Samstag, 22. Dezember 2018


Das Jesuskind bekommt Besuch

Die Geburt eines Babys ist in der Familie immer ein freudiges Ereignis, das gebührend gefeiert wird. Alle sind über die Ankunft des neuen Erdenbürgers entzückt. Es kommen Verwandte und Freunde zu Besuch, um zu gratulieren und den Neuankömmling zu bestaunen. Denn ein Neugeborenes ist immer ein kleines Wunder des Lebens und ein großes Glück für die Eltern und Angehörigen. Und diese freudige Anteilnahme wollen Familienmitglieder und Bekannte zeigen, indem sie dem Baby einen Besuch abstatten und ihm meist auch etwas mitbringen.


Besuch bekam auch das neugeborene Jesuskind – von Leuten, mit denen die Eltern nicht gerechnet hatten. Aber dies zeigte Josef und Maria, dass ihr kleiner Sohn nicht irgendein Säugling war, sondern der von den Propheten verheißene Messias. Nach den aufregenden Tagen nach der Geburt und in den folgenden Jahren des normalen Alltags in Nazareth werden die Eltern diese Prophezeiung verdrängen. Ihr Kind wuchs wie andere jüdische Buben auf dem Land auf und erlernte der Tradition entsprechend als ältester Sohn den Zimmermannsberuf des Vaters. Erst der erwachsene Jesus wird dann als Wanderprediger in Galiläa seine Familie mit seiner göttlichen Mission konfrontieren und sie vor eine schwierige Situation stellen. Aber noch war es nicht so weit, erst einmal freuten sich Josef und Maria über die Geburt ihres ersten Kindes.

Der Evangelist Matthäus schreibt, dass Josef mit seiner Ehefrau Maria in Bethlehem lebte, und sie dort in seinem Haus ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt brachte. Nichts deutete darauf hin, dass sie bald ihr Heim verlassen werden müssen. Aber dann legten theologisch gebildete Männer aus dem Morgenland eine Prophezeiung falsch aus. Sie suchten den neugeborenen König, den ihnen ein Komet verkündet hatte, im Königspalast. Erst nach diesem Umweg fanden sie das richtige Neugeborene in Josefs Haus und „sie fielen nieder, beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ (Matthäus 2,11b) 
Die Folgen dieses gutgemeinten Besuches waren fatal: König Herodes, der keinen Konkurrenten neben sich duldete (und deshalb nicht davor zurückgeschreckt war, drei seiner Söhne hinrichten zu lassen), wollte sich auch dieses möglicherweise gefährlichen Säuglings durch Gewalt entledigen. Die Familie musste nach Ägypten fliehen. Nach dem Tod des Herodes kehrten Josef und Maria mit ihrem kleinen Kind nach Palästina zurück. Sie mieden jedoch Bethlehem und ließen sich in Nazareth nieder. Denn Archelaos, des Herodes Nachfolger, stand in dem Ruf, genauso grausam zu sein wie sein Vater, und Bethlehem gehörte zu seinem Herrschaftsgebiet Judäa. Nazareth aber lag im nördlichen Galiläa, das sein Bruder Herodes Antipas erbte, der als wesentlich milder galt. Dort wuchs Jesus auch tatsächlich unbehelligt auf.

