Die
Heilung eines Blinden bei Jericho
Auf dem Weg nach Jerusalem kam
Jesus durch die Stadt Jericho. Außerhalb des Ortes saß am Wegesrand
ein blinder Bettler namens Bartimäus. Sein Schicksal war schwer.
Durch seine Blindheit hatte Bartimäus keine Möglichkeit, sich
seinen Lebensunterhalt durch Berufstätigkeit zu verdienen. Er musste
bettelnd auf das Mitleid der Leute hoffen, um nicht zu verhungern.
Wodurch er sein Augenlicht verloren hatte, wird im Bibeltext nicht
gesagt. Aber klar ist, dass es der damaligen Medizin nicht möglich
war, ihn zu heilen. Es gab auch keine Einrichtungen, die Menschen mit
einem körperlichen Gebrechen auffingen und förderten. Wer eine
Behinderung hatte, wurde von der Gemeinschaft nur geduldet und
fristete ein einsames und entbehrungsreiches Leben.
Bartimäus war sich über die
Perspektivenlosigkeit seines Lebens bewusst. Geduldig saß er Tag für
Tag an der Straße und bat Vorübergehende um Almosen. Aber dann
passierte ein Ereignis, das Bartimäus in helle Aufregung versetzte:
„Als
er hörte, dass Jesus von Nazareth vorüber ging, fing er an zu
schreien und zu flehen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
(Markus
10,47) Der Ruf des
Wanderpredigers aus Galiläa, der nicht nur fesselnde Reden über
Gott hielt, sondern auch Menschen heilte, die als unheilbar galten,
war bis zu den Bewohnern des südlich gelegenen Jericho vorgedrungen.
Bartimäus sah eine Chance auf ein neues Leben, mit der er überhaupt
nicht mehr gerechnet hatte. Er musste es nur noch schaffen, den
frommen Prediger, der für seine Barmherzigkeit Ausgegrenzten
gegenüber berühmt war, auf sich aufmerksam zu machen. Den
Umstehenden war das Geschrei des Blinden etwas peinlich, und sie
versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen. Die Leute fürchteten, dass
es dem Rabbi aus Galiläa vielleicht unangenehm sein könnte, auf
seinem Weg nach Jerusalem aufgehalten zu werden. Aber Jesus hatte nie
etwas Besseres zu tun, wenn jemand nach ihm rief.
Und deshalb schaffte es der
Bettler, der sich nicht beruhigen ließ, ohne Probleme, Jesus auf
sich aufmerksam zu machen: „Und
Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den
Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!“
(Markus
10,49) Eilig warf
Bartimäus seinen Mantel von sich, sprang auf und ging auf Jesus zu,
der ihn fragte: „Was
willst du, dass ich für dich tun soll?“
(Markus
10,51a) Demütig
und vertrauensvoll antwortete ihm der Blinde: „Rabbuni,
dass ich sehend werde!“(Markus
10,51b) Bartimäus
wusste natürlich, dass ihm diesen Wunsch nur der Messias, der
Gesandte Gottes, erfüllen konnte, denn nur dieser hatte von Gott die
Vollmacht dazu erhalten. Aber der blinde Mann hegte nicht den
geringsten Zweifel, den von den Propheten verheißenen Messias vor
sich zu haben. Und das erkannte Jesus und sprach zu Bartimäus: „Geh
hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und
folgte ihm nach auf dem Wege.“(Markus
10,52)
Für Bartimäus begann nach
seiner Heilung ein neues Leben. Was würde er damit anfangen? Er
konnte als Sehender nun überall hingehen. Aber die Begegnung mit dem
Messias hatte ihn innerlich aufgewühlt und seinen Blick auf die
Werte seiner Gesellschaft verändert. Deshalb wollte Bartimäus nur
noch einen Weg einschlagen: den als Jünger des Herrn. Durch die
Begegnung mit Jesus war er ein anderer Mensch geworden mit neuen
Prioritäten. Der Glaube an den Messias wurde für Bartimäus zum
neuen Lebensinhalt. Deshalb schloss sich Bartimäus
Jesus an und ging mit ihm nach Jerusalem. Dort verliert sich seine
Spur. Die Apostelgeschichte berichtet namentlich über die zu
Missionaren gewordenen galiläischen Jünger und Paulus, aber die
urchristliche Gemeinde bestand aus einer Vielzahl von Getauften, die
mit ihrer Lebensführung für ihren Glauben warben. Es ist
naheliegend anzunehmen, dass zu diesen auch Bartimäus gehörte.
Jesus hat Bartimäus sehend
gemacht, damit er wieder am Gemeinschaftsleben teilnehmen konnte, und
uns öffnet er durch sein Vorbild die Augen, damit wir ein neues
Zusammenleben, das von Barmherzigkeit geprägt ist, begründen
können: „Ein
neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich
euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird
jedermann erkennen, dass ihr meine Gemeinde seid, wenn ihr Liebe
untereinander habt.“
(Johannes
13,34.35) Wo könnte
man also besser aufgehoben sein als in einer christlichen
Gemeinschaft, in der nicht Leistung und Überlegenheit zählen,
sondern Verständnis und Mitgefühl und jeder gleich viel wert ist?
Es ist ein heres Ziel zu Jesus zu gehören, untereinander lieben ist schwer, weil man das nicht steuern kann, aber versuchen kann man es.
AntwortenLöschenEs ist ein sehr interessanter Text und spannend im Inhalt :)