„Ich
bin der Weinstock, ihr seid die Reben.
Wer
in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht;
denn
ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Johannes
15,5)
Jesus
hat in seinen sieben „Ich-bin-Reden“ im Johannes Evangelium
Bilder aus der Lebenswelt seiner Zuhörer genommen, um ihnen seine
Bedeutung als Erlöser der Welt ohne theologische Spitzfindigkeiten
zu erklären. Die „heilige Zahl 7“ ist mit Vorsatz gewählt, denn
sie soll darauf hinweisen, dass er, Jesus von Nazareth, der von Gott
erwählte Messias ist, der zur Errettung der Menschen geschickt wurde. Der Glaube an ihn als Heiland der Welt bewirkt die
Versöhnung mit Gott und die Erlösung von den Sünden, die die
Entfremdung von Gott verschuldet haben.
Die
meisten Bewohner im Norden Israels lebten von der Landwirtschaft.
Deshalb erklärte Jesus seine Predigten bevorzugt durch Vergleiche
aus der ländlichen Umgebung.
Zu den
wichtigsten Einnahmequellen in seiner Heimat gehörte der Weinbau.
Die Menschen in Galiläa waren in ihrer Existenz davon abhängig,
dass die Ernten reichhaltig ausfielen. Wenn die Fässer voll waren,
mussten die Familien nicht hungern und ihre Zukunft war gesichert.
Um
reichhaltige Erträge einbringen zu können, war nicht nur das Wetter
ausschlaggebend, sondern auch die Gesundheit der angebauten
Kulturpflanzen.
Ein
Bauer, der viele Weintrauben lesen wollte, um einen schmackhaften
Wein zu keltern, musste auf seine Weinstöcke acht geben: denn sie
waren Fundament und Halt für die Trauben, die an ihrem Geäst
hingen. Denn nur ein gesunder
Stamm trieb gesunde Früchte aus.
Dasselbe
gilt für die Religion. Nur der Glaube an die rechte Lehre kann den
Menschen das Heil bringen. Deshalb forderte Jesus seine Zuhörer auf:
„Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe
keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am
Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.“
(Johannes 15,4) Die
Menschenmenge damals verstand seine Botschaft, und viele schlossen
sich dem Rabbi aus Nazareth an. Sie begriffen, dass, wer an das
Evangelium Jesu glaubte und danach lebte, ein „neuer“ Mensch
wurde. Vieles, was vorher Bedeutung hatte, wie Reichtum, Macht und
Egoismus auf Kosten anderer, wurde für die Anhänger des Messias
unwichtig. Von nun an bildete Gott das Zentrum ihres Lebens, nach ihm
richteten sie ihre Entscheidungen aus.
Die
Botschaft Jesu wendete sich nicht nur an seine Zeitgenossen, sondern sie hat
ewige Gültigkeit – sie ist demnach auch an uns heute gerichtet.
Aber immer mehr verhallt das Evangelium ungehört.
Der
gesunde Weinstock Jesus Christus ist nach wie vor ein gesunder
Weinstock, aber immer weniger Reben bleiben an ihm. Moderne Menschen
suchen sich andere Götter und Götzen, weil diese mehr Vorteile
versprechen oder gerade chic sind. Die Menschen, die dem christlichen
Glauben den Rücken kehren, denken, sie brauchen Jesus Christus nicht
mehr. Seine Botschaft ist ihnen unbequem, und die leibliche
Auferstehungslehre klingt in den Ohren der heutigen wissenschaftshörigen Menschen unglaubwürdig.
Was
aber dabei herauskommt, wenn Christen nichts mehr mit Jesus Christus
zu tun haben wollen, kann man jeden Tag aus den Medien erfahren:
Gewalt und Gewinnsucht, Intoleranz und Rücksichtslosigkeit – eine
Welt, die immer kälter wird, weil die Nächstenliebe immer mehr
erkaltet.
Wie
wichtig es Jesus ist, die Menschen für das Evangelium und damit für
ein Leben mit Gott zu gewinnen, zeigt sein Verhalten beim
Abschiedsmahl mit seinen Jüngern vor seiner Verhaftung. Nachdem er
das Brot geteilt hatte, „nahm er den Kelch
und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; das ist
mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der
Sünden.“ (Matthäus
26,27.28)
Die Frucht des „wahren“ Weinstocks dient ihm als
Symbol für seine neu gegründete Glaubensgemeinschaft. Dieser Bund,
den Jesus mit seinen Jüngern schließt und der auch seine Anhänger
in der Zukunft miteinbezieht, soll das feste Fundament sein, auf das
die Christen ihr Leben und ihre Hoffnung aufbauen können und sollen.
Dieser
Bund, den Jesus auf dem Kreuz mit seinem tatsächlichen Blut
bekräftigt hat, hat rund zwei Jahrtausende gehalten. Aber wenn man
sich den Zustand der christlichen Kirche (egal welcher Konfession)
heute anschaut, kommt man ins Grübeln: wohin ist der Glaube an Jesus
Christus, den Erlöser, verschwunden? Und warum kann er mit anderen
Heilsverkündigungen nicht mehr mithalten?
Es ist
Herbst geworden in Mitteleuropa und die welken Blätter fallen von
den Bäumen - und von den Weinstöcken. Im Frühling werden sie
wieder austreiben und neue Früchte hervorbringen.
ich bin überzeugt davon, dass Jesus bei uns ist und uns immer helfen wird!
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