Samstag, 17. März 2018


Die Heilung eines Blinden bei Jericho

Auf dem Weg nach Jerusalem kam Jesus durch die Stadt Jericho. Außerhalb des Ortes saß am Wegesrand ein blinder Bettler namens Bartimäus. Sein Schicksal war schwer. Durch seine Blindheit hatte Bartimäus keine Möglichkeit, sich seinen Lebensunterhalt durch Berufstätigkeit zu verdienen. Er musste bettelnd auf das Mitleid der Leute hoffen, um nicht zu verhungern. Wodurch er sein Augenlicht verloren hatte, wird im Bibeltext nicht gesagt. Aber klar ist, dass es der damaligen Medizin nicht möglich war, ihn zu heilen. Es gab auch keine Einrichtungen, die Menschen mit einem körperlichen Gebrechen auffingen und förderten. Wer eine Behinderung hatte, wurde von der Gemeinschaft nur geduldet und fristete ein einsames und entbehrungsreiches Leben.

Bartimäus war sich über die Perspektivenlosigkeit seines Lebens bewusst. Geduldig saß er Tag für Tag an der Straße und bat Vorübergehende um Almosen. Aber dann passierte ein Ereignis, das Bartimäus in helle Aufregung versetzte: „Als er hörte, dass Jesus von Nazareth vorüber ging, fing er an zu schreien und zu flehen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ (Markus 10,47) Der Ruf des Wanderpredigers aus Galiläa, der nicht nur fesselnde Reden über Gott hielt, sondern auch Menschen heilte, die als unheilbar galten, war bis zu den Bewohnern des südlich gelegenen Jericho vorgedrungen. Bartimäus sah eine Chance auf ein neues Leben, mit der er überhaupt nicht mehr gerechnet hatte. Er musste es nur noch schaffen, den frommen Prediger, der für seine Barmherzigkeit Ausgegrenzten gegenüber berühmt war, auf sich aufmerksam zu machen. Den Umstehenden war das Geschrei des Blinden etwas peinlich, und sie versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen. Die Leute fürchteten, dass es dem Rabbi aus Galiläa vielleicht unangenehm sein könnte, auf seinem Weg nach Jerusalem aufgehalten zu werden. Aber Jesus hatte nie etwas Besseres zu tun, wenn jemand nach ihm rief.

Und deshalb schaffte es der Bettler, der sich nicht beruhigen ließ, ohne Probleme, Jesus auf sich aufmerksam zu machen: „Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!“ (Markus 10,49) Eilig warf Bartimäus seinen Mantel von sich, sprang auf und ging auf Jesus zu, der ihn fragte: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ (Markus 10,51a) Demütig und vertrauensvoll antwortete ihm der Blinde: „Rabbuni, dass ich sehend werde!“(Markus 10,51b) Bartimäus wusste natürlich, dass ihm diesen Wunsch nur der Messias, der Gesandte Gottes, erfüllen konnte, denn nur dieser hatte von Gott die Vollmacht dazu erhalten. Aber der blinde Mann hegte nicht den geringsten Zweifel, den von den Propheten verheißenen Messias vor sich zu haben. Und das erkannte Jesus und sprach zu Bartimäus: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“(Markus 10,52)

Für Bartimäus begann nach seiner Heilung ein neues Leben. Was würde er damit anfangen? Er konnte als Sehender nun überall hingehen. Aber die Begegnung mit dem Messias hatte ihn innerlich aufgewühlt und seinen Blick auf die Werte seiner Gesellschaft verändert. Deshalb wollte Bartimäus nur noch einen Weg einschlagen: den als Jünger des Herrn. Durch die Begegnung mit Jesus war er ein anderer Mensch geworden mit neuen Prioritäten. Der Glaube an den Messias wurde für Bartimäus zum neuen Lebensinhalt. Deshalb schloss sich Bartimäus Jesus an und ging mit ihm nach Jerusalem. Dort verliert sich seine Spur. Die Apostelgeschichte berichtet namentlich über die zu Missionaren gewordenen galiläischen Jünger und Paulus, aber die urchristliche Gemeinde bestand aus einer Vielzahl von Getauften, die mit ihrer Lebensführung für ihren Glauben warben. Es ist naheliegend anzunehmen, dass zu diesen auch Bartimäus gehörte.

Jesus hat Bartimäus sehend gemacht, damit er wieder am Gemeinschaftsleben teilnehmen konnte, und uns öffnet er durch sein Vorbild die Augen, damit wir ein neues Zusammenleben, das von Barmherzigkeit geprägt ist, begründen können: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Gemeinde seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Johannes 13,34.35) Wo könnte man also besser aufgehoben sein als in einer christlichen Gemeinschaft, in der nicht Leistung und Überlegenheit zählen, sondern Verständnis und Mitgefühl und jeder gleich viel wert ist?

1 Kommentar:

  1. Es ist ein heres Ziel zu Jesus zu gehören, untereinander lieben ist schwer, weil man das nicht steuern kann, aber versuchen kann man es.
    Es ist ein sehr interessanter Text und spannend im Inhalt :)

    AntwortenLöschen