Der Evangelist Lukas berichtet von einer ganz anderen Besuchergruppe: Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.“ (Lukas 2,8) Sie werden nicht durch sternenkundige Bücher auf die Geburt des Messias aufmerksam gemacht, sondern durch einen Engel, einen Boten Gottes, der ihnen verkündete: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids, in Bethlehem. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. (Lukas 2,11.12) Auch wenn die Hirten ihre Zeit nicht damit verbrachten, religiöse Texte zu studieren, wussten sie sehr wohl über die alttestamentliche Ankündigung von der Geburt des Messias, des Erlösers der Welt, Bescheid. Sie taten also das Erscheinen des Engels nicht als Hirngespinst ab, sondern beschlossen, sich das neugeborene Kind anzuschauen: „Und als der Engel von ihnen gen Himmel fuhr, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ (Lukas 2,15) Und tatsächlich trafen sie die Situation an, die ihnen der Engel verheißen hatte, und sie erkannten in dem Säugling den künftigen Messias: „Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen über dieses Kind in der Krippe gesagt war.“ (Lukas 2,17) Bald aber geriet das Ereignis von Bethlehem bei den Hirten und ihren Bekannten wieder in Vergessenheit, weil ein Neugeborenes eben noch keinen nachhaltigen öffentlichkeitswirksamen Auftritt haben kann. Josef und Maria aber traten die Rückreise nach Nazareth an, wo Jesus aufwachsen und das einfache Leben eines Landkindes führen wird.

Die Botschaft der Geburtsgeschichten lautet: Jesus freut sich über jeden, der den Weg zu ihm findet. Ihm sind alle willkommen, seien es Angehörige der Oberschicht oder der einfachen Bevölkerung, seinen es Inländer oder Ausländer, Männer oder Frauen. Auch der Bildungsgrad spielt keine Rolle. Und es ist auch stets Platz für jene, die noch einer anderen Religion angehören. Jesus ist für jeden einzelnen Menschen auf die Welt gekommen, um ihm von der Liebe Gottes zu predigen.

Die Leute, die dem neugeborenen Jesus ihre Aufwartung gemacht haben, sind als Besucher gekommen und nach den Glückwünschen wieder weggegangen. Die Menschen, die den Weg zum erwachsenen Jesus gefunden haben, sind bei ihm geblieben und haben sich als seine Jünger und Jüngerinnen seinem Evangelium angeschlossen. Die Nachfolge Jesu Christi wurde zu ihrem Lebensinhalt: „Herr, wohin sollen wir sonst gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir glauben und erkennen: Du allein bist der Heilige Gottes!“ (Johannes 6,68.69)

Die beiden Evangelisten stimmen in ihren Texten über die Geburt Jesu nicht überein, aber sie ergänzen einander. Matthäus erzählt vom Besuch aus der reichen, städtischen Oberschicht, Lukas dagegen lässt die einfachen Leute vom Lande zum neugeborenen Heiland kommen. Aber in einem Punkt stimmen beide Evangelisten überein: alle Besucher beugten ehrfurchtsvoll ihre Knie vor dem Jesuskind, weil sie in ihm den von Gott gesandten Messias erkannten - oder wie es der Evangelist Johannes poetisch ausdrückt: „Jesus Christus ist das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die zu ihm kommen.“ (Johannes 1,9)

2 Kommentare:

  1. (Ich glaube, mein Kommentar wurde nicht abgeschickt :S Falls doch, steht er dann halt zwei mal hier xD)

    Sehr schöner Text! Ich finde es sehr interessant, dass die Texte so verschieden sind, aber sich doch so gut ergänzen! An die Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe) habe ich mich auch erinnert und habe deswegen, hier bei mir heroben alleine, am Abend am 24. noch etwas Stimmung gemacht, um zu feiern, indem ich Weihrauch und Myrrhe geräuchert habe! Statt Gold habe ich getrocknete Mandarinen-Schalen genommen! Ich habe vor einigen Wochen das Räuchern mit Harzen und getrockneten Pflanzen und so entdeckt, und finde es sehr schön und stimmig :D Der letzte Spruch ist wirklich sehr poetisch, und es ist schön, zu wissen, dass jeder und zu jeder Zeit zu ihm kommen kann!

    AntwortenLöschen
  2. Ein sehr schöner und spannender Beitrag! Ich finde es auch sehr schön zu wissen, dass jeder zu Gott kommen kann, egal woher er kommt. Ich denke, dass es einem ein sicheres Gefühl gibt, dass man nie wirklich alleine ist :)
    die Geschichte von Jesus' Geburt fand ich auch sehr interessant un dschön zu lesen!

    AntwortenLöschen