Das
Jesuskind bekommt Besuch
Die
Geburt eines Babys ist in der Familie immer ein freudiges Ereignis,
das gebührend gefeiert wird. Alle sind über die Ankunft des neuen
Erdenbürgers entzückt. Es kommen Verwandte und Freunde zu Besuch,
um zu gratulieren und den Neuankömmling zu bestaunen. Denn ein
Neugeborenes ist immer ein kleines Wunder des Lebens und ein großes
Glück für die Eltern und Angehörigen. Und diese freudige
Anteilnahme wollen Familienmitglieder und Bekannte zeigen, indem sie
dem Baby einen Besuch abstatten und ihm meist auch etwas mitbringen.
Besuch
bekam auch das neugeborene Jesuskind – von Leuten, mit denen die
Eltern nicht gerechnet hatten. Aber dies zeigte Josef und Maria, dass
ihr kleiner Sohn nicht irgendein Säugling war, sondern der von den
Propheten verheißene Messias. Nach den aufregenden Tagen nach der
Geburt und in den folgenden Jahren des normalen Alltags in Nazareth
werden die Eltern diese Prophezeiung verdrängen. Ihr Kind wuchs wie
andere jüdische Buben auf dem Land auf und erlernte der Tradition
entsprechend als ältester Sohn den Zimmermannsberuf des Vaters. Erst
der erwachsene Jesus wird dann als Wanderprediger in Galiläa seine
Familie mit seiner göttlichen Mission konfrontieren und sie vor eine
schwierige Situation stellen. Aber noch war es nicht so weit, erst
einmal freuten sich Josef und Maria über die Geburt ihres ersten
Kindes.
Der
Evangelist Matthäus schreibt, dass Josef mit seiner Ehefrau Maria in
Bethlehem lebte, und sie dort in seinem Haus ihr erstes Kind, einen
Sohn, zur Welt brachte. Nichts deutete darauf hin, dass sie bald ihr
Heim verlassen werden müssen. Aber dann legten theologisch gebildete Männer aus dem
Morgenland eine
Prophezeiung falsch aus. Sie suchten den neugeborenen König, den
ihnen ein Komet verkündet hatte, im Königspalast. Erst nach diesem
Umweg fanden sie das richtige Neugeborene in Josefs Haus und „sie
fielen nieder, beteten es an und taten ihre Schätze auf und
schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ (Matthäus 2,11b)
Die Folgen dieses gutgemeinten Besuches waren fatal: König Herodes,
der keinen Konkurrenten neben sich duldete (und deshalb nicht davor
zurückgeschreckt war, drei seiner Söhne hinrichten zu lassen),
wollte sich auch dieses möglicherweise gefährlichen Säuglings
durch Gewalt entledigen. Die Familie musste nach Ägypten fliehen.
Nach dem Tod des Herodes kehrten Josef und Maria mit ihrem kleinen
Kind nach Palästina zurück. Sie mieden jedoch Bethlehem und ließen
sich in Nazareth nieder. Denn Archelaos, des Herodes Nachfolger,
stand in dem Ruf, genauso grausam zu sein wie sein Vater, und
Bethlehem gehörte zu seinem Herrschaftsgebiet Judäa. Nazareth aber
lag im nördlichen Galiläa, das sein Bruder Herodes Antipas erbte,
der als wesentlich milder galt. Dort wuchs Jesus auch tatsächlich
unbehelligt auf.
Der
Evangelist Lukas berichtet von einer ganz anderen Besuchergruppe:
„Und es waren
Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten
des Nachts ihre Herde.“ (Lukas 2,8) Sie werden nicht durch
sternenkundige Bücher auf die Geburt des Messias aufmerksam gemacht,
sondern durch einen Engel, einen Boten Gottes, der ihnen verkündete:
„Euch ist heute der Heiland geboren, welcher
ist Christus, der Herr, in der
Stadt Davids, in Bethlehem.
