matthäus
5,9)
Nachdem
Jesus seine Heimat verlassen hatte und nach Jerusalem gegangen war,
zeichnete sich das Ende seiner Mission ab. Obwohl der Meister in
Galiläa seinen Jüngern wiederholt seinen Tod in der heiligen Stadt
angekündigt hatte, sah nach seinem umjubelten Einzug in Jerusalem
alles nach einem Triumpf aus. Doch Jesus wusste, dass seine
geistlichen Feinde sich davon nicht beeindrucken lassen würden.

Auf
seine Verhaftung und seinen gewaltsamen Tod in Jerusalem durch die
Obrigkeit hatte Jesus seine Jünger in Galiläa mehrmals hingewiesen:
„Denn der Messias wird verhaftet werden, und
er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, und sie
werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er
auferstehen.“ (Lukas
18,32.33) Die
Jünger zeigten sich damals begriffsstutzig und erfassten den Sinn seiner
Rede nicht, aber so viel hatten sie verstanden, dass es in Jerusalem
für ihren Meister lebensgefährlich werden würde. Und offenbar
hatten sie hinter dem Rücken ihres Meisters für den Ernstfall
vorgesorgt.
Denn
jetzt, als sie beim Abschiedsessen mit Jesus um den Tisch saßen und
er nochmals von seiner bevorstehenden Verurteilung als Verbrecher
sprach, zogen sie plötzlich Waffen hervor:
„Herr,
siehe, hier sind zwei Schwerter.“ (Lukas
22,38a) Aber Jesus wollte sie nicht nehmen und lehnte das
Angebot ab: „Er aber sprach zu ihnen: Es ist
genug.“ (Lukas
22,38b) Danach stand er
auf und ging hinaus an den Ölberg in den Garten Gethsemane.
Die
Jünger folgten ihm – und nahmen die Schwerter mit. Die Szene, die
sich bei Jesu Verhaftung in Gethsemane abspielte, ist jedem bekannt.
Die Soldaten kamen mit Judas Ischariot an der Spitze, um Jesus in
Stricken abzuführen. Die Jünger, zu diesem Zeitpunkt noch mutig,
fragten ihren Meister: „Herr, sollen wir mit
dem Schwert dreinschlagen?“ (Lukas
22,49) Und ohne auf eine Antwort zu warten nahm einer von
ihnen das Schwert, schlug nach einem der Soldaten und hieb ihm das
Ohr ab. Das war nicht im Sinne Jesu: „Er
sprach: Lasst ab! Nicht weiter! Und rührte das Ohr an und heilte
ihn.“ (Lukas 22,51)
Danach ließ sich Jesus ohne Gegenwehr verhaften, seine Jünger aber
flohen in großer Angst.
Die
Jünger hatten Jesus auch diesmal, wie schon früher in Galiläa,
missverstanden. Über die Verständnislosigkeit seiner engsten
Weggefährten war Jesus oft enttäuscht gewesen. Doch geduldig hatte
er sie stets über den tieferen Sinn seiner Gleichnisse aufgeklärt.
Schließlich würden sie eines Tages seine Mission weiterführen.
Es
gehörte zur Besonderheit seiner Predigten, dass Jesus in
Bildergeschichten sprach. Die Beispiele aus der Lebenswelt seiner
Zuhörer sollten den Leuten theologische Themen anschaulich näher
bringen. Denn der größte Teil von ihnen gehörte der einfachen
Landbevölkerung an, die die Religion, ihre Werte und Regeln aus der
Praxis kannte und nicht durch das Studium wissenschaftlicher Werke.
Und so
rief Jesus in seiner radikalen Art sich auszudrücken den Menschen
zu: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich
gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht
gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“
(Matthäus 10,34)

Denn
nicht alle Menschen, die das Evangelium hören, werden sich taufen
lassen. Und nicht alle, die die Taufe verweigern, werden jene
tolerieren, die sich zu Jesus Christus bekennen. Der Riss wird nicht
nur durch ein Volk gehen, sondern schon bei den Familien anfangen.
Das Evangelium wendet sich an den einzelnen, für den durch die Taufe
ein neues Leben beginnt. Doch der Glaube an Jesus ist nicht nur das
Auswechseln eines Gottesbildes. Es bedeutet den Bruch mit religiösen
und gesellschaftlichen Traditionen und in weiterer Folge eine neue
Lebensweise nach neuen ethischen Geboten. Das zieht Veränderungen im
familiären Zusammenleben nach sich, die durch keine Zugeständnisse
abgemildert werden können. Denn Jesus fordert für seine Nachfolge:
„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich,
der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als
mich, der ist meiner nicht wert.“ (Matthäus
10,37)

Jesus
zeigt uns durch sein Verhalten bei seiner Verhaftung, dass er von der
Anwendung von Gewalt nichts hält. Er will die Verteidigung des
Glaubens durch Standhaftigkeit der Gläubigen, die selbst unter
Todesgefahr ihrem Herrn nicht abschwören: „Und
wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist
meiner nicht wert.“ (Matthäus
10,38)

Jesus
hat durch Gewaltlosigkeit eine neue Weltordnung begründet. Dort, wo
ein echtes Schwert bei seiner Gefangennahme in Gethsemane gezogen
wurde, lehnte er seinen Einsatz ab und ist damit für uns Christen
ein Vorbild. Nach der Himmelfahrt Jesu bewiesen auch seine
Jünger, dass sie endlich ihren Herrn richtig verstanden hatten. Als
Apostel missionierten sie völlig gewaltfrei und trugen das
Evangelium zu den Menschen im ganzen Römischen Reich. Viele von
ihnen starben für ihren Glauben einen gewaltsamen Tod, aber sie
widerstanden der Verlockung, selbst zum Schwert zu
greifen. Das Toleranzedikt von Mailand im Jahre 313, in dem Kaiser
Konstantin I. die christliche Religion erlaubte, sollte ihnen Recht
geben.
Der
Apostel Paulus mahnt in seinem Brief an die Christen in Rom:
„Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid
auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist's möglich, soviel an
euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“ (Römer
12,17.18)

immer gut, sich dieses in erinnerung zu rufen, denn wir neigen leicht dazu vergeltung ausüben zu wollen, und sei es noch so klein.
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