Es
ist ein Ros entsprungen
So
beginnt eines der schönsten deutschsprachigen Weihnachtslieder,
dessen ersten beiden Strophen im 16. Jahrhundert in Trier geschrieben
wurden.
Es
ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart,
wie
uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art,
und
hat ein Blümlein bracht,
mitten
im kalten Winter wohl zu der halben Nacht.
Das
Blümlein, das ich meine, davon Jesaja sagt,
hat
uns gebracht alleine Marie, die reine Magd,
aus
Gottes ewgem Rat
hat
sie ein Kind geboren, welches uns selig macht.
Der
Verfasser des Liedes bezieht sich auf die Messiasprophezeiungen des
Propheten Jesaja aus dem Alten Testament. Dieser große Seher aus dem
Königreich Juda trat im 8. Jahrhundert in Jerusalem auf. Über seine
Person ist wenig bekannt: sein Vater hieß Amoz, verheiratet war er
mit einer Prophetin, deren Name unbekannt bleibt und mit der er zwei
Söhne hatte.
Jesaja
ist der erste Schriftprophet im Südreich Juda, der sich allerdings
auch an das Nordreich Israel wendet. Er hat Zugang zu König und
höheren Beamtenkreisen und weiß Bescheid über politische und
soziale Verhältnisse. Dies könnte auf eine vornehme Abstammung
hinweisen und darauf, dass er in Jerusalem aufgewachsen ist. Aber
Beweise gibt es dafür nicht.
Jesaja
trat in einer bedrängten Zeit öffentlich auf. Assyrien war zur
beherrschenden Macht im Orient aufgestiegen und duldete keinen
Widerstand. Staaten, die unabhängig bleiben wollten, konnten sich
mit hohen Tributzahlungen frei kaufen, so wie Juda. Israel, der
nördliche Bruderstaat, und Syrien dagegen wagten den militärischen
Aufstand und versuchten auch Juda für ihre antiassyrische Allianz zu
gewinnen. Jesaja warnte eindringlich davor. Er sah darin den falschen
Weg – die Vernichtung Israels sollte ihm Recht geben – und riet
dem jüdischen König, sich jeder direkten Aktion zu enthalten und
stattdessen auf den heiligen Gott zu vertrauen. Nur dieser allein
könne Unheil abwenden und die Bewohner Judas retten.
Jesajas
Prophezeiungen sind ein überzeugendes Eintreten für den Glauben an
die Allmacht Gottes. Er verkündet, dass die
Errettung aus großer Gefahr durch den Messias, den Gesandten Gottes,
erfolgt und nicht durch Menschen mit ihren Waffen: „Und
ein Spross wird hervorgehen aus dem Stamm Isais, und ein Zweig aus
seinen Wurzeln wird Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist
Gottes, des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der
geist des Rates und der Stärke. Der Geist der Erkenntnis und der
Furcht des Herrn.“(11,1.2)
Die
Evangelisten Matthäus und Lukas erinnern sich in einer späteren
Zeit, in der die Bedrängnis wiederum groß ist, an diese
Messiasprophezeiung und stellen sie ihren Evangelien voran. Die
beiden neutestamentlichen Verfasser gehören der zweiten Generation
der christlichen Kirche an und sehen sich mit einer schweren Krise
des Christentums konfrontiert, die ihr Handeln erfordert. Die
Aposteln der urchristlichen Gemeinde, allen voran Paulus, hatten
angekündigt, dass kein Getaufter sterben wird, bevor Jesus Christus
zurückkehren und das Reich Gottes anbrechen wird. Nun aber sind seit
Pfingsten viele Christen gestorben, und die Gegner der neuen Religion
spotten über sie und zweifeln daran, dass Jesus von Nazareth der
verheißene Messias ist. Mit Hilfe ihrer Evangelien wollen Matthäus
und Lukas den Nachweis erbringen, dass Jesus von Nazareth sehr wohl
der im Alten Testament prophezeite Retter der
Welt ist, und nur die Aposteln den Zeitpunkt seiner Rückkehr am Ende
der Zeit falsch verstanden haben. Tatsächlich hat sich Jesus in
seinen Predigten nie auf einen Termin festgelegt, sondern immer
darauf hingewiesen, dass wir so leben müssen, dass wir jederzeit auf
seine Rückkehr vorbereitet sind. Jesus warnte stets: „Darum
wachet: denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt!“
(Matth
24,42)
Indem
Matthäus und Lukas auf die Jesaja-Prophezeiungen zurückgreifen und
in ihren Geburtsgeschichten zitieren, belegen sie die Legitimität
Jesu von Nazareth als den von Gott gesandten Messias. Alles, was die
alttestamentlichen Propheten über das Kommen des Erlösers
niedergeschrieben haben, trifft auf Jesus von Nazareth zu. Damit
beweisen sie, dass die Spötter Unrecht haben und die Christen zu
Recht an Jesus von Nazareth als ihren Messias glauben und auf ihn
alle Hoffnungen setzen.
Jesaja
bezeichnet den Messias in Kapitel 9,1 auch als großes Licht, das dem
Volk, das im Finstern wandelt, hell scheinen wird. Ein Vergleich, den
Jesus in seinen Predigten bestätigt: „Ich
bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt,
nicht in der Finsternis bleibe.“ (Johannes
Evangelium 12,46)
Zu
Weihnachten feiern wir die Geburt des Messias mit einem hell
erleuchteten Nadelbaum. Es ist die Winterzeit, in der die Dunkelheit früh
hereinbricht. Und das Erstrahlen der Kerzen am Heiligen Abend steht
als Symbol dafür, dass wir in einer Welt voller Leid und Unrecht
nicht verloren sind, sondern Gott sich unser erbarmt hat und uns aus
Liebe den Retter von Sünde und Tod geschickt
hat.
Jesus
spricht: „Ich bin das
Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der
Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes
Evangelium 8,12)
das lied ist wirklich sehr schön! mir war die religiöse bedeutung nie klar, aber ich habe wieder was gelernt ;)
AntwortenLöschenich werd das liedchen jetzt mit einem anderen sinn singen (haha)