Und das habt zum Zeichen: ihr werdet
finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.“
(Lukas 2,11.12) Auch wenn die Hirten ihre Zeit nicht damit
verbrachten, religiöse Texte zu studieren, wussten sie sehr wohl
über die alttestamentliche Ankündigung von der Geburt des Messias,
des Erlösers der Welt, Bescheid. Sie taten also das Erscheinen des
Engels nicht als Hirngespinst ab, sondern beschlossen, sich das
neugeborene Kind anzuschauen: „Und als der
Engel von ihnen gen Himmel fuhr, sprachen die Hirten untereinander:
Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da
geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ (Lukas 2,15)
Und tatsächlich trafen sie die Situation an, die ihnen der Engel
verheißen hatte, und sie erkannten in dem Säugling den künftigen
Messias: „Als sie es aber gesehen hatten,
breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen über dieses Kind in der
Krippe gesagt war.“ (Lukas 2,17) Bald aber geriet das
Ereignis von Bethlehem bei den Hirten und ihren Bekannten wieder in
Vergessenheit, weil ein Neugeborenes eben noch keinen nachhaltigen
öffentlichkeitswirksamen Auftritt haben kann. Josef und Maria aber
traten die Rückreise nach Nazareth an, wo Jesus aufwachsen und das
einfache Leben eines Landkindes führen wird.
Die
Botschaft der Geburtsgeschichten lautet: Jesus freut sich über
jeden, der den Weg zu ihm findet. Ihm sind alle willkommen, seien es
Angehörige der Oberschicht oder der einfachen Bevölkerung, seinen
es Inländer oder Ausländer, Männer oder Frauen. Auch der
Bildungsgrad spielt keine Rolle. Und es ist auch stets Platz für
jene, die noch einer anderen Religion angehören. Jesus ist für
jeden einzelnen Menschen auf die Welt gekommen, um ihm von der Liebe
Gottes zu predigen.
Die
Leute, die dem neugeborenen Jesus ihre Aufwartung gemacht haben, sind
als Besucher gekommen und nach den Glückwünschen wieder
weggegangen. Die Menschen, die den Weg zum erwachsenen Jesus gefunden
haben, sind bei ihm geblieben und haben sich als seine Jünger und
Jüngerinnen seinem Evangelium angeschlossen. Die Nachfolge Jesu
Christi wurde zu ihrem Lebensinhalt: „Herr,
wohin sollen wir sonst gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und
wir glauben und erkennen: Du allein bist
der Heilige Gottes!“ (Johannes 6,68.69)
Die
beiden Evangelisten stimmen in ihren Texten über die Geburt Jesu
nicht überein, aber sie ergänzen einander. Matthäus erzählt vom
Besuch aus der reichen, städtischen Oberschicht, Lukas dagegen lässt
die einfachen Leute vom Lande zum neugeborenen Heiland kommen. Aber
in einem Punkt stimmen beide Evangelisten überein: alle Besucher
beugten ehrfurchtsvoll ihre Knie vor dem Jesuskind, weil sie in ihm
den von Gott gesandten Messias erkannten - oder wie es der Evangelist
Johannes poetisch ausdrückt: „Jesus Christus
ist das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die zu ihm
kommen.“ (Johannes 1,9)
(Ich glaube, mein Kommentar wurde nicht abgeschickt :S Falls doch, steht er dann halt zwei mal hier xD)
AntwortenLöschenSehr schöner Text! Ich finde es sehr interessant, dass die Texte so verschieden sind, aber sich doch so gut ergänzen! An die Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe) habe ich mich auch erinnert und habe deswegen, hier bei mir heroben alleine, am Abend am 24. noch etwas Stimmung gemacht, um zu feiern, indem ich Weihrauch und Myrrhe geräuchert habe! Statt Gold habe ich getrocknete Mandarinen-Schalen genommen! Ich habe vor einigen Wochen das Räuchern mit Harzen und getrockneten Pflanzen und so entdeckt, und finde es sehr schön und stimmig :D Der letzte Spruch ist wirklich sehr poetisch, und es ist schön, zu wissen, dass jeder und zu jeder Zeit zu ihm kommen kann!
Ein sehr schöner und spannender Beitrag! Ich finde es auch sehr schön zu wissen, dass jeder zu Gott kommen kann, egal woher er kommt. Ich denke, dass es einem ein sicheres Gefühl gibt, dass man nie wirklich alleine ist :)
AntwortenLöschendie Geschichte von Jesus' Geburt fand ich auch sehr interessant un dschön zu lesen!