Der Turmbau zu Babel
(1
Mose 11,1 – 9)
Die
Sintflut hat alle Menschen außer Noah, seine Frau sowie ihre drei
Söhne und deren Ehefrauen vernichtet. Von diesen sechs Überlebenden
wurde nun von neuem die ganze Erde bevölkert. Weil alle Menschen von
dieser einen Familie abstammten, hatten auch alle ein und dieselbe
Sprache. Das erleichterte ihr Zusammenleben sehr, denn sie konnten
sich über alles problemlos verständigen.
Die
Geschichte vom Turmbau spielt in einer Zeit, in der die Schrecken der
Sintflut bereits vergessen waren. Die Menschen hatten ein neues
Selbstwertgefühl entwickelt und wollten ihre Tüchtigkeit zur Schau
stellen. Ein Turm, der durch seine einzigartige Höhe weithin zu
sehen ist, musste her. Alle sollten und wollten auch mithelfen.
Die
Spitze des Turmes sollte bis an den Himmel reichen. So wollten die
Menschen Gott zeigen, wie nahe sie ihm schon gekommen sind. Seit
seiner Erschaffung, selbst im Paradies, wurden dem Menschen von Gott
Grenzen gesetzt. Diese Grenzen wollten die Menschen aber nie
anerkennen, immer wieder stießen und stoßen sie an sie. Der
Mensch hat Probleme damit, nicht die letzte Autorität zu sein und
Gott über sich zu wissen.
Auch
in der Erzählung vom Turmbau zu Babel erwies sich am Ende Gott als
der Sieger. Er verhielt sich aber bereits sehr gemäßigt im
Vergleich zu seinen vorhergehenden Reaktionen auf die Auflehnung der
Menschen: Adam und Eva vertrieb er aus dem Paradies, die Menschen zur
Zeit Noahs ließ er in der Sintflut umkommen. Aber die Frömmigkeit
Noahs rührte Gott und er
versprach: „Solange
die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze,
Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
(1 Mose 8,22)
Nun
lehnten sich die Menschen neuerlich gegen ihren Schöpfer auf. Aber
als Gott herniederfuhr und die Stadt und den Turm sah, den die
Menschenkinder bauten, erinnerte er sich an sein Gelöbnis und setzte
seine Allmacht auf eine andere Weise durch. Er unterbrach einfach die
Kommunikation zwischen den aufmüpfigen Menschen. Über Nacht
veranlasste der allmächtige Schöpfer, dass jeder auf der Baustelle
in einer anderen Sprache redete. Und als die Menschen einander nicht
mehr verstanden, konnten sie auch nicht mehr miteinander arbeiten. Es
kam zu fruchtlosen Streitereien, und letztendlich gingen die Menschen
auseinander und besiedelten andere Gegenden. Sie mussten anerkennen,
dass sie Gottes Allmacht nichts entgegen zu setzen hatten.
Das
können wir auch heute nicht, obwohl immer mehr Menschen davon
überzeugt sind. Entweder leben sie nach dem Motto: was ich nicht
sehen kann, existiert auch nicht; oder sie nehmen Gottes Allmacht
nicht ernst und finden Gott nur nützlich, wenn sie in Not sind.
Der
Mensch hat nach wie vor Probleme damit, nicht die letzte Autorität
in der Welt zu sein und Gott als Macht über sich zu haben. Er
strebt wie frühere Generationen danach, Gott durch seine eigenen
Regeln zu ersetzen, aber die Methode ist eine andere geworden.
Die
Vorstellung, mit einem Turm in das Reich Gottes vorstoßen zu können,
hat sich inzwischen überlebt. Seit Kopernikus wissen wir, dass die
Erde keine Scheibe ist, über der sich der Himmel wölbt, sondern
dass unsere Lebenswelt von einer Atmosphäre umhüllt ist.
Und
vor circa 2000 Jahren hat Jesus Christus das Evangelium in die Welt
gebracht und der Allmacht Gottes das Angsteinflößende genommen.
Seit Jesus Christus wissen wir, wer der Gott der Bibel wirklich ist:
der Vater, der nicht nur Mitleid hat mit seinen Kindern, sondern mit
ihnen mitleidet. Am Kreuz wurde offenbar, dass Gottes Liebe eine
Liebe bis in den Tod ist.
Der
Gott, an den die Christen glauben, ist ein liebender und ein
vergebender Gott. In Jesus Christus offenbart er seine Liebe und
Vergebung endgültig und unwiderruflich. Darauf können wir
vertrauen, denn in seiner Barmherzigkeit liegt unsere Hoffnung.
Gott
wird immer die Macht über uns sein, denn er hat uns erschaffen und
nicht wir ihn. Aber diese Allmacht ist von Liebe geprägt, die Gottes
Zorn über unsere Sündhaftigkeit überlagert und beruhigt Deshalb
können wir im ersten Teil des Glaubensbekenntnisses aus tiefster
Überzeugung beten:
„Ich
glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den
Schöpfer des Himmels und der Erde.“
schon komisch, wie wir Menschen ticken, weil wir lernen sowieso nie wirklich. Komisch, dass es so ist.
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