Sonntag, 31. Januar 2016


Der Turmbau zu Babel

(1 Mose 11,1 – 9)


Die Sintflut hat alle Menschen außer Noah, seine Frau sowie ihre drei Söhne und deren Ehefrauen vernichtet. Von diesen sechs Überlebenden wurde nun von neuem die ganze Erde bevölkert. Weil alle Menschen von dieser einen Familie abstammten, hatten auch alle ein und dieselbe Sprache. Das erleichterte ihr Zusammenleben sehr, denn sie konnten sich über alles problem­los verständigen.

Die Geschichte vom Turmbau spielt in einer Zeit, in der die Schrecken der Sintflut bereits vergessen waren. Die Menschen hatten ein neues Selbstwertgefühl entwickelt und wollten ihre Tüchtigkeit zur Schau stellen. Ein Turm, der durch seine einzigartige Höhe weithin zu sehen ist, musste her. Alle sollten und wollten auch mithelfen.
Die Spitze des Turmes sollte bis an den Himmel reichen. So wollten die Menschen Gott zeigen, wie nahe sie ihm schon gekommen sind. Seit seiner Erschaffung, selbst im Paradies, wurden dem Menschen von Gott Grenzen gesetzt. Diese Grenzen wollten die Menschen aber nie anerkennen, immer wieder stießen und stoßen sie an sie. Der Mensch hat Probleme damit, nicht die letzte Autorität zu sein und Gott über sich zu wissen.

Auch in der Erzählung vom Turmbau zu Babel erwies sich am Ende Gott als der Sieger. Er verhielt sich aber bereits sehr gemäßigt im Vergleich zu seinen vorhergehenden Reaktionen auf die Auflehnung der Menschen: Adam und Eva vertrieb er aus dem Paradies, die Menschen zur Zeit Noahs ließ er in der Sintflut umkommen. Aber die Frömmigkeit Noahs rührte Gott und er versprach: Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1 Mose 8,22)


Nun lehnten sich die Menschen neuerlich gegen ihren Schöpfer auf. Aber als Gott herniederfuhr und die Stadt und den Turm sah, den die Menschenkinder bauten, erinnerte er sich an sein Gelöbnis und setzte seine Allmacht auf eine andere Weise durch. Er unterbrach einfach die Kommunikation zwischen den aufmüpfigen Menschen. Über Nacht veranlasste der allmächtige Schöpfer, dass jeder auf der Baustelle in einer anderen Sprache redete. Und als die Menschen einander nicht mehr verstanden, konnten sie auch nicht mehr miteinander arbeiten. Es kam zu fruchtlosen Streitereien, und letztendlich gingen die Menschen auseinander und besiedelten andere Gegenden. Sie mussten anerkennen, dass sie Gottes Allmacht nichts entgegen zu setzen hatten.

Das können wir auch heute nicht, obwohl immer mehr Menschen davon überzeugt sind. Entweder leben sie nach dem Motto: was ich nicht sehen kann, existiert auch nicht; oder sie nehmen Gottes Allmacht nicht ernst und finden Gott nur nützlich, wenn sie in Not sind.
Der Mensch hat nach wie vor Probleme damit, nicht die letzte Autorität in der Welt zu sein und Gott als Macht über sich zu haben. Er strebt wie frühere Generationen danach, Gott durch seine eigenen Regeln zu ersetzen, aber die Methode ist eine andere geworden.

Die Vorstellung, mit einem Turm in das Reich Gottes vorstoßen zu können, hat sich inzwischen überlebt. Seit Kopernikus wissen wir, dass die Erde keine Scheibe ist, über der sich der Himmel wölbt, sondern dass unsere Lebenswelt von einer Atmosphäre umhüllt ist.
Und vor circa 2000 Jahren hat Jesus Christus das Evangelium in die Welt gebracht und der Allmacht Gottes das Angsteinflößende genommen. Seit Jesus Christus wissen wir, wer der Gott der Bibel wirklich ist: der Vater, der nicht nur Mitleid hat mit seinen Kindern, sondern mit ihnen mitleidet. Am Kreuz wurde offenbar, dass Gottes Liebe eine Liebe bis in den Tod ist.

Der Gott, an den die Christen glauben, ist ein liebender und ein vergebender Gott. In Jesus Christus offenbart er seine Liebe und Vergebung endgültig und unwiderruflich. Darauf können wir vertrauen, denn in seiner Barmherzigkeit liegt unsere Hoffnung.
Gott wird immer die Macht über uns sein, denn er hat uns erschaffen und nicht wir ihn. Aber diese Allmacht ist von Liebe geprägt, die Gottes Zorn über unsere Sündhaftigkeit überlagert und beruhigt Deshalb können wir im ersten Teil des Glaubensbekenntnisses aus tiefster Überzeugung beten:


Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.“

1 Kommentar:

  1. schon komisch, wie wir Menschen ticken, weil wir lernen sowieso nie wirklich. Komisch, dass es so ist.

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