Das Leben ist wüst(e) - aber nicht leer
Von einer solchen mühevollen Zeit der Wüstendurchquerung schreibt Paulus in seinem 1. Brief an die Korinther. Der Apostel erinnert an das Schicksal der Israeliten in der Steinwüste von Sinai und benennt es als Beispiel für eine Zeitspanne des Verzichts, in der man sich bewähren muss. Die Korinther sollen aus dem Schicksal der Hebräer lernen.
Das größte Problem während einer langen „Durststrecke“ ist die Erschöpfung, wenn die Belastungen nicht und nicht enden wollen. Wie lange hält man sie aus? Wie stark erweist sich der Glaube in der Bewährung? Gilt die Zuversicht „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du Herr, bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich!“ (Psalm 23,4) Das Bild, das der Psalmist zeichnet, ist das des Ideals eines gläubigen Menschen. Aber wie wir schon bei Petrus gesehen haben, kann jeder Mensch unter massivem Druck einknicken – auch wenn er in guten Zeiten das kategorisch ausschließt. Auch Petrus konnte sich nicht vorstellen, als treuer Jünger im entscheidenden Moment der Prüfung zu versagen: „Und wenn ich mit dir sterben müsste, will ich dich nicht verleugnen!“ (Matthäus 26,35), versprach er Jesus beim Abschiedsmahl. Stunden später wird Petrus aber genau dies machen, weil ihn die Bedrängnisse seine besten Vorsätze vergessen ließen.
Auch das Volk Israel hatte die besten Absichten, seinem Gott auch in schlimmsten Zeiten unbeirrt treu zu bleiben, aber wie in den Büchern Mose nachzulesen ist, gelang das sehr vielen nicht. Mit zunehmendem Leidensdruck machte sich Unverständnis über Gott breit, der seine Anhänger so lange so einem kargen Leben aussetzte.
Ausgehend vom Beispiel der Wüstenwanderung geht Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther auf die Gefahr ein, dass Menschen unter dem Druck enormer Belastungen Gott untreu werden können. Vor allem, wenn sich wie bei den Israeliten die „Durststrecke“ hinzieht. Der Apostel lässt keinen Zweifel daran, dass das jedem passieren kann, deshalb warnt er vor Selbstüberschätzung: „Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.“ (1. Korintherbrief 10,12)
Mit dem Hinweis auf Gottes Beistand beginnt Paulus seinen Vergleich: „Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsere Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind.“ (1 Korintherbrief 10,1) Mit diesem Rückblick in die Religionsgeschichte beginnt Paulus seine Warnung an die Korinther, dass der Glaube an Gott kein Anrecht auf ein sorgenfreies Leben beinhaltet. Das heißt aber nicht, dass Gott sich nicht um die Menschen kümmert, die an ihn glauben – allerdings nicht auf die bequeme Weise, die letztere sich wünschen. Und die sie offenbar nach einer gewissen Zeit des Darbens einfordern: „Wie lange murrt diese böse Gemeinde gegen mich?“ (4 Mose 14,27a)
Nun war es ja nicht so, dass die Hebräer in der Wüste von Sinai vor Hunger und Durst umkamen. Gott ließ Manna vom Himmel regnen und alle wurden von diesem Brot satt. Aber „die Israeliten aßen Manna vierzig Jahre lang, bis sie in bewohntes Land kamen; bis an die Grenze des Landes Kanaan aßen sie Manna.“ (2 Mose 16,35) Und anstatt dankbar dafür zu sein, in einer kargen Natur genug zu essen zu bekommen, regten sich die Menschen über diese langweilige Speise auf: „Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere Augen sehen nichts als das Manna. Es war aber das Manna wie Koriandersamen und anzusehen wie Bedolachharz.“ (4 Mose 11,5-7)
Wie Paulus in seinem Brief an die Korinther weiter ausführt, suchten viele frustrierte Israeliten nach einem Ausweg aus ihrem tristen Dasein, das Gott ihnen zugemutet hat. Besonders enttäuschend für Gott war die Hinwendung einer großen Anzahl von Hebräern zu einer anderen Gottheit, von der sie sich die Rückkehr zur früheren Bequemlichkeit erhofften. Der „Tanz um das goldene Kalb“ war ein schwerer Affront gegen Gott. Und so mahnt der Apostel: „Werdet nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es wurden, wie geschrieben steht in 2 Mose 32,6: Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu tanzen.“ (1 Korintherbrief 10,7)
Den angestrebten Ausweg aus dem Elend haben die ungetreuen Israeliten nach ihrer Abwendung von Gott nicht gefunden. Denjenigen, die ihm nicht mehr vertrauen wollten, ging es noch schlechter als vorher, weil sie den Halt und die Geborgenheit des Glaubens verloren hatten. Das hätte nicht sein müssen, wie der Psalmist mahnt: „Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch!“ (Psalm 68,20) Gott wendet sich niemals von den Menschen ab, auch dann nicht, wenn sie murren und hadern.
Das versucht Paulus den Korinthern deutlich zu machen: „Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr’s ertragen könnt.“ (1 Korintherbrief 10,13) Und so kam es auch für die Hebräer, die mit ihren menschlichen Schwächen nicht fertig geworden waren. Nach Jahren der entbehrungsreichen Wanderung durch die Wüste führte Gott das Volk Israel endlich wie versprochen in das Land, in dem Milch und Honig fließen, Kanaan.
Aber die Bibel sagt den Gläubigen die Gewissheit auf die Treue Gottes zu: „Der Herr weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten, die Ungerechten aber festzuhalten für den Tag des Gerichts, um sie zu strafen.“ (2 Petrusbrief 2,9) Die Entscheidung, zu welcher Gruppe man gehören will, trifft jeder Mensch selbst. Dass Geld aber wirklich eine größere Sicherheit bietet als der Beistand Gottes, ist ein Trugschluss, dem Christen nicht zum Opfer fallen sollten. Noch einmal wollen wir Paulus sprechen lassen und auf seine Worte hören: „Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“ (1 Korintherbrief 1,9)
Ein wunderschöner Beitrag, der daran erinnert, was wirklich zählt :)